Presse

In unserer Praxis: Ärztekammerpräsident Quitterer und Gesundheitsminister Holetschek werben für mehr Hitzeschutz im Gesundheitssektor
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Münchner Merkur: Ärzte begrüßen Stiko-Entscheidung
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COVuR COVID-19 und Recht: Mit viel persönlichem Engagement und teils auch einer dicken Haut haben wir die ersten Monate gut überstanden
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Bayerische Staatszeitung: Virenfreie Sprechstunden
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Münchner Merkur: Infektion oder Heuschnupfen?
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B2 Notizbuch - Corona heute: Wie verhalte ich mich richtig?
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Münchner Merkur: Corona-Schutz: Diese Impfungen machen Sinn
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Nachrichten aus dem Rathaus: Martinsplatz mit fulminantem Fest eingeweiht
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Münchner Merkur: Das gehört in die Hausapotheke
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Bayerischer Hausärzteverband: Kann mir durchaus vorstellen, mich eines Tages als Internist und Allgemeinmediziner auf dem Land niederzulassen
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Focus-Gesundheit: Prof. Dr. med. Jörg Schelling als empfohlener Arzt 2018 in der Region München ausgezeichnet​
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Artikel Abendzeitung: So bleiben Sie im Winter-Endspurt gesund
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Artikel Münchner Merkur: Reden kann Pillen sparen
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Artikel Münchner Merkur: Die Dosis macht das Gift
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Leserbrief Münchner Merkur: Enorme Leistungen moderner Medizin
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Artikel Münchner Merkur: Ein Mediziner gibt Tipps gegen die Hitze
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Artikel Münchner Merkur: Medizin oder Mythos: Wir bringen Licht ins Dunkel
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Artikel Münchner Merkur: Arztpraxen im Würmtal registrieren heuer überdurchschnittlich viele Heuschnupfen-Patienten
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Artikel Abendzeitung: Ursachen und Symptome: Bloß erkältet? Oder schon Grippe?
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Artikel Ärzte Zeitung: Neuer Lehrstuhl - Großartige Chance für München
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Artikel Der Hausarzt: Wir wollen unsere hausärztliche Arbeit sichtbar machen
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Artikel ärztliches journal reise & medizin: Impf-Prophylaxe in der Hausarztpraxis: Was ist neu? Was wird diskutiert?
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Artikel Hallertau Info: Mama, wo ist mein Impfpass?
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Artikel tz: Impfen - muss das sein?
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Artikel MMW Fortschritte der Medizin: Software denkt an jede Impfung
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Artikel Münchner Merkur: Experten-Tipps gegen die Schnupfennase
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Artikel Münchner Merkur: Der Hausarzt wird nie wegrationalisiert
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Artikel Münchner Ärztliche Anzeigen: Neues Institut für Allgemeinmedizin an der LMU München
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Artikel Klinikum aktuell: Besseres Image für den Hausarzt
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Artikel Klinikum aktuell: Immer kalte Füße?
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Artikel Deutsches Ärzteblatt: Jörg Schelling, Werbung für den Hausarzt
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Pressemitteilung: Neu an der LMU, das Institut für Allgemeinmedizin
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Artikel Ärzte Zeitung: Uni wertet Allgemeinmedizin auf
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Artikel Münchner Merkur: Reisemedizin
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Artikel Ärzte Zeitung: Impfmanagement in der Hausarztpraxis
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Artikel Fit +50: Die nächste Grippewelle kommt bestimmt
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Artikel Münchner Merkur: Dr. Schelling übergibt an seine Söhne
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In unserer Praxis: Ärztekammerpräsident Quitterer und Gesundheitsminister Holetschek werben für mehr Hitzeschutz im Gesundheitssektor
Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), und Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, machen sich für mehr Hitzeschutz in Praxen und Kliniken stark. Bei einem Besuch in der hausärztlichen Praxis von Professor Dr. Jörg Schelling im oberbayerischen Martinsried, in der Hitzeschutz bereits aktiv und konsequent praktiziert wird, warben Quitterer und Holetschek heute gemeinsam für dieses Anliegen.
„2022 war der wärmste Sommer seit Beginn der Wetter­auf­zeich­nun­gen. Aufgrund des Klima­wan­dels sind zukünf­tig immer häufigere und länger andauernde Hitze­pe­ri­o­den zu erwar­ten, die der Gesund­heit der Menschen in Bayern erheb­lich scha­den können. Deshalb müssen wir unseren Hitzeschutz schnellstmöglich ausbauen, wobei die besonders sensiblen Einrichtungen im Gesundheitssektor eine Vorreiterrolle einnehmen können. In der Praxis von Professor Schelling haben wir heute gesehen, wie mit einfachen Maßnahmen der Hitzeschutz verbessert werden kann – zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärte Quitterer. An Hitze­schutz­emp­feh­lun­gen mangele es nicht, beispiel­weise habe die BLÄK auf ihrer Homepage Muster­hit­ze­schutz­pläne für Praxen und Kran­ken­häu­ser veröf­fent­licht. Entscheidend sei nun, dieses Wissen in die einzel­nen Gesund­heits­ein­rich­tun­gen zu trans­fe­rie­ren.
Professor Schelling ergänzte: „Der Hitzeschutz unserer Mitarbeiter und unserer Patienten ist für uns von allerhöchster Bedeutung. Diesen stellen wir in unserer Praxis durch verschiedene Maßnahmen sicher. Beispielsweise verwenden wir in unseren Räumlichkeiten bodentiefe, elektrisch bedienbare Jalousien, eine Umluftanlage zur Belüftung und Kühlung sowie einen Trinkwasserspender im Wartezimmer. Außerdem bieten wir für unsere angestellten Ärzte und Medizinischen Fachangestellten interne Fortbildungen zum Thema „Hitzeschutz“ an. Besonders im Sommer achten wir auf die notwendige Anpassung der Medikamentenpläne und führen mehr Hausbesuche durch.“
Staatsminister Holetschek sagte: „Klar ist: Hitzeereignisse sind eine große Belastung für die Menschen. Vor allem für Babys, Kleinkinder und ältere Menschen, aber auch für Menschen mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder der Atemwege und ganz besonders für Pflegebedürftige sind Hitzewellen eine gesundheitliche Herausforderung. Wir müssen uns daher dringend gut für die nächsten Hitzewellen wappnen – ganz besonders an Orten wie Arztpraxen, an denen der Schutz der Menschen im Mittelpunkt steht. Die Praxis von Prof. Schelling zeigt eindrucksvoll, wie die Hitzebelastung für die Patientinnen und Patienten, aber auch das Personal reduziert werden kann – und das mit wenig Aufwand. Die Praxis ist ein echtes Vorzeigebeispiel, an dem sich Einrichtungen im ambulanten Bereich orientieren können.“
Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, Sonderbeauftragte des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege für Klimaresilienz und Prävention, fügte hinzu: „Hitze ist ein großes Gesundheitsproblem, dem sich Menschen in Deutschland, vor allem in Städten, gegenübersehen. Mit den zunehmenden Hitzewellen drohen vielen tausend Menschen in Deutschland jedes Jahr gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen, im schlimmsten Fall der Hitzetod. Millionen Menschen leiden unter der Hitze in unserem Land – bei längeren Hitzewellen kommt der Körper auch nachts nicht mehr zur Ruhe. Gleichzeitig zeigt das Thema Hitze auch ganz klar, dass der Mensch Grenzen in seiner Anpassung hat: Bei über 40 Grad Körpertemperatur besteht akute Lebensgefahr. Und obwohl wir das wissen, wird in Deutschland das Thema Hitze oftmals bagatellisiert. So kommt es vor, dass völlig gesunde Menschen am Hitzschlag sterben, weil sie sich ungeschützt starker Hitze und Sonne aussetzen. Vorsorge und Prävention sind die Eckpfeiler der Klimaresilienz. Hierfür bedarf es einer Anpassung des Gesundheitssystems, um die Menschen die uns wichtig sind zu schützen.“

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Münchner Merkur: Ärzte begrüßen Stiko-Entscheidung
Die Ständige Impfkommission, kurz Stiko, hat eine Impfempfehlung für alle Zwölf- bis 17-Jährigen ausgesprochen. Würmtaler Ärzte begrüßen die Entscheidung, plädieren für mehr Aufklärung und empfehlen den Piks gegen das Coronavirus.
Würmtal – „Als Vater und Arzt finde ich es großartig, dass die Stiko endlich eine Impfung für alle Zwölf- bis 17-Jährigen empfiehlt“, sagt Dr. Frithjof Wagner, der ärztliche Leiter der Impfzentren Unterschleißheim und Planegg, die im Auftrag des Münchner Landratsamtes vom Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuzes betrieben werden. „Ich selbst empfehle jedem ab zwölf Jahren, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.“
Ausschließlich mRNA-Impfstoffe
Zuvor galt die Empfehlung der Stiko nur für Zwölf- bis 17-Jährige mit bestimmten Indikationen wie einer Vorerkrankung. Wichtig bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen sei, dass beide Elternteile mit dieser einverstanden sind und auch mindestens einer der Sorgeberechtigten bei der Impfung mit vor Ort ist. Geimpft werden Zwölf- bis 17-Jährige ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen Biontech/Pfizer sowie Moderna. Vor dem Piks werden die Impfwilligen grundsätzlich vom jeweiligen Arzt beraten. „Wir impfen nur nach individueller Absprache“, sagt Wagner. So können vorab eine etwaige Angst vor der Spritze oder Bedenken gegenüber dem Impfstoff geklärt werden. Wer sich nach der Beratung nicht ganz sicher ist, kann einfach wieder gehen. Laut Wagner seien das bisher aber nur sehr wenige gewesen.
Trotz der Sommerferien kämen derzeit viele Kinder und Jugendliche zum Impfen. Und jetzt, da ausreichend Impfstoff vorhanden ist, überwögen die Vorteile einer Impfung gegenüber dem Risiko einer Covid-Erkrankung auch bei den Zwölf- bis 17-Jährigen ganz klar. Geimpfte können das Virus zwar weiterhin übertragen, sagt Wagner, doch sie selbst erkranken nicht mehr so schwer daran. „Das Risiko einer Herzmuskelentzündung als Nebenwirkung der Impfung ist bei den Zwölf- bis 17-Jährigen sehr selten“, klärt der Arzt auf. Und: „Bei einer Covid-Erkrankung ist das Risiko einer Herzmuskelentzündung um ein Vielfaches höher.“
Fieber „willkommene Sache“
Thromboseneigungen, als Nebenwirkung der Covid-Impfung, kämen bei Kindern und Jugendlichen nicht vor, und das Fieber, das nach der Impfung auftreten kann, beschreibt er aus ärztlicher Sichtweise als „willkommene Sache“, denn so sei klar, dass der Körper wie gewünscht auf die Impfung reagiert. Um dem möglichen Impffieber entgegenzuwirken, rät er den Eltern augenzwinkernd, mit ihren Kindern ein Eis essen zu gehen.
„Ich halte die Empfehlung der Stiko für eine grundierte, sinnvolle und überfällige Entscheidung“, sagt auch Prof. Dr. Jörg Schelling von der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Martinsried. Die Stiko habe sich ausreichend Zeit gelassen, um die wissenschaftlichen Studien mit der notwendigen Gründlichkeit zu prüfen. „Ich bin überzeugt, dass die Vorteile der Impfung überwiegen“, sagt Schelling. Bisher sei das Team der Gemeinschaftspraxis eher zurückhaltend bei der Impfung der Zwölf- bis 17-Jährigen gewesen und habe diese nur auf Wunsch durchgeführt. Doch jetzt, mit der Empfehlung der Stiko, werde man ab sofort aktiv für die Impfung von Kindern und Jugendlichen werben.
„Eine Impfung und eine Krankheit sind grundsätzlich zwei unterschiedliche Paar Stiefel, und die Krankheit ist immer die schlechtere Wahl“, sagt der Arzt. Eine Herzmuskelentzündung als Nebenwirkung der Impfung sei in der Martinsrieder Praxis bisher noch nie aufgetreten – Fälle einer Herzmuskelentzündung durch die Corona-Erkrankung dagegen schon mehrfach. Positiv sei aber, dass diese behandelt und geheilt werden kann. Einen massiven Anstieg bei der Impfnachfrage von Zwölf- bis 17-Jährigen merke er bisher noch nicht. „Die Impflast verteilt sich ja jetzt auf die Impfzentren, die Kinder- und die Hausärzte.“
Aufklärung intensivieren
Dr. Stefan Heindl, Internist und Lungenfacharzt der Pneumologischen Praxis Gauting, unterstützt die Empfehlung der Stiko ebenfalls. „Ich glaube, die Impfung kann bedenkenlos ab zwölf Jahren durchgeführt werden“, sagt der Arzt. „Die Vorteile überwiegen auf alle Fälle, und die Impfung ist besser als die Erkrankung.“ Unzureichend dagegen sei seiner Meinung nach die Aufklärungskampagne in Deutschland. „Ich denke, viele wissen gar nicht, wie schwerwiegend die Langzeitfolgen sein können“, sagt Heindl. „Dabei ist die Aufklärung das A und O, vor allem bei Menschen, die noch Bedenken haben, sich impfen zu lassen.“ Um so wichtiger findet es Heindl, seinen Patienten aus seinem Erfahrungsschatz zu berichten und die Vor- und Nachteile der Impfung offen, klar und vernünftig abzuwägen.
Obwohl für vollständig geimpfte Schüler in Bayern nach den Sommerferien die Pflicht entfällt, sich für den Unterricht testen zu lassen, rechnet Heindl nicht mit einem großen Ansturm der impfwilligen Jugend. „Die Idee mit dem Impfanreiz finde ich gut, aber die Erstimpfungen sinken allgemein sehr stark.“ Zudem sei es wichtig, wissenschaftlich zu beobachten, wie oft getestet werden muss. Schließlich habe es schon Fälle gegeben, in denen sich auch vollständig Geimpfte mit der Delta-Variante angesteckt hätten.

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COVuR COVID-19 und Recht: Mit viel persönlichem Engagement und teils auch einer dicken Haut haben wir die ersten Monate gut überstanden
Mit viel persönlichem Engagement und teils auch einer dicken Haut haben wir die ersten Monate gut überstanden 
Interview mit Professor Dr. med. habil. Jörg Schelling, Leitender Arzt und unter anderem Mitglied der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) 
Was ist Ihr persönliches Fazit aus der ärztlichen Praxis nach einigen Monaten des Impfens gegen das Virus? 
Nach kurzfristiger Einarbeitung und trotz vieler Querschüsse sowie im Vorfeld nicht ausreichend kommunizierter Änderungen aus Politik und Verwaltung haben wir mit viel persönlichem Engagement und teils auch einer dicken Haut die ers
ten Monate gut überstanden. Auch wenn ich mir mehr Unterstützung auf verschiedenen Ebenen gewünscht hätte. 
Können aus Ihrer Sicht die Hausärztinnen und Hausärzte den geplanten Wegfall der Impfzentren vollständig kompensieren? 
Grundsätzlich ja, denn wir sind die Spezialisten für den ganzen Menschen und damit für alle Standard-, Reiseund Indikationsimpfungen. Allerdings ist die Arbeit mit chronisch kranken Patientinnen und Patienten, akuten Notfällen und zusätzlich noch Hausbesuchen nicht weniger geworden. Deshalb bin ich froh, dass die Impfzentren noch eine Zeit lang unterstützend dabeibleiben. Dann sollten dort aber auch wirklich alle Patienten – also auch kompliziertere Fälle – geimpft werden. Für diese Hilfe bin ich dankbar. 
Sind die Abrechnungen der Impfungen mit den Kassen kostendeckend auch hinsichtlich des zusätzlichen Verwaltungsaufwandes? 
Nein, das ist definitiv leider nicht so. Hausärztinnen und Hausärzte sollten dieselbe Vergütung erhalten wir die Impfzentren. Hier wünsche ich mir eine transparente Kostenaufstellung und eine gerechte, ähnliche Vergütung. 
Was wäre Ihre Präferenz aus ärztlicher Sicht (jenseits der rechtlichen Implikationen): eine allgemeine Impfpflicht (wie etwa bei Masern) oder eher positive Anreize, um Nichtgeimpfte zu überzeugen? 
Eine grundsätzliche Impfpflicht für alle halte ich nicht für den richtigen Weg. Hier sollte man lieber weiter positive Anreize setzen und hausärztliche Kommunikation sowie andere Formen der Aufklärung stärken und fördern. Dazu gehört etwa auch die Vergütung einer ergebnisoffenen Impfberatung über Covid-19 hinaus, die auch mal ohne Impfung enden kann. Für Gesundheitspersonal, Pflegepersonal, Hebammen und andere Heilberufe sehe ich hingegen 
eine moralische Impfpflicht und habe wenig Verständnis für das Verweigern einer Impfung, welche Schwächere schützen kann. Für diese Berufsgruppen halte ich auch Verpflichtungen für durchaus denkbar – wer einen solchen Beruf wählt, sollte sich seiner Verantwortung für die Patientinnen und Patienten sowie auch die Gesellschaft insgesamt besinnen. 
Die Impfung von Kindern und Jugendlichen ist ein derzeit kontrovers diskutiertes Thema. Was sagen Sie als Arzt dazu? 
Für chronisch kranke Kinder und Jugendliche gibt es ja eine klare Empfehlung der STIKO. Alle anderen jungen Menschen ab 12 Jahren sollten ein Impfangebot erhalten, aber nicht zu Impfung gedrängt werden. Hier ist Entscheidungsspielraum für Familien ebenso wie für Kinderund Hausärzte. Grundsätzlich ist die Impfung aber ebenso möglich wie zugelassen und ich habe auch keine größeren Sicherheitsbedenken. 
Sind Ihnen bislang (neben den schon allgemein bekannten) gravierende Nebenwirkungen oder gar Impfschäden bekannt geworden? 
Nein, in unserer Praxis sind keine über das normale und bekannte Maß hinausgehenden Nebenwirkungen aufgetreten. Man sollte insoweit aber weiterhin mit offenen Augen beobachten und Transparenz walten lassen – auch um Impfgegnern keine Argumentationshilfe zu liefern. 
Wenn nach einer Impfung Beschwerden auftreten, wie ließe sich im Einzelfall eine Kausalität zwischen Impfung und gesundheitlicher Beeinträchtigung herstellen? 
Dafür gibt es klare, aber auch strenge Vorgaben: Es muss ein sicherer zeitlicher Zusammenhang bestehen und andere Ursachen müssen deutlich unwahrscheinlicher sein. Die Aufgabe, dies final zu diagnostizieren, kann die hausärztliche Praxis aber nicht leisten; sie kann dabei nur beratend und dokumentierend zur Seite stehen. Wichtig ist, dass man sich der Sorgen und Beschwerden der Patientinnen und Patienten annimmt und versucht, bei der Aufklärung zu helfen. 
Was können Patientinnen und Patienten tun beziehungsweise wohin können sie sich wenden, wenn sie meinen, einen Impfschaden erlitten zu haben? 
An das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder den Impfstoffhersteller direkt. Grundsätzlich aber auch an jede Ärztin und jeden Arzt in Deutschland – diese sind allesamt zur Meldung verpflichtet, das darf nicht nur der Hausarzt machen. 

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Bayerische Staatszeitung: Virenfreie Sprechstunden
Aus Angst vor Ansteckung verzichten viele auf einen Arzt-Besuch – ein Gewinner der Corona-Krise: die Telemedizin. Sie sind in der Corona-Krise einer besonderen Belastung ausgesetzt: Bayerns Hausärzte. Sechs von sieben Corona-Patienten werden laut bayerischem Hausärzteverband derzeit ambulant versorgt. Doch es mangelt noch immer an geeigneter Schutzausrüstung. Deshalb mussten im Freistaat bis Anfang April bereits 84 Arztpraxen schließen. Reduzierte Sprechzeiten meldeten 1500 Praxen, wie Axel Heise, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, berichtet. Geschätzte 50 Prozent davon sind Hausarztpraxen. Bei der Schutzausrüstung herrsche auf dem Markt derzeit eine regelrechte Goldgräberstimmung, erklärt Heise. Selbst ihm würde sie zu Wucherpreisen angeboten. „Zynisch“, nennt er das. Und ob die bestellte Ware dann überhaupt ankäme, sei bei den vielen schwarzen Schafen am Markt, auch fraglich. Mittlerweile haben die Landratsämter deshalb zwar selbst die Schutzmasken-Verteilung übernommen. Doch die Verteilungswege seien sehr unübersichtlich, so Heise. „Ohne Schutzkleidung aber kann ich weder für Infekt-Patienten eine Sprechstunde abhalten noch Hausbesuche machen“, sagt Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands. „Derzeit gibt es deutlich weniger Behandlungen, was aufgeschoben werden kann, wird im Moment aufgeschoben.“ Das entspreche der Empfehlung des Verbands, momentan keine Vorsorgeuntersuchungen oder Routinelaborkontrollen zu machen. Eine weitere Lösung, die derzeit immer beliebter wird, damit Sprechstunden möglichst virenfrei ablaufen: die Beratung von Patienten am Telefon oder über einen Videochat. Der Anteil der telefonischen Beratung schnellte auch in Jörg Schellings Gemeinschaftspraxis in Martinsried in die Höhe. Weil viele Patienten aus Angst vor Ansteckung lieber auf den Arztbesuch verzichteten. „Erst kamen alle mit Husten und Erkältung, die wir aber wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr in die Praxis ließen. Dann gab es eine kurze Schockstarre, da zeigte sich fast keiner mehr“, so Schelling, ehemaliger Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Uni München. Online-Sprechstunden werden massiv nachgefragt. Mittlerweile aber suchen wieder vermehrt Patienten seine Hausarztpraxis auf. „Diejenigen, die nicht anders können, weil ihnen chronische Leiden wie Diabetes, Herz- oder Tumorerkrankungen zusetzen.“ Seitdem sei der Anteil der telefonischen Beratungen inzwischen zwar etwas zurückgegangen, aber immer noch sehr hoch, berichtet der Arzt. „Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir eine Balance aus hausärztlicher Grundversorgung und dem Schutz der Patienten gewährleisten können“, warnt er. Immerhin gab es letzte Woche in Schellings Praxis einen kleinen Lichtblick. „Der Katastrophenschutz lieferte 100 normale und 30 höherwertige Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Handschuhe“, berichtet der Arzt. „Das war wie Weihnachten.“ Allerdings reicht das auch nur wieder für eine Woche, eine echte Planung sei damit nicht möglich, räumt er ein. „Wir fahren hier auf Sicht, von Tag zu Tag.“ Aber nicht nur die Telefonberatung, auch die Telemedizin wird mit Corona bei Hausärzten immer beliebter. Einfache Untersuchungen, Krankschreibungen und Rezepte ausstellen, all das geht über Telemedizin. „Ich finde die Möglichkeit sehr gut und wir nützen das auch“, erklärt Hausärzteverband-Chef Beier. Allerdings ergebe die Telemedizin nur bis zu einem gewissen Punkt Sinn, schränkt er ein. „Nur in ausgewählten Fällen, sonst würden wir unsere Arbeit nie schaffen.“ Denn der Aufwand des Einwählens sei sehr mühsam. Bis sich die Verbindung aufbaue, hätte man die Telefonsprechstunde bereits durchgeführt. Beiers Fazit deshalb: „Nur was ich telefonisch nicht klären kann, würde ich in der Videosprechstunde machen.“ Das sehen viele Allgemeinärzte ähnlich. Dazu kommt: Ältere Menschen bräuchten den persönlichen Kontakt und hätten noch allzu oft Probleme mit der Technik, meint ein Hausarzt. Ein anderer erklärt, er biete Videosprechstunden nur im Einzelfall an, weil er befürchte, dass die Patienten sonst gar nicht mehr in die Praxis kämen. Für Telemedizin-Anbieter ist die Corona-Krise dagegen tatsächlich eine große Chance. „Wir erleben gerade einen gigantischen Aufschwung – wie alle Anbieter“, sagt Friederike Jacob, Sprecherin des Münchner Start-ups Teleclinic. Über eine Handy-App können Patienten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand und ihrem Anliegen machen und werden dann an Fachärzte für eine Videosprechstunde weitervermittelt. Seit Corona habe man 250 Prozent Patientenkontakte dazugewonnen, berichtet Jacob. Bis zum 10. Mai noch bietet Teleclinic außerdem auch eine spezielle Corona-Sprechstunde an – kostenlos. Neuerdings kann man sich sogar einen Corona-Selbsttest nach Hause schicken lassen. Und auch nach einem positiven Befund können für Corona-Patienten telemedizinische Anwendungen sehr nützlich sein, etwa bei der Überwachung aussagekräftiger Werte wie der Sauerstoffgehalt im Blut. Aber nicht nur niedergelassene Ärzte, auch Kliniken profitieren von der Digitalisierung in der Medizin. Bayerns Krankenhäuser zum Beispiel melden die Zahl ihrer Intensivbetten an das bundesweite Register DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin). Auf einen Klick ist dann für alle sichtbar, wo noch Kapazitäten frei sind. Auch Visiteroboter oder fachärztliche Online-Unterstützung zwischen Kliniken sind wichtige digitale Helfer im Kampf gegen Corona.

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Münchner Merkur: Infektion oder Heuschnupfen?
Grippe? Das Coronavirus? Oder einfach „nur“ Heuschnupfen? Das fragen sich immer wieder Patienten, die sich schlapp fühlen und deren Nase läuft. In der Tat hat die Pollensaison schon begonnen. Die Menschen sind derzeit verunsichert. Drei Experten klären auf dieser Seite die wichtigsten Fragen unserer Leser. Lassen sich Heuschnupfen- Symptome eindeutig von denen einer Coronavirus- Infektion unterscheiden? Leider ist das nicht ganz so einfach. Denn: „Covid-19-Infektionen können nicht nur völlig symptomlos verlaufen, sondern auch mit leichtem Niesreiz, Naselaufen, nasalem Juckreiz, Augenjucken und -tränen sowie Augenrötungen – also genauso wie bei Heuschnupfen“, sagt Prof. Knut Brockow vom Uniklinikum rechts der Isar in München. Allerdings gebe es beim Heuschnupfen „kein Fieber, nur wässriges Sekret, und in der Regel auch keinen Husten“, sagt Prof. Jörg Schelling, Allgemeinarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Martinsried. Ein erfahrener Hausarzt könne die Symptome im Regelfall sehr gut unterscheiden. Ähnlich argumentiert Prof. Franziska Ruëff vom Allergie- Zentrum des Klinikums der Universität München: „Natürlich wird jemand, der jedes Frühjahr eine juckende, triefende Nase und rote Augen hat – und zusätzlich an anfallsweiser Atemnot leidet, die durch Anstrengung verstärkt wird, 1+1 zusammenzählen und selbst darauf kommen, dass es wohl die alljährlich wiederkommende Pollensaison ist, die sich hier bemerkbar macht.“ Kann Heuschnupfen eine Infektion mit dem Coronavirus verstärken? Dafür gibt es keine Belege, es deutet auch momentan nichts darauf hin. Experte Brockow sagt: „Heuschnupfen sollte kein wesentliches Risiko für eine schwerere Form der Covid-19 sein.“ Komme es jedoch durch ein allergisches Asthma zur Einschränkung der Lungenfunktion, könnte dies ein Risiko darstellen. Heuer fliegen die Pollen besonders früh. Bleibt das künftig so? Davon kann man ausgehen, darin sind sich unsere Experten einig. „Der Winter ist ja dieses Jahr weitestgehend ausgefallen und durch die milden Temperaturen kommt es zu einem früheren Start“, erklärt Expertin Ruëff. Und: zu einem längeren Pollenflug. „Dieser Trend wird auch im Rahmen der Klimaerwärmung so weitergehen – auch wenn es in einzelnen Jahren zu deutlichen Schwankungen kommen kann“, bestätigt auch Prof. Brockow. Ähnlich argumentiert auch Experte Schelling. Welche Rolle spielt die Umwelt beim Thema Heuschnupfen? Eine nicht zu unterschätzende! „Durch Verbrennung fossiler Energieträger entsteht CO2 – und das führt zum einen zu einer Klimaerwärmung“, erklärt Prof. Ruëff. Allein in Bayern sei die Durchschnittstemperatur im Vergleich zur Situation im vergangenen Jahrhundert aktuell um fast 1,5 Grad angestiegen. „Zum anderen ist CO2 auch ein Nährstoff für Pflanzen. Erwärmte und gut genährte Pflanzen produzieren mehr Pollen.“ Auch eine Staub- und Partikelbelastung könne die Symptome beim Heuschnupfen verstärken, sagt Experte Schelling. Allerdings bleibe das Allergen der Hauptauslöser. Übrigens: Laut Prof. Brockow hätten Umweltfaktoren „keinen großen Einfluss auf die Verbreitung der Covid-Infektion“. Ganz konkret: Was hilft bei Heuschnupfen? „Die Basisbehandlung des Heuschnupfens sind Antihistaminika, die man schlucken oder örtlich am Auge oder der Nase anwenden kann“, sagt Prof. Ruëff. Bei schwereren Beschwerden seien auch kortisonhaltige Präparate empfehlenswert. Experte Brockow rät dazu, den Kontakt mit Pollen zu vermindern: „Patienten mit schwerer Allergie planen am besten in der Hochphase einen Urlaub am Meer oder im Hochgebirge.“ Zudem sollte man das Schlafzimmerfenster – auf dem Land am frühen Morgen, in der Stadt abends und nachts – geschlossen halten, die Tageskleidung vor dem Schlafzimmer ausziehen und häufig waschen, vor dem Zubettgehen die Pollen von Haut und Haaren abduschen. Es gebe auch Pollen-Luftfilter für Autos; diese könnten eingebaut werden. Muss ich beim Heuschnupfen zum Arzt? Grundsätzlich ja. „Ich halte es für höchst bedenklich, wenn betroffene Patienten ausschließlich vom Apotheker versorgt werden und nie einen Allergologen aufsuchen“, sagt etwa Expertin Ruëff. „Wenn zusätzlich Asthma besteht, muss unbedingt ein Lungenarzt aufgesucht werden! Und wenn die Beschwerden nicht trivial sind, sollte ein Allergologe aufgesucht werden, damit über weitere Maßnahmen nachgedacht wird.“ Was sollte man tunlichst lassen? Da gibt es so einiges, sagen unsere Experten. Ganz oben auf der Liste: das Rauchen. Denn: „Rauchen macht nicht nur Raucherbein und Lungenkrebs, sondern ist auch ungünstig für Pollenallergiker und besonders für Asthmatiker“, sagt Prof. Ruëff. Ungünstig sei auch, sich eine Katze zuzulegen oder die Wohnung „mit anderen potenten Allergenen auszustaffieren, zum Beispiel Ficus“, also einem Feigenbaum. Experte Schelling rät auch davon ab, sich „absichtlich zu exponieren und zusätzlich zu stressen“. Prof. Brockow warnt davor, „nur an einzelnen Tagen die Medikamente zu nehmen“, da dies häufig nicht ausreichend helfe: „Insbesondere die Nasensprays müssen einige Tage angewendet werden, bevor sie gut wirken!“ Wie verhindert man den gefürchteten Etagenwechsel, also von Nasenschleimhaut zur Lunge? „Mit guter Behandlung, rechtzeitiger Diagnostik und Therapie“, sagt Prof. Schelling. Ähnlich argumentiert Expertin Ruëff: „Eine gewisse Verbesserung ist möglich, wenn man Beschwerden durch eine symptomatische Therapie lindert, intensiven Allergenkontakt meidet – und seine Lunge nicht noch mit zusätzlichen Schadstoffen wie Nikotin belastet! Zudem, darin sind sich alle Experten einig, sollte man grundsätzlich eine Hyposensibilisierung in Erwägung ziehen – eine Behandlung mit Spritzen oder teils mit Tabletten, die das Immunsystem an die Allergieauslöser gewöhnt. Apropos Hyposensibilisierung: Macht das jetzt noch Sinn? Schwer zu sagen. Es kommt tatsächlich auf den individuellen Fall an, erklären unsere Experten. Was grundsätzlich gilt: „Die Hyposensibilisierung ist die einzige Behandlung, die die Ursache der Allergie und nicht nur die Symptome bekämpft“, erklärt Prof. Brockow. Ob man jetzt noch starten soll, kann nur ein erfahrener Allergologe entscheiden. Zumal es vor allem auf den Auslöser und dessen Blütezeit bzw. Aktivität ankommt, erklärt Prof. Schelling. Ähnlich äußert sich Prof. Ruëff: „Für Pollen, die erst in einigen Wochen fliegen, das heißt zum Beispiel Gräser- oder Beifuß-Ambrosie- Pollen, kann man aktuell noch mit einer Hyposensibilisierungs- Behandlung beginnen. Es gibt mittlerweile Präparate, für die eine Aufdosierung während des Pollenflugs möglich ist, sodass man auch jetzt noch in der Baumpollensaison durchstarten könnte.“ Aber: „Für Patienten mit schwerem Asthma ist eine Aufdosierung während der Pollensaison eher nicht ratsam!“

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Münchner Merkus: Corona-Schutz: Diese Impfungen machen Sinn
Impfen im besten Alter? Aber ja! Jetzt, wo das Coronavirus grassiert, empfehlen Ärzte vor allem eine Impfung gegen Pneumokokken. Zudem gegen Keuchhusten und Grippe. Sie haben Fragen? Dann lesen Sie diese Seite!
Eines vorweg: Selbst wenn es gegen das Coronavirus bislang keine Impfung gibt, so raten Experten wie Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), dringend dazu, sich jetzt impfen zu lassen – insbesondere gegen Erreger, die Lungeninfektionen auslösen können, etwa Pneumokokken. Das gilt vor allem für ältere und chronisch kranke Menschen. Denn: Ist jemand an der Lunge erkrankt, könnte eine Ansteckung mit Sars-CoV-2 besonders gefährlich verlaufen. Und: Die Behandlung der Krankheit Covid-19 nur schwer möglich sein. Unser Experte Prof. Jörg Schelling, Allgemeinarzt, beantwortet die wichtigsten Impffragen und gibt Tipps. 
Impfen Sie sich gegen Pneumokokken!
Die Impfung gegen Pneumokokken wird allen Menschen ab 60 Jahren empfohlen, zudem Kindern in den ersten zwei Lebensjahren. Bei Älteren muss der Impfschutz alle sechs Jahre aufgefrischt werden. Schelling sagt: „Über 60 ist die Impfung gegen Pneumokokken also keine RisikoImpfung, sondern eine Standardimpfung – wie Influenza, also Grippe, und Gürtelrose.“ Risiko-Patienten unter 60 seien jedoch auch betroffen! Für beide Gruppen gelte: „Eine Paralleloder Superinfektion mit Viren (Covid-19) und Bakterien (Pneumokokken) ist deutlich gefährlicher! Deshalb sollten sich chronisch Kranke und Gesunde über 60 zusätzlich gegen Pneumokokken impfen lassen.“ 
Im Zweifel „Ja“ zur Grippe-Impfung!
Auch wenn die Grippewelle in Bayern langsam flacher wird: Noch grassiert die Influenza. Laut Schelling mache es zwar „jetzt immer weniger Sinn“, sich impfen zu lassen – zumal die Impfung zehn bis 14 Tage braucht, bis sie überhaupt wirkt. Aber: Niemand weiß genau, wie lange die Influenza-Saison noch dauert – „und was das Wetter machen wird“. Daher rät unser Experte: „Im Zweifelsfall ,Ja’ zum Impfen gegen Influenza.“ Übrigens: Eine durch Pneumokokken- oder Grippeviren ausgelöste Erkrankung der Atemwege kann auch einen Verschluss der Herzkranz- und Hirngefäße verursachen. Dieser Gefäßverschluss ist wiederum Ursache von Herzinfarkt oder Schlaganfall. Deshalb ist nach einer Lungenentzündung oder Grippe das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöht. Je älter die Patienten, desto größer ist der Zusammenhang, belegen Studien. Keuchhusten nicht unterschätzen!
Keuchhusten zählt – neben Pneumokokken – zu den häufigsten Erregern, die eine Infektion der Lunge auslösen können. Es ist eine meldepflichtige bakterielle Infektion. Eine Impfung schützt, aber nur zeitweise. Sie muss regelmäßig aufgefrischt werden; für gewöhnlich im Abstand von zehn Jahren. Infizierte Ältere bringen aber nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern unter Umständen auch ihre neugeborenen Enkel: Denn Keuchhusten kann bei den Kleinsten, die noch nicht geimpft werden können, im schlimmsten Fall zu Atemstillständen führen. Experte Schelling sagt: „Daher ist die Keuchhusten-Impfung von Müttern, insbesondere vor und während der Schwangerschaft, auch eine der wichtigsten Impfungen für das bald geborene Kind.“ Wer grundsätzlich viel Kontakt zu seinen – auch älteren – Enkeln hat und womöglich an Vorerkrankungen leidet, sollte vor allem jetzt, in der Erkältungszeit, „gegebenenfalls mal auf einen Enkelbesuch verzichten, wenn gehustet und geniest wird“, rät Schelling. Der eigenen Gesundheit zuliebe.
Masern sind immer noch ein Thema!
Die meisten älteren Menschen haben die Masern durchgemacht und sind daher immun gegen die „Kinderkrankheit“, die harmloser klingt, als sie ist: Denn Masern können lebensgefährlich werden. Dabei gibt es auch gegen Masern eine Impfung – und seit 1. März sogar für Kinder eine Impfpflicht. Experte Schelling sagt: „Masern könnten längst ausgerottet sein! Nur der Mensch ist Wirt für das gefährliche Virus. Jeder nach 1970 Geborene sollte daher mindestens einmal als Erwachsener geimpft sein.“ Auch hier gilt: Trifft das Coronavirus auf Masern, kann es richtig übel werden! 
Handhygiene ist das A & O! 
Wer die üblichen Regeln der Handhygiene beachtet, kann sich vor Viren gut schützen, sagt unser Experte. Auch vor dem Coronavirus. Das klingt einfach, fällt aber im Alltag offenbar immer noch schwer. So geht’s richtig: Hände unter fließendes Wasser halten, die Temperatur so wählen, wie es angenehm ist. Dann die Hände gründlich einseifen – sowohl Handinnenflächen als auch Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen. Fingernägel nicht vergessen! Hygienischer als Seifenstücke sind Flüssigseifen. Danach die Hände unter fließendem Wasser abspülen und gründlich abtrocknen. In öffentlichen Toiletten am besten Einmalhandtücher verwenden, auch zum Wasserhahn an- und ausmachen. 
Diabetes & Covid-19: Darauf sollten Betroffene besonders achten
Menschen mit Diabetes sollten zum Schutz vor dem neuartigen Coronavirus auf eine stabile Blutzuckereinstellung achten. Das empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Dadurch werde das Risiko einer Infektion minimiert. Hinzu kommen generelle Empfehlungen wie etwa gründliches Händewaschen und Sicherheitsabstand zu anderen Menschen. Weil die vom Sars-CoV-2-Virus ausgelöste Covid-19-Erkrankung meist mild verlaufe, sehe man bislang für Menschen mit Diabetes aber nicht mehr Gefahr als durch ein herkömmliches Grippevirus, so die DDG. Wer hingegen diabetische Begleit- und Folgeerkrankungen, wie etwa Organschäden oder Herzkreislaufprobleme hat, sollte nach Angaben der Fachgesellschaft besonders achtsam sein. Für diese Personen bestehe im Fall einer Ansteckung ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf. Das gelte insbesondere auch für Menschen, die eine Organtransplantation mit „immunsuppressiver Therapie“ hinter sich haben – also deren Immunsystem medikamentös geschwächt wird, damit der Körper das neue Organ nicht abstößt. Ihnen rät die DDG dazu, Orte mit hoher Ansteckungsgefahr zu meiden, etwa große Menschenmengen und öffentliche Verkehrsmittel.

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Nachrichten aus dem Rathaus: Martinsplatz mit fulminantem Fest eingeweiht

Am Samtag, den 18.05.19, wurde der Martinsplatz im Herzen von Martinsried mit einem großen Fest eingeweiht. Weit mehr als tausend Menschen füllten den neuen Platz und die in diesem Bereich abgesperrte Röntgenstraße mit Leben. 
In seiner Begrüßungsrede dankte Bürgermeister Hofmann vorrangig den Bürgerinnen und Bürgern Martinsrieds für ihre Beteiligung an dem Projekt, das vor 14 Jahren begann. „Durch die Planung ist nun eingetreten, was sich viele Bürgerinnen und Bürger von Martinsried gewünscht haben. Es gibt eine richtige Ortsmitte, durch die die Wohnbebauung im Süden mit dem Gewerbe im Norden verbunden wird.“ 
Nach den Festreden des Architekten Christian Weigl, des Landschaftsarchitekten Nicolai Levin und des Herrn Professor Christian Schiebel von der Regierung von Oberbayern halfen bunt kostümierte Farbentänzerinnen auf Stelzen Herrn Bürgermeister Hofmann, das erste Straßenschild „Martinsplatz“ aufzustellen, begleitet von einem Tusch der Neurieder Blasmusikanten. Dann wur
de der „Dreischneuß“, der zentrale Brunnen am Platz, in Betrieb genommen. Als die Wasserfontänen sprudelten, nahm das Clownduo „Groß und Riese“ das erste Bad im Brunnen, gefolgt von Böllerschüssen der Hubertusschützen. 
Danach ging das Fest erst so richtig los. Die „Souvenirs“ spielten Hits von Bob Marley bis Louis Armstrong und „Das kleine Tanztee-Syndikat“ begeisterte mit Salonmusik der Zwanzigerund Dreißigerjahre. Auf der Röntgenstraße standen Foodtrucks und Essensstände bereit und ergänzten das Angebot der Gastronomen am Platz, des Cafés Vor Ort und des indischen Restaurants Moti Mahal. Für die kleinen Gäste gab es neben dem neuen Spielplatz mit den äußerst beliebten Trampolins Seifenblasenkünstler und „Living Roses“ zum Bestaunen. 
Ab 19 Uhr rockten die „Rockbits“ den Platz. Zwischen den mit Lampions geschmückten Bäumen wurde bis tief in die Nacht gefeiert. Der Martinsplatz hat seine Feuertaufe mit Bravour bestanden.

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Münchner Merkur: Das gehört in die Hausapotheke
In Notfallsituationen sind sie unabdingbar, dennoch gibt es viel zu wenige in Haushalten: die Erste-Hilfe-Koffer. Wir haben den Arzt Prof. Jörg Schelling gefragt, welche Produkte stets in die Hausapotheke gehören – und worauf Senioren achten müssen.
Was gehört in den Erste-Hilfe-Koffer? Es gibt unsagbar viele Produkte, die – angeblich – in einen Erste-Hilfe-Koffer gehören. Geht es nach Prof. Jörg Schelling aus München, sind diese 18 die wichtigsten: Augenkompressen, Fingerverbände, Schere, Dreiecktücher, Heftpflaster, Verbandpäckchen, Einmalhandschuhe, Verbandstücher, Kälte-Sofort-Kompresse, Vliesstofftücher, Kompressen, Wundschnellverbände, Fixierbinden, Pflasterstrips, Fingerkuppenverbände, Rettungsdecke, Folienbeutel, Erste-Hilfe-Broschüre
Sind stets alle Einzelteile notwendig? „Nein, gerade für den eigenen Medizinschrank oder wenn kleinere Erste-Hilfe-Koffer für eine Reise zusammengestellt werden, müssen nicht immer alle der vorher genannten Einzelteile vorrätig sein“, sagt Experte Schelling. Diese sechs Komponenten sollten aber auf jeden Fall griffbereit sein: eine sterile Wundkompresse für größere (Schnitt-) Wunden zwei Wundpflaster für kleinere Schnittwunden eine Verbandsschere zum sauberen Zurechtschneiden oder Kürzen ein Dreieckstuch zur besseren Fixierung und Stabilisierung ein Fixierpflaster für die Fixierung des Dreiecktuchs. Alkoholtupfer für die Desinfektion (wichtig!) Welche Einzelteile sind darüber hinaus noch sinnvoll? Folgende vier Dinge sollten besser nicht fehlen: Eine Erste-Hilfe-Broschüre mit einer Anleitung für die richtige erste Hilfe und mit den geeigneten Maßnahmen ist sehr nützlich. „Das ist besonders wichtig, weil zwar in der Regel fast jede Person irgendwann einmal in ihrem Leben einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat, in Notsituationen kann aber oft noch Unsicherheit und Panik dazukommen“, erklärt Schelling. Denn oft wurden keine regelmäßigen Auffrischungskurse oder Übungen gemacht. Eine Überblicksliste mit dem gesamten Inhalt des Koffers ist ebenfalls sinnvoll. „So kann man sichergehen, dass alle wichtigen Einzelteile durchgängig vorhanden sind“, sagt Schelling. Im Haushalt gängige Cremes und Medikamente wie Wundsalben, Hydrocortisoncremes, Medikamente gegen Husten und Erkältung sollten außerdem stets griffbereit sein. Spezielle Medikamente und ein entsprechender Dosierungsplan sollten nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt im Koffer vorhanden sein. „Fragen Sie Ihren Hausarzt, welche Einzelteile er noch für Ihre Situation daheim empfehlen würde“, rät Schelling.
Wie sollten die einzelnen Produkte aufbewahrt werden? Koffer, Tasche oder Beutel – am besten ist, wenn die Einzelteile daheim in einem wasserdichten Behälter aus Plastik aufbewahrt werden. Transparente Behälter haben dabei zudem den Vorteil, dass von außen mit einem Blick erkennbar ist, wo sich die entsprechenden Einzelteile befinden. „Das spart in Notsituationen wertvolle Sekunden“, sagt Schelling. Eine gute Möglichkeit ist zudem, die einzelnen Komponenten nochmals in sogenannte Zip-Beutel mit Beschriftung zu verpacken. Das kann ebenfalls die Orientierung verbessern. Um den Behälter selbst dauerhaft zu beschriften, kann man mit einem Permanentmarker „Erste-Hilfe-Kasten“ daraufschreiben. „Auch das Symbol ,Weißes Kreuz auf grünem Untergrund‘ ist möglich und für jeden eindeutig“, sagt Schelling. „Eine Markierung ist wichtig, damit jeder den Koffer im Notfall schnell finden kann.“ Wo sollte der ErsteHilfe-Koffer stehen? Der Verbandskasten sollte für jeden zugänglich, offensichtlich und gut erkennbar positioniert werden. Ein geeigneter Ort wäre zum Beispiel im Badezimmer- oder Küchenschrank. „Es sollte aber immer ein trockener Ort sein, um sicherzustellen, dass sich kein Wasser im Behälter bildet“, erklärt Schelling. „Wichtig dabei ist: Sind Kleinkinder im Haus, sollte man darauf achten, dass sie nicht die Möglichkeit haben, an den Erste-Hilfe-Koffer zu gelangen.“ Zudem kann es manchmal hilfreich sein, auch die Nachbarn über die Lage des Erste-Hilfe-Koffers zu informieren. „So geht im Notfall keine wertvolle Zeit mit der Suche verloren.“
Wie lange sind die Einzelteile im Koffer haltbar? Je nachdem, ob die Produkte steril oder eben nicht sind, wurden die Produkte unterschiedlich verpackt. Daher besitzen sie auch andere Haltbarkeiten. Sterile Produkte können je nach Hersteller bis zu 20 Jahre haltbar sein. Die nicht steril verpackten Produkte haben kein vorgegebenes Haltbarkeitsdatum, jedoch empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung, ob der Kleber noch hält. „Wenn Produkte ablaufen oder porös werden, sollte ein neuer Erste-Hilfe-Kasten angeschafft werden“, sagt Schelling. „Oft können auch einfach die einzelnen Produkte ausgetauscht werden – das ist nicht selten eine Frage der Kosten.“ Ein Verbandskasten für Senioren: Was sollte noch hinein? Zusätzlich zu den „klassischen“ Einzelteilen können für Senioren folgende fünf Punkte noch wichtig sein: Ein Spickzettel mit wichtigen Telefonnummern ist in Notfallsituationen extrem hilfreich, etwa den Notfallnummern von Freunden und/ oder der Familie sowie dem Hausarzt und dem Bereitschaftdienst (Rufnummer 116 117). Ein Mobiltelefon mit extra großen Tasten und einer speziellen Notfalltaste sollte eventuell auch im Erste-HilfeKasten liegen. Nach Rücksprache mit dem Hausarzt sollte eine Diagnoseliste des Patienten vorhanden sein – diese könnte etwa eine Erinnerung an die Einnahme von blutverdünnenden Mitteln beinhalten. Auch eine Angabe von Herzerkrankungen ist wichtig. Ein Medikamentenplan mit entsprechender Dosierungsangabe, basierend auf besagter Diagnoseliste, sollte auch im Kasten liegen. Der Plan kann mit „Erste Hilfe“-Medikamenten, zum Beispiel Schmerzmitteln, ergänzt werden. Sollte im Haushalt eine demente Person leben, wäre ein Informationsblatt zum adäquaten Umgang hilfreich. Weitere Tipps bekommt man bei seinem Hausarzt.

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Bayerischer Hausärzteverband: Kann mir durchaus vorstellen, mich eines Tages als Internist und Allgemeinmediziner auf dem Land niederzulassen
„Der besondere Reiz ist es für mich, den Menschen sowohl emotional, geistig als auch biologisch zu begreifen. Zudem ist die Medizin eine der wenigen Berufszweige, die Naturwissenschaften mit Sozialem verbinden. Menschen helfen zu können, ist erfüllend“, erklärt Rami Al-Sayegh, warum er an der LMU Medizin studiert. Der 27jährige Sohn irakischer Eltern ist in Freiburg aufgewachsen und absolviert derzeit den dritten Teil seines PJs in der Hausarztpraxis von Prof. Dr. Jörg Schelling in Martinsried bei München.

„An meinem PJ in der Hausarztpraxis fasziniert mich die Kombination aus dem direkten Kontakt mit den Patienten und den medizinisch-wissenschaftlichen Grundlagen. Wenn zum Beispiel ein Patient mit Herzschmerzen in die Praxis kommt, kann das viele Ursachen haben. Abzuklären, ob es sich hier um einen Infarkt, also Notfall handelt, finde ich spannend. Erfüllend ist es auch, dass man die Patienten über einen längeren Zeitraum begleitet. Hier in der Hausartpraxis habe ich am meisten gelernt“, erzählt Rami Al-Sayegh. 
Prof. Schelling: „Mit PJlern haben wir generell nur gute Erfahrungen. Rami hat in ein paar Wochen sein Staatsexamen. Er verfügt also über ein sehr gutes medizinisches Wissen und ist für uns in der Praxis eine echte Unterstützung. Er erstellt selbst Diagnosen und schlägt die entsprechenden Therapien vor. Auch menschlich passt es. Er hat sich toll ins Team der Ärzte und MFAs integriert. Neu war für ihn sicherlich das Thema Abrechnung, aber nachdem er gut mit dem Computer umgehen kann, war auch das keine Hürde.“
Gefördert wird das PJ von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, um so mehr Studierende für eine spätere Karriere als Facharzt für Allgemeinmedizin zu begeistern. „Diese Unterstützung ist nicht nur eine finanzielle Entlastung für die PJler, es ist auch eine Wertschätzung für die Studierenden und die ausbildenden Praxen. Es macht deutlich, dass ein PJ in einer Hausarztpraxis eben ein besonderes PJ ist. Und es zeigt, wie erfüllend es sein kann, sich später niederzulassen“, lobt Prof. Schelling.
Bei Rami Al-Sayegh scheint diese Botschaft angekommen zu sein. „Ich möchte mich später auch niederlassen, gerne auch auf dem Land“, so der 27Jährige.
Was seine Facharztrichtung betrifft, hat er folgenden groben Plan. „Es wird wohl zunächst einmal in Richtung Innere Medizin gehen, um tiefer in die Materie zu steigen, danach kann ich mir allerdings durchaus vorstellen, mich eines Tages als Internist und Allgemeinmediziner auf dem Land niederzulassen.“

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Focus-Gesundheit: Prof. Dr. med. Jörg Schelling als empfohlener Arzt 2018 in der Region München ausgezeichnet
Prof. Dr. med. Jörg Schelling gehört zu den empfohlenen Ärzten in der Region München. Dies ermittelte Focus-Gesundheitin Zusammenarbeit mit der Hamburger Stiftung Gesundheit für die große Studie „Deutschlands empfohlene Ärzte aus der Region“. Prof. Dr. med. Jörg Schelling wird für seine Leistung im Bereich Allgemeinmedizin empfohlen.
Prof. Schelling, Gemeinschaftspraxis Martinsried bei München, sagt über die Verleihung: „Diese Auszeichnung ist eine große Freude und Anerkennung der zahllosen Aktivitäten in Patientenbetreuung, Lehre und Forschung in den vergangenen Jahren. Ich sehe diese Auszeichnung jedoch als Wertschätzung für die gesamte Praxis, da auch die Leistungen eines Einzelnen nur möglich sind, wenn er in einem guten und vertrauensvollen Team arbeiten kann. Aus diesem Grund sind meine Praxiskolleginnen und Kollegen, Dr. med. Christine Hessing, Ute Spill, Dr. med. Inken Regula, Dr. med. Diana Schwilling, Dr. med. Dipl.-Ing. Jens Schelling aus meiner Sicht ebenso Preisträger bzw. empfohlene Ärzte in der Region München.“ Besonders freue ich mich auch über den Praxisumzug vielleicht noch im Jahr 2018, nach dem uns dann schönere und größere Räumlichkeiten zur Verfügung stehen in denen wir weiterhin gute und menschennahe (Hausarzt)Medizin anbieten können. Für die Studie wurden Informationen zu rund 240000 ambulant tätigen Medizinern in ganz Deutschland herangezogen. Basis der Daten ist die Arzt-Auskunft der Stiftung Gesundheit, die unter anderen Informationen wie den Facharztstatus, Zusatzqualifikation, die Niederlassungsjahre, Publikationen, Gutachter und Vortragstätigkeiten, die Mitgliedschaft in Fachgesellschaften, die Patientenzufriedenheit, Barrierefreiheit, Qualitätsmanagement und Kollegenempfehlungen berücksichtigt. Empfohlen werden diejenigen Ärzte, die in der gewichteten Gesamtschau der Daten am positivsten abschneiden. Jochen Niehaus, Chefredakteur Focus-Gesundheit: „Die Focus-Arztsuchebringt Patienten mit dem passenden Arzt zusammen. Unsere Empfehlung beruht auf objektiven Kriterien und dem Votum von Fachleuten – sie gibt Patienten eine wertvolle Hilfestellung bei der Wahl eines Facharztes in Wohnortnähe. Die empfohlenen Ärzte sind über das Online-Angebot der Focus-Arztsuche(https://focus-arztsuche.de) einsehbar. Patienten können dort nach Medizinern in ganz Deutschland recherchieren – und zum Beispiel auch nach den empfohlenen Ärzten ihrer örtlichen Umgebung filtern.

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So bleiben Sie im Winter-Endspurt gesund
Winterzeit heißt Grippezeit. Wir haben für Sie einige Tipps zusammengetragen, damit Sie auch im Endspurt der Kalten Jahreszeit fit bleiben!
Natürlich - wer sich dieser Tage daheim allein einsperrt, läuft weniger Gefahr, doch noch in der heißen Phase auf der Grippewelle mit zu surfen. Aber das kann ja auch keine Lösung sein. Was hilft, was nicht?
Obstkorb oder Tablette?
Ja nicht noch krank werden! Also ab in den Supermarkt und mit allerlei Präparaten fürs Immunsystem eindecken? "Man kann's versuchen", sagt Professor Jörg Schelling. Er ist Gründungsdirektor des Instituts für Allgemeinmedizin an der LMU. Zink, Selen und Vitamin C spielen eine Rolle bei Infektionen und in der Abwehr, sagt er. Wichtig ist: Die Präparate aus dem Discounter sind dafür genauso gut wie hochpreisige aus dem Fachhandel, sagt der Experte.
Ob man sich lieber eine Brausetablette auflöst oder jeden Morgen Orangen auspresst, sei reine Typsache.
Oliver Abbushi, Vorsitzender des Hausärzteverbands im Bezirk München, hat eine klare Meinung. Er sagt: Extra-Zink oder Histamine? "Bringt nix!"
Er empfiehlt seinen Patienten andere Gesundheits-Helferlein, die es auch im Supermarkt gibt: Zitrusfrüchte. "Orangen, Ananas, aber auch Bananen und Äpfel", rät er. "Gestern war eine Patientin da, die sich jeden Morgen zwei Teelöffel frischen Zitronensaft in ein Glas lauwarmes Wasser tropft und trinkt - wenn's hilft, warum nicht?", sagt Abbushi. Er rät überhaupt zu einer ausgewogenen, nicht zu schweren Ernährung.
Mehr Suppe!
Dem stimmt Schelling zu. Konkret empfiehlt er: "Brokkoli und Blumenkohl fürs Immunsystem". Auch bei seiner Frau und ihm landet das Gemüse jetzt öfter in Suppenform auf dem Speiseplan.
Und im Büro?
Was härtet außerdem gut ab? "Zwei- bis dreimal die Woche in den Wald gehen, das ist gut für Körper und Seele", sagt Jörg Schelling. "Saunieren ist ebenfalls ein uraltes Mittel, das hilft." Klar, Sauna und Bewegung sind toll, zur Not auch im Fitness-Studio, rät auch Oliver Abbushi.
Wer es aber nicht nach draußen schafft, weil er beispielsweise im Büro sitzt, kann zum Ausgleich einen ganz wichtigen Ratschlag befolgen: "Unbedingt das Fenster aufmachen!" Die Heizungsluft trockne die Schleimhäute aus - das macht sie besonders anfällig und Viren haben leichtes Spiel.
Raus ja, aber nur mit Mundschutz?
Stichwort Schleimhäute: Was in Asien bereits zum Stadtbild gehört, ist bei uns noch ungewöhnlich - ein Mundschutz. Doch beide Experten sagen: ja, er schützt. Allerdings mehr die anderen als den Träger selbst. Denn auch über die Augen könnten Viren übertragen werden, sagt Abbushi.
Nicht anfassen!
Die Stange in der U-Bahn, die vielen Hände bei der Begrüßung, die Türklinke im Parkahaus und dann kurz Kratzen im eigenen Gesicht. 
"Studien belegen, dass wir uns mehrmals in der Minute unbewusst anfassen. Das sollte man in den Griff kriegen", sagt Schelling.
Und unfreiwillige Berührungen von anderen? Da kann man schon Angst vor Ansteckung kriegen. Zurecht, sagen die Mediziner. Schelling rät, zur Grippe-Hochzeit auf das Händeschütteln zu verzichten.
Auch sich ab und zu die Hände zu desinfizieren (kleine Flascherl mit Desinfektionsmittel gibt's mittlerweile in jeder Drogerie), ist "gar nicht so sinnlos", sagt Schelling. "Das würde ich auf jeden Fall empfehlen", sagt auch Abbushi.
Die Krankheit weglächeln?
Das geht! Studien beweisen, dass Lachen das Immunsystem stärkt und sogar Abwehrkräfte erzeugt. "Wer in die U-Bahn einsteigt, sich anhusten lässt und denkt, ‚ich bin sowieso der Nächste, den's erwischt', wird eher krank", propagiert Schelling eine positive Grundhaltung. Körper und Seele hängen eben wirklich zusammen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, für den ist es noch nicht zu spät, sich gegen Grippe impfen zu lassen, sagen beide Ärzte. Denn die Influenza breitet sich immer noch aus. Wer sich krank fühlt, sollte den Bereitschaftsdienst der Hausärzte unter der Telefonnummer 116 117 anrufen, Notaufnahmen sind nur für akute Notfälle da.

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Was hilft, wenn die Erkältungswelle anrollt?
Husten, Schnupfen, Heiserkeit – gerade jetzt im Winter leiden wieder viele darunter. In BUNTE beantworten Experten 14 wichtige Fragen rund um die lästigen Erkältungsviren. Kaum etwas ist so sicher wie die wiederkehrende Schnupfensaison. Fast jeden Deutschen erwischt es pro Jahr zwei- bis dreimal. Schuld daran sind bis zu 200 verschiedene Erkältungsviren. Besonders im Winter können wir ihnen nur schwer entkommen. Doch mit ein paar Tricks können Sie die Symptome lindern und Ihrem Immunsystem einen Anti-Erkältungs-Kick verpassen. Warum erkranken wir besonders zur kalten Jahreszeit? Jedenfalls nicht wegen der Kälte draußen. „Wir in zieren uns meist in warm temperierten Innenräumen. Weil sich die Menschen im Winter häufiger in geschlossenen Räumen aufhalten, steigt die Chance einer Übertragung von Erkältungsviren“, sagt Prof. Jörg Schelling, Gründungsdirektor des Instituts für Allgemeinmedizin der LMU München. Die Erreger können auf verschiedene Wege in unseren Körper eindringen. In der Regel gelangen sie aber über die Nasen- und Mundschleimhaut in unsere Atemwege. „Durch Heizungswärme sind die Schleimhäute der Atemwege trockener, was sie zudem leicht angreifbar macht.“ Einen Impfschutz zu entwickeln ist schwierig: Es existieren mehr als 200 unterschiedliche Erkältungsviren, die sich laufend verändern und unsere Abwehr austricksen. Können wir durch „Abhärtung“ wie Eisbaden, Saunagänge oder Wechselduschen unserem Immunsystem einen Kick geben? Ja. „Es ist in Studien nachgewiesen, das regelmäßiges Saunieren und wechselnde Temperaturreize einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. Was die nördlichen Völker schon vor Jahrhunderten wussten, kann also nicht falsch sein“, betont Prof. Schelling. Eine Wirkung hat Saunieren allerdings nur, wenn der Körper hinterher unter der Dusche oder in einem Kaltbad wieder abgekühlt wird. Um die Abwehrkräfte zu stärken, ist es zudem wichtig, schon im Herbst mit der Abhärtung anzufangen. Finnische Forscher bestätigen, dass sich durch regelmäßige Saunagänge das Risiko schwerer Atemwegserkrankungen reduziert: bei zwei bis drei Besuchen pro Woche um 27 Prozent. Allerdings sollte man die Sauna nur zur Vorbeugung aufsuchen und nicht wenn es einen bereits erwischt hat. Ja, jeder Schritt hält nicht nur fit, sondern auch der Aufenthalt im Wald hat eine gesundheitliche Wirkung. In einer japanischen Studie kam heraus: Der Baum gibt Terpene frei, auf die unser Immunsystem reagiert. Wer einen Tag im Wald verbringt, hat sieben Tage lang mehr Killerzellen im Blut. Also jene Zellen, welche die von Erkältungsviren befallenen Zellen vernichten. In Japan ist „Waldbaden“, das sogenannte „Shirin Yoku“, bereits eine anerkannte Therapieform. Den ersten anerkannten Heilwald in Deutschland gibt es übrigens auf der Insel Usedom. Der Zusammenhang zwischen Psyche und Immunsystem ist mittlerweile eindeutig belegt. „Körper und Seele sind untrennbare Systeme und spielen auch in der Körperabwehr eine Rolle“, erklärt Prof. Schelling. „Eine positive und entspannte Grundhaltung ist wichtig. Gehen wir mit Angst und Sorge in den Winter hinein, erkranken wir dementsprechend schneller.“ Vor allem langfristige Belastungen führen zu einer Freisetzung des Hormons Cortisols im Blut und zu einer nachhaltigen Schwächung der Immunabwehr und damit der Infektanfälligkeit. Glücklicherweise können wir dagegen viel machen: Yoga, Kuscheln mit dem Partner oder ganz einfach Lachen. Kein Witz: Untersuchungen der Loma Linda University in Kalifornien ergaben, dass während und nach heftigem Lachen die Aktivität der natürlichen Killerzellen und der Immunglobuline – beide entscheidend für die Wirkung des Immunsystems – deutlich ansteigen. Menschen, die erkältet und gleichzeitig einsam sind, leiden stärker unter den Symptomen. So lautet das Ergebnis einer Studie der Rice University in Houston. Für das Experiment befragten die Forscher Chris Fagundes und Angie LeRoy 159 Teilnehmer nach deren sozialer Situation und in zierten sie anschließend mit einem Schnupfenvirus. Diejenigen, die erkrankten und über Einsamkeit im Privatleben berichteten, zeigten stärkere Symptome als jene, die auf ein intaktes soziales Netzwerk zurückgreifen konnten. Wer mit bestimmten Grunderkrankungen kämpft, trägt eine höhere Gefahr, sich einen Virus einzufangen. „Diabetes etwa schwächt das Immunsystem. Auch Menschen mit Morbus Crohn oder Rheuma, die immununterdrückende Medikamente nehmen, sind im Winter besonders anfällig. Darüber hinaus altert das  Immunsystem und produziert weniger Abwehrzellen und Antikörper“, erklärt Prof. Schelling. Die Folge: Wir erkranken im Alter häufiger und schwerer. „Der Körper ist bereits durch die Erkältung geschwächt und gestresst. Das macht es Viren einfacher“, sagt Biologin und Autorin Dr. Andrea Flemmer. Auslöser für die Lippenbläschen sind Herpes-simplex Viren vom Typ 1. Weltweit tragen bis zu 90 Prozent der Menschen seit ihrer Kindheit das Herpesvirus in sich. Bei etwa einem Drittel der Infizierten kommt es regelmäßig zum Ausbruch des Bläschens. Übertragen wird der Plagegeist durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen wie zum Beispiel durch Niesen oder Händeschütteln. Mittel der Wahl bei Herpes ist eine Creme mit dem Wirkstoff Aciclovir (z.B. in „Zovirax“). Diese lindert den Schmerz und Juckreiz. „Wer auf natürliche Hilfe setzt, kann zu einer Salbe mit Melissenblätterextrakt greifen“, so Dr. Flemmer. Die Schadstoffe des Tabaks greifen das Lungengewebe an und rufen Entzündungsreaktionen hervor. Sie legen außerdem die Selbstreinigungsfunktion der Lunge, mit ihren Flimmerhärchen lahm. Deren Aufgabe ist es, Fremdstoffe sowie Schleim aus den Atemwegen abzutransportieren. Dr. Beeh nennt die fünf Säulen der gesunden Lunge: „LIEBE“. L steht dabei für saubere Luft, I für Infektbekämpfung und -vorbeugung, E für Ernährung (gesund), B für Bewegung und E meint Entspannung. Indem Sie krank machenden Keimen aus dem Weg gehen, die auf Smartphones, Türklinken oder Tastaturen lauern. Der relevanteste Tipp lautet daher: Händewaschen! Die Hände 20 bis 30 Sekunden einseifen und abwaschen. „Desinfektionsmittel sind nicht nötig“, sagt Prof. Schelling. Zudem kann man präventiv sein Immunsystem wappnen (z.B. „Immun-Loges“). In unserem Körper ticken Millionen biologische Uhren, die uns den Rhythmus vorgeben. „Menschen, deren innere Uhren aus dem Takt geraten, wie beispielsweise Schichtarbeiter oder Reisende mit Jetlag, sind wesentlich anfälliger für Erkältungen“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe Chronobiologie der Charité Berlin, Prof. Achim Kramer. „Wir wissen heute, dass die Tageszeit eine entscheidende Rolle für Immunprozesse spielt. Die Konzentration eines bestimmten Uhrenproteins - BMAL1 - ist dabei entscheidend: Ist dessen Konzentration hoch, ist auch der Schutz gegen die Viren höher.“ Um den Körper  fit zu halten, sind folgende Maßnahmen hilfreich: viel Licht tagsüber einfangen, möglichst wenig Licht in den Abendstunden und regelmäßige, angemessene Schlafenszeiten. Wie schnäuzt man die Nase richtig? Am besten gar nicht. „Durch den Druck, den wir beim Nase putzen ausüben, pressen wir die Keime tief in die Nebenhöhlen und es kann eine Nasennebenhöhlenentzündung entstehen“, sagt Dr. Joachim Mayer-Brix aus Erlangen, Homöopath und Arzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Besser: „Die Nase hochziehen und den Schleim ausspucken“, rät der Experte. Wer das nicht mag, sollte die Nase sanft putzen, ein Nasenloch nach dem anderen. Aus hygienischer Sicht greift man besser zum Papiertaschentuch. Dieses sofort entsorgen. Das reduziert das Risiko, Krankheitserreger zu verbreiten und andere anzustecken. Bei Heiserkeit bloß nicht  üstern. Ist da was dran? Eine häufige Reaktion auf eine angegriffene Stimme sind Flüstern oder Räuspern. „Kurzfristiges Flüstern bei Heiserkeit ist nicht schlimm für die Stimmbänder. Wichtig ist, sich keine falsche Sprechweise anzugewöhnen – das wiederum kann zu dauerhaften Schäden führen“, sagt Dr. Joachim Mayer-Brix, der auch als Stimmarzt tätig ist. Er weiß, oft wird nach Abklingen der Heiserkeit die Stimme weiter falsch benutzt. Im besten Fall sprichwörtlich:„Reden ist silber, Schweigen ist gold.“ Das lässt sich im Alltag natürlich nicht immer umsetzen. Damit die Schleimhäute mit ausreichend Flüssigkeit versorgt werden, ist Trinken das A und O. Am besten eignen sich Wasser oder Salbeitee mit einem Schuss Honig.13Wann sollte ich den Infekt daheim auskurieren? Ein Schnupfen allein ist kein Grund zur Krankschreibung. Aber: Fieber ab 38 Grad und starke Gliederschmerzen hingegen schon. „Zeigt ein Patient starke Symptome in der Anfangsphase der Erkältung und stellt er ein potenzielles Ansteckungsrisiko dar, sollte der Arzt Ruhe und Schonung verordnen“, betont Prof. Schelling. In der Regel kann jeder selbst beurteilen, ob er arbeitsfähig oder -unfähig ist. Allerdings sind die Menschen unterschiedlich emp ndlich.Während der eine sich trotz laufender Nase  t fühlt, fühlt sich der andere damit bereits sehr elend und krank. Wie sinnvoll ist eine Grippeimpfung? Laut Robert-Koch-Institut bietet die Grippeimpfung diesen Winter nur geringen Schutz. Da sich die In uenzaviren kontinuierlich verändern, wird eine jährliche Injektion empfohlen. Deshalb wirkt die Impfung nicht jedes Jahr gleich gut. „Die meisten In uenzafälle in diesem Jahr gehen auf In uenza-B-Viren zurück. Diese sind im häu g verwendeten Dreifachimpfstoff nicht enthalten“, sagt Prof. Schelling. „Wer bereits geimpft ist und auf Nummer sicher gehen will, sollte sich mit dem Vierfachimpfstoff nachimpfen lassen. Besonders bei Risikogruppen ist dies auch jetzt noch sinnvoll.“ In der Regel werden die Kosten für den Dreifachwirkstoff von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Schelling rät dazu, die Vierfach-Injektion zur Not selbst zu zahlen (ca. 12 Euro) und die Rechnung bei der Krankenkasse einzureichen.

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Reden kann Pillen sparen
Patienten wünschen sich nicht nur Fachwissen und Pillen von ihrem Doktor. Er soll auch ein guter Zuhörer sein und sich viel Zeit nehmen. Die aber ist oft knapp. Wir haben zwei Experten gefragt, welche Folgen das hat – und was jeder selbst tun kann, um das Gespräch möglichst gut zu nutzen. Das Wartezimmer ist voll, der Arzt in Eile: Das spürt auch sein Patient, als er endlich drankommt. Er will seine Beschwerden schildern. Doch bereits nach dem zweiten Satz unterbricht ihn der Doktor. Untersuchung, Rezept – schon ist der Patient wieder draußen. Dabei hatte er eigentlich noch ein heikles Problem ansprechen wollen. Eine fiktive Szene, die sich so ähnlich aber tatsächlich zugetragen haben könnte. Gerade einmal 7,6 Minuten dauert ein Besuch beim Hausarzt in Deutschland im Durchschnitt. Nachzulesen etwa in einer Studie im Fachjournal „BMJ Open“ (2017). Dabei würden sich wohl die meisten Ärzte gern mehr Zeit nehmen. „Dass es mehr als acht Minuten braucht, um einen Patienten zu verstehen und sich in ihn hineinzuversetzen, ist jedem klar“, sagt Prof. Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Doch gutes Geld lässt sich vor allem mit teuren Apparaten verdienen. Das Gespräch bringt vergleichsweise wenig ein. „Das große Dilemma ist, dass der sprechende Anteil in der Medizin zu wenig honoriert wird“, sagt Schulte-Körne. „Das ist ein riesiger Fehler im Vergütungssystem.“ Das sieht sein Kollege Prof. Jörg Schelling, Gründungsdirektor des Instituts für Allgemeinmedizin der LMU München und Hausarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Martinsried genauso. „Zeit ist das wichtigste Gut in der Medizin“, sagt er. Das Gespräch sei Dreh- und Angelpunkt – auch beim Hausarzt, nicht nur beim Psychotherapeuten. „Es ist aber schwierig, Empathie und Zuwendung zu geben, wenn die Zeit drängt“, beklagt Schelling. Patienten wünschen sich genau das: einen Arzt, der sich die Zeit nimmt, ihnen wirklich zuzuhören, und nicht ständig unterbricht, weil sie nicht schnell genug zum Kern des Problems kommen. Und: Sie wollen als Mensch wahrgenommen und nicht auf ihre Erkrankung reduziert werden. „Man ist eben nicht nur der Mensch mit der Appendizitis, sondern Herr oder Frau Meier mit einer Appendizitis“, sagt Schulte-Körne. Zwischen Ideal und Realität klafft oft eine große Lücke. Auch aus diesem Grund sind Heilpraktiker bei vielen Patienten so beliebt. Sie nehmen sich mehr Zeit – und stellen die als Teil der Behandlung in Rechnung. Es würde sich lohnen, auch Schulmedizinern diese Chance zu bieten. Das Gespräch ist nämlich längst nicht nur wichtig, um die richtige Diagnose zu finden. Es hilft sogar beim Heilen – nicht nur in der Psychotherapie, sondern in allen Fachbereichen. „Wir wissen heute, dass der Therapieeffekt deutlich höher sein kann, wenn es gelingt, eine gute Beziehung zum Patienten aufzubauen“, sagt Schulte-Körne. Unter Umständen könne man sogar Medikamente sparen, aber zumindest bei gleichem Einsatz einen höheren Effekt erzielen. Die Therapie wirkt also besser. Das zeigt auch eine Studie, die im August 2017 im Fachjournal „BMC Medical Education“ erschienen ist und an der LMU-Forscher beteiligt waren: Patienten, die sich von ihrem Arzt verstanden fühlen, sind demnach zufriedener mit ihrer Behandlung. Sie haben oft weniger Schmerzen und Angst, nehmen zudem ihre Medikamente zuverlässiger. Doch nicht nur Zeit ist entscheidend, damit Patienten zufrieden aus der Praxis gehen. Ärzte müssen auch wissen, wie man ein gutes Gespräch führt. Schelling musste das als junger Arzt selbst herausfinden. Zu seiner Studentenzeit war Kommunikation noch kein Teil der Ausbildung. Das ist heute anders. „Kommunikation“ ist längst Teil der Ausbildung. An der LMU etwa lernen Medizinstudenten vom ersten Semester an, wie man mit Patienten umgeht. „KomMeCum“ heißt das Programm, an dessen Entwicklung Schelling selbst mitgearbeitet hat. Dazu gehören etwa auch Rollenspiele, in denen Studenten üben, wie man eine schlechte Nachricht überbringt. Doch worauf kommt es bei einem guten Gespräch vor allem an? „Auf Authentizität“, sagt Schelling. „Der Arzt muss sich selbst als Mensch einbringen“, sagt er. „Er muss sich fragen: Wie würde ich selbst gern behandelt werden?“ Das sieht auch SchulteKörne so. „Wichtig ist auch die Atmosphäre“, ergänzt er. Der Arzt müsse vermitteln, dass er sich ganz auf seinen Patienten einlässt und sich wirklich für ihn interessiert. Ebenso wichtig: Der Arzt müsse bereit sein, ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen, sagt Schulte-Körne. Er trägt zum Beispiel keinen weißen Kittel bei der Arbeit. „Das ist aus hygienischen Gründen auch nicht notwendig“, sagt er. Das gelte in den meisten Fällen auch für andere Fachbereiche. Der Kittel sei eher ein Statussymbol und bringe ein Machtgefälle zum Ausdruck. Immer mehr Kinderärzte würden darum darauf verzichten, sagt er – um mehr Vertrauen zu den Familien herzustellen. Auch der Schreibtisch, der Arzt und Patient in vielen Praxen trennt, schafft nicht nur räumlich Distanz. Hilfreich könne es sein, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, sagt Schulte-Körne. Vertrauen aufzubauen ist die Grundlage. Im Gespräch geht es aber auch oft darum, Informationen zu vermitteln. Wie nehme ich Medikamente richtig ein? Wie messe ich den Blutzucker richtig – und wann? Oft kommt es auf viele Details an, damit eine Therapie richtig wirkt. Nur so kann der Patient die Ratschläge daheim auch umsetzen. Dazu muss er seinen Arzt aber auch verstehen. Wenn der Doktor in der Eile vergisst, dass er mit einem medizinischen Laien spricht, klappt das nicht immer. Aber auch verständlich erklärt, bleiben wichtige Informationen manchmal nicht hängen. „Patienten behalten vor allem das, was man in den letzten Minuten sagt, bevor sie zur Tür rausgehen“, sagt Schelling. Tendenziell neige man dazu, Patienten mit Informationen zu überfordern, sagt Schulte-Körne. „Sie realisieren das aber oft erst nach dem Gespräch“, sagt er. „Dann sagen sie: Das war zwar interessant, aber worum es jetzt im Kern ging, weiß ich jetzt doch nicht mehr so genau 

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Die Dosis macht das Gift
„Hast du mal ein Schmerzmittel für mich?“ Schnell ist die Frage gestellt, genauso flott wird eine Pille aus der Tasche geholt. Alltag in Deutschland, denn viele Schmerzmittel sind frei verkäuflich. Sind sie aber wirklich so harmlos? Das haben wir den Münchner Arzt Prof. Jörg Schelling gefragt. 
Viele Schmerzmittel gibt’s rezeptfrei. Warum sollten sie gefährlich sein?
„Die Dosis macht das Gift“, sagt Jörg Schelling, Professor am Institut für Allgemeinmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. „In den angegebenen Dosierungen und bei zweckmäßiger Einnahme überwiegt der Nutzen gegenüber den Nebenwirkungen. Eine längere Einnahme sollte aber immer mit einem Arzt abgesprochen sein und nicht in Eigenregie vorgenommen werden.“ Dann kann das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen ansteigen. 
Warum spüren wir überhaupt Schmerzen?
„Schmerzen dienen dem Körper als Warnsignal“, sagt Schelling. Zum einen will er darauf hinweisen, dass er verletzt ist wie bei Schmerzen in der Schulter. Manchmal versucht der Körper aber auch über Reflexe, die im Rückenmark entstehen, eine drohende Verletzung zu vermeiden. „Diese Schmerzen haben also eine Schutzfunktion für unseren Körper“, erklärt Schelling. Chronische Schmerzen haben jedoch keinen Warncharakter mehr. Dann spürt der Patient zum Beispiel anhaltende Rückenbeschwerden, obwohl keine akute Ursache mehr vorliegt. Es hat sich eine Art Schmerzgedächtnis gebildet. 
Wie wirken Schmerzmittel? 
Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (kurz: ASS) gehören zu den sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese hemmen die Cyclooxygenase-1 und -2 (COX-1/ COX-2). Das wiederum sind Enzyme, die verantwortlich sind für die Produktion von Schmerz-Botenstoffen. Vor allem schränken diese Arzneimittel COX-1 ein, die im Körper für Entzündungsreaktionen und die Magensäureproduktion zuständig sind. Weil COX-1 im ganzen Körper vorkommt, wird die Schmerzempfindung überall blockiert. 
Sind alle Schmerzmittel für die gleichen Probleme da? 
„Alle Schmerzmittel haben einen unterschiedlichen chemischen Aufbau und das zieht jeweils andere Wirkweisen nach sich. ASS stammt ursprünglich zum Beispiel aus dem Extrakt der Weidenrinde, der Salicylsäure, wohingegen Diclofenac zu den Phenylessigsäuren – Derivate der Essigsäuren – gehört. 
Wie unterscheidet man, wann man welches Schmerzmittel nehmen sollte? Oder ist das eine Frage der persönlichen Vorliebe? 
„Das hängt davon ab, welche Indikation besteht und welches Schmerzmittel vertragen wird“, sagt Schelling. ASS, Ibuprofen und Diclofenac sind nicht für jedermann gut geeignet. Das hängt von der individuellen Verträglichkeit und dem körperlichen Zustand des Patienten ab. Vor allem Schwangere und Personen mit Magenproblemen sollten diese Mittel nur in Absprache mit ihrem Arzt einnehmen. 
Können diese Medikamente abhängig machen? 
Beim Bonn-Marathon im Jahr 2012 gaben rund 50 Prozent der 8000 Teilnehmer an, dass sie ASS, Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen haben. „Schmerzmittel können tatsächlich süchtig machen, denn sie suggerieren Leistungsfähigkeit, weil subjektiv gesehen keine Schmerzen mehr verspürt werden“, sagt Schelling „Das Maß, wann die Einnahme zur Sucht führt, ist jedoch bei jedem anders ausgeprägt.“ 
Kann eine Einnahme bis zum Tod führen? 
Ibuprofen und Paracetamol stehen laut einer Studie zum Giftnotruf in Erfurt an erster und zweiter Stelle bei Arzneimittelvergiftungen von Erwachsenen. Von 2007 bis 2016 kam es zu 4889 Todesfällen bei Ibuprofen und 3533 bei Paracetamol. Das sind in den zehn Jahren 2,3 Personen pro Tag. Paracetamol kann bei einer Dosis von 7,5 g (15 Tabletten) für einen Erwachsenen tödlich sein. „Eine akute ASS-Vergiftung ist dagegen schwer zu erreichen“, sagt Schelling. 
Wie lange sollte man Schmerzmittel im Allgemeinen nehmen? 
„In der Regel sollten sie nicht länger als drei Tage lang eingenommen werden, wobei die Tagesdosis einzuhalten ist“, sagt Schelling. Genauere Angaben stehen jeweils im Beipackzettel. 
Gibt es bei chronischen Schmerzen eine Alternative zu den frei verkäuflichen Mitteln? 
„Selbstverständlich gibt es zahlreiche verschreibungspflichtige Schmerzmittel, die teils frei verkäufliche Wirkstoffe in Kombination mit anderen Wirkstoffen enthalten“, sagt Schelling. Hier sind zum Beispiel Kombinationen von Codein und Paracetamol zu erwähnen. „Hilfreich ist das WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie.“ Bei chronischen Schmerzen gibt es alternative Therapien, die jeweils von der Ursache abhängig sind. Darauf sollte man seinen Arzt ansprechen. „Heutzutage ist das Ideal eine ,multimodale Schmerztherapie‘“, sagt Schelling. „Diese schließt die Gesprächstherapie, Psychologische Intervention, Physiotherapie und eine medikamentöse Therapie ein.“ 

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Leserbrief Münchner Merkur: Enorme Leistungen moderner Medizin
Leserforum 22./23. Juli, Niedergelassene Kinder- und Hausärzte erbringen jeden Tag zahlreiche Impfberatungen im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages. Kollege Lang hat Recht: Impfberatungen zu STIKO-Impfungen ohne anschließende Impfung werden nicht zusätzlich oder adäquat vergütet – sie sind aber eine wichtige Aufgabe und Pflicht von versorgenden Ärzten! Aus diesem Grund sollte von Redaktion und Lesern gleichermaßen kritisch überprüft werden, ob eine Impfberatung zu STIKO-Impfungen in bestimmen Praxen nur als IGEL-Leistung angeboten wird und damit ein Geschäftsmodell darstellt. Ärzte die solche gesetzlichen Beratungen nur als Selbstzahlerleistung und mittels vorher auszufüllender PDF anbieten, sollte man vorsichtig betrachten. Impfungen werden vom Solidarsystem übernommen und sollten den Ärzten übertragen werden, die auch am System der solidarischen und gesetzlich geregelten Versorgung im Rahmen der (Hoch)schulmedizin als Kassenarzt teilnehmen. Prof. Dr. med. Jörg Schelling Martinsried 

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Ein Mediziner gibt Tipps gegen die Hitze 
Hitze ist eine Herausforderung für den Körper. Doch wie kommt er leichter damit klar? Professor Jörg Schelling, Gründungsdirektor des Instituts für Allgemeinmedizin am Klinikum der LMU München und Arzt in einer Gemeinschaftspraxis in Martinsried, hat ein paar Tipps gegen die -Folgen der Sommerhitze. „Schätzen Sie Ihre Grenzen realistisch ein, hören Sie auf Ihren Körper!“, rät Schelling. Der hat an Hitzetagen nämlich genug damit zu tun, seine Temperatur zu halten. Die Folge: Man ermüdet schneller. Anstrengende Aktivitäten sollte man daher besser lassen. Das gilt besonders für die heißeste Zeit des Tages: zwischen 11 und 15 Uhr. Diese Stunden sollte man am besten im kühlen Haus oder wenigstens im Schatten verbringen. Schelling rät: „Gönnen Sie sich auch ruhig ein kurzes Schläfchen, wenn Sie sich mittags geschafft fühlen“ Die Kleidung sollte leicht sein und locker sitzen. „So kommt Luft an die Haut“, sagt Schelling. Dann funktioniert auch die körpereigene Klimaanlage besser: das Schwitzen. Von Synthetikstoffen rät der Experte bei Hitze ab, insbesondere auch bei Unterwäsche. Vor allem Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, sollten andere Materialien wählen – und eventuell auch untertags den Slip wechseln: Denn im feuchtwarmen Klima vermehren sich Keime rasant. An heißen Tagen verliere der Körper deutlich mehr Flüssigkeit – durchs Schwitzen, aber auch mit der Atemluft. Um die Speicher wieder aufzufüllen, eignen sich am besten kühles Wasser oder stark verdünnte Saftschorlen. Von eiskaltenGetränkenrätderMedizinerallerdingsab. Gut geeignet sind auch Tees, die man am besten nicht heiß trinkt, sondern abkühlen lässt. Schellings Tipp für alle, deren Durstgefühl nicht sehr ausgeprägt ist – das ist generell oft in höherem Alter so und auch bei manchen Erkrankungen: „Stellen Sie zwei Flaschen Wasser an einen Ort, an dem Sie tagsüber oft vorbeikommen!“ Beim Essen rät der Experte dazu, auf die Signale des Körpers zu hören. Auf schwere Kost haben die meisten bei Hitze ohnehin keinen Appetit. Das holen manche aber abends beim Grillen nach. Gichtpatienten sollten dabei aufpassen: Die Kombination aus Fleisch und Bier könne Gichtanfälle auslösen – ein häufiges Sommerproblem. Menschen mit Vorerkrankungen müssen generell vorsichtiger sein: Diabetiker sollten ihren Blutzucker öfter prüfen. Das gilt auch für Patienten mit zu hohem Blutdruck. Der verändert sich bei Hitze, ist meist niedriger als sonst. Dann könne es sinnvoll sein – in Rücksprache mit dem Arzt – , die Dosis der Medikamente anzupassen. Wer aufgrund einer Herzoder Nierenkrankheit nur eine bestimmte Flüssigkeitsmenge pro Tag zu sich nehmen darf, muss an sehr heißen Tagen eventuell trotzdem etwas mehr trinken – bitte nach Rücksprache mit dem Arzt! Die Temperaturregulation des Körpers funktioniert bei Kindern noch nicht so gut: Sie überhitzen schneller. In den heißesten Stunden des Tages bleiben sie am besten im Haus. Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder genug trinken.Am besten haben sie dazu immer eine Trinkflasche griffbereit. Über eine Abkühlung im Schwimmbad oder See freuen sich an heißen Tagen alle. Allerdings sollte man nicht völlig überhitzt ins eiskalte Wasser springen – bei anfälligen Personen könnte das Herz streiken. Lieber langsam abkühlen! Besonders schonend geht dasmit einem kühlen Fußbad, sagt der Experte. Auch ein Eis dürfe es schon mal sein. „An Hitzetagen sollte man ruhig mal Fünfe gerade sein lassen“, sagt Schelling. „Hören Sie einfach auf Ihren gesunden Menschenverstand!“

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Medizin oder Mythos: Wir bringen Licht ins Dunkel
Pflanzenmedizin ist besonders sanft, schlechtes Licht macht die Augen krank: Ein Hausarzt wird im Alltag mit vielen Behauptungen konfrontiert. Doch was stimmt? Das haben wir Prof. Jörg Schelling aus Martinsried gefragt. 
„Cholesterin per se ist böse.“ 
Nein, denn Cholesterin übernimmt wichtige Funktionen im Körper. „Es hilft unter anderem bei der Produktion von Steroidhormonen wie Testosteron oder Cortisol“, sagt Schelling. „Herz- und Gefäßpatienten sollten aber besonders auf die Cholesterinmenge achten, die sie zu sich nehmen.“ 
„Wer als Kind Krankheiten wie die Masern durchgemacht hat, hat später ein besseres Immunsystem.“ 
Das stimmt nicht. Eine Studie der Princeton University in den USA zeigte, dass eine Maserninfektion das Immunsystem schwächen kann. Das kann sogar mehrere Jahre anhalten und zu einer erhöhten Anfälligkeit für andere Infektionskrankheiten führen – und damit letztlich zu einer höheren Sterblichkeit. 
„Der Körper muss regelmäßig entschlackt oder gereinigt werden.“ 
Nein, der Körper verfügt über ausgeklügelte Mechanismen, um sich selbst zu reinigen. „Wenn man sich aber wie hier bewusst mit dem eigenen Körper auseinandersetzt, ist das grundsätzlich gut“, sagt Schelling. Bei einer rheumatoiden Arthritis kann eine Ernährungsumstellung aber eine medizinische Wirkung haben. So zeigten sich in Studien signifikante Verbesserungen: Bei den Patienten waren die Gelenke morgens nicht mehr so stark geschwollen und steif. „Abgesehen von solchen Einzelfällen ist aber aus wissenschaftlicher Sicht keine Entschlackung notwendig“, erklärt der Experte. 
„Der Körper kann ,übersäuern‘ und das ist gefährlich.“ 
„Fühlt man sich häufig müde oder schlapp, wird das in der Alternativmedizin häufig auf eine Übersäuerung des Körpers zurückgeführt“, sagt Schelling. Was stimmt: Eine Ernährung mit Säurebildnern wie Fleisch, Wurst, Käse oder mit phosphathaltigen Lebensmitteln führt dem Körper tatsächlich deutlich mehr Säuren zu. „Allerdings hat er dafür Systeme entwickelt, um dem entgegenzuwirken“, erklärt der Experte. „Trotzdem ist eine solch einseitige Ernährung auf Dauer nicht zu empfehlen.“ Eine Ernährung mit hauptsächlich Säurebildnern kann das Stresshormon Cortisol erhöhen und das kann zum Beispiel zu einem steigenden Blutdruck führen. Wichtig ist es daher, auch Gegenspieler auf den Teller zu bringen wie Obst, Gemüse und Salat. 
„Wenn bei einer KrebsOP Luft an den Tumor kommt, wächst er schneller.“ 
„Das ist eine Vorstellung, deren Ursprung zurück bis ins Altertum reicht“, erklärt der Experte. Viele Naturheilkundler vertraten sie bis ins 19. Jahrhundert und manche sogar jetzt noch. „Aber heute gilt sie als eindeutig widerlegt.“ 
„Bei Gelenkbeschwerden sollte man sich möglichst wenig bewegen.“ 
„Im Gegenteil – Sie sollten sich möglichst viel bewegen“, sagt Schelling. Denn die Bewegung hilft den Knorpelzellen, die nicht von den Blutgefäße versorgt werden, sich zu regenerieren. Durch den Druck werden sie wie ein Schwamm ausgepresst und können sich später wieder mit Blut vollsaugen. Schont man sich dagegen dauerhaft, wird Muskelmasse abgebaut und der Knorpel verliert seine schützende Umgebung. „Vor allem Frauen im mittleren Alter, die sich regelmäßig bewegen, haben zehn Jahre später ein geringeres Risiko für Gelenkschmerzen“, erklärt der Experte. Dabei sollte man jedoch nicht übertreiben. 
„Wer einen Organspendeausweis hat, wird eher für tot erklärt, damit man seine Organe verwenden kann.“ 
Nein, denn für die Entnahme muss der Hirntod des Organspenders von zwei Medizinern unabhängig voneinander festgestellt werden. Außerdem würden sich Chirurgen strafbar machen, wenn sie Organe entnehmen, ohne dass der Tod offiziell festgestellt wurde. „Und Fälle, in denen Menschen fälschlicherweise für tot befunden wurden, sind äußerst selten“, sagt Schelling. 
„Ab einem bestimmten Alter muss man sich nicht mehr impfen lassen.“ 
„Das hängt von der Krankheit ab, gegen die geimpft werden soll, und vom eigenen Gesundheitszustand“, sagt Schelling. So sollten die Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Der Grund: Die Menge der schützenden Antikörper nimmt mit den Jahren ab. Für über 60-Jährige wird zudem eine jährliche Impfung gegen die Influenza und alle sechs Jahre eine gegen Pneumokokken empfohlen. 
„Kälte macht krank.“
„Kälte selbst macht nicht krank, denn dafür sind Viren verantwortlich“, erklärt der Experte. „Aber Kälte kann einen Infekt begünstigen.“ Das hat mehrere Gründe: Zum einen wachsen Rhinoviren, die verantwortlich für eine Erkältung sind, bei Kälte besser – wie es bei einer kalten Nase zum Beispiel der Fall ist. Außerdem ist die Ansteckungsgefahr in den kalten Monaten höher, weil sich dann mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten und so das Risiko einer Tröpfcheninfektion steigt. 
„Placebos wirken nicht.“ 
„Placebos sind Scheinarzneimittel, die keine pharmakologisch wirksamen Bestandteile enthalten“, sagt Schelling. „Aber sie wirken tatsächlich!“ So zeigten sich in einigen Studien bei Patienten, die diese bekommen hatten, ebenfalls Verbesserungen der Symptome. Aber warum wirken Placebos bei einigen und bei anderen nicht? „Dafür sind psychische Faktoren ursächlich“, erklärt der Experte. Eine entscheidende Rolle spielt die positive Erwartung des Patienten und das empathische Vorgehen des Arztes. „So wirkungsvoll dieser Effekt auch ist, ein echtes Medikament ersetzt er nicht.“ 
„Lesen bei schwachem Licht schadet den Augen.“ „Nein, es lässt sie nur schneller ermüden“, sagt Schelling. Bis heute gibt es keine Studien für eine schädigende Wirkung. Dagegen liegt dann eine Ermüdung der Muskeln vor: Der Ziliarmuskel – ein ringförmiger Muskel im Auge – muss die Linse bei schwachem Licht ständig straffen, das ist anstrengend. 
„Pflanzliche Mittel haben praktisch keine Nebenwirkungen.“ 
Auch pflanzliche Mittel können zum Teil gravierende Nebenwirkungen haben. „Johanniskraut wirkt beispielsweise gegen Depressionen“, sagt Schelling. „Gleichzeitig erhöht es aber die UV-Empfindlichkeit.“ Auch ist der gefleckte Schierling zwar ein gängiges Mittel nach Stoßverletzungen, Schwindel oder einer Sehstörung. Er ist aber auch ein sehr starkes Nervengift. 
„Gerade zu sitzen ist ,das Beste’ für den Rücken, sagt die Oma immer.“ 
Ja, das stimmt – zumindest wenn man die Haltung zwischendrin immer wieder mal verändert. „Die beste Position ist die natürliche Stellung der Wirbelsäule, denn hier kann sie optimal dämpfen“, erklärt der Experte. Bleibt man aber dauerhaft in dieser Haltung, würden die Muskeln trotzdem ermüden. Daher ist eine Abwechslung wichtig. Zappeln ist also erlaubt! 

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Arztpraxen im Würmtal registrieren heuer überdurchschnittlich viele Heuschnupfen-Patienten
Immer mehr Heuschnupfen-Patienten. Es kribbelt in der Nase und die Augen tränen: Allergikern machen Pollen arg zu schaffen. Arztpraxen im Würmtal registrieren heuer überdurchschnittlich viele Heuschnupfen-Patienten.
Würmtal –Der Frühsommer hat endgültig Einzug gehalten. Doch nicht jeder kann die Biergarten- und Freibadsaison unbeschwert genießen. Schuld ist der Pollenflug, der für viele mit einer verstopften Nase, juckenden Augen oder Hustenreiz einhergeht. Und obwohl die Heuschnupfen-Saison gerade erst begonnen hat, suchen schon jetzt zahlreiche Würmtaler den Arzt ihres Vertrauens auf, um die lästigen Symptome möglichst schnell loszuwerden.
„Dieses Jahr kommen überdurchschnittlich viele Patienten zu uns“, berichtet der Martinsrieder Allgemeinmediziner Prof. Dr. Jörg Schelling. Rund 20 Prozent seiner Patienten seien von einer Allergischen Rhinitis, so die medizinisch korrekte Bezeichnung für Heuschnupfen, betroffen. Wobei die Dunkelziffer deutlich höher sei. Nicht jeder würde wegen einer laufenden Nase oder Halsschmerzen zu ihm kommen. Zumal die Apotheken mittlerweile mit einem breiten Spektrum lindernder Arzneien aufwarten. Selbst Nasensprays mit Kortison sind seit Kurzem wieder frei verkäuflich.
Und doch suchen viele Patienten früher oder später einen Arzt auf. Laut Schelling macht vor allem der sogenannte Etagenwechsel vielen Menschen Angst. Dabei greifen die Beschwerden von Augen, Nase oder Rachenraum auf die unteren Atemwege über. Ein Engegefühl im Brustbereich und sogar Asthma können die Folge sein. „Eine kurzzeitige Verwendung von Kortisonsprays oder Kortisontabletten kann in solchen Fällen hilfreich sein“, so Prof. Dr. Schelling.
Zahlreiche Studien belegen, dass die Zahl der Allergiker in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Laut Schelling liegt das an einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Während die Klimaerwärmung für eine Verlagerung der Blütezeit sorgt, ist die zunehmende Umweltverschmutzung und die damit einhergehende Veränderung der Pollenoberfläche für eine verstärkte Abwehrreaktion des Körpers verantwortlich.
Ein weiterer Risikofaktor ist Ambrosia, eine importierte und hochallergene Pflanze, die erst im Spätsommer blüht. Gemeinsam mit den Pollen von Gräsern, Bäumen und Getreide sind somit beinahe ganzjährig Pollen in der Luft. Auch eine übermäßige Reinlichkeit ist laut Prof. Dr. Schelling, der die Martinsrieder Praxis gemeinsam mit seinem Bruder Jens Schelling führt, massiv allergiesteigernd. Vor allem Eltern kleiner Kinder hätten eine regelrechte Bakterienangst entwickelt.
Dabei sei das Immunsystem gerade in der ersten Lebensphase extrem lernfähig. „Eine Allergie ist immer eine Überreaktion auf Dinge, die der Körper nicht kennt.“ Aus diesem Grund dürfe ein Kind auch mal Erde essen. Und nicht jede Hand, über die ein Hund geschleckt hat, müsse sofort desinfiziert werden.
Vom „Bauernhofprinzip“ spricht Dr. med. Juri Gewitsch, Allgemeinmediziner aus Planegg. „Stadtkinder entwickeln häufiger Allergien als Kinder mit Tierkontakt“, so der Facharzt, der in seiner Praxis auch eine Allergiedesensibilisierung durchführt. Voraussetzung dafür ist die eindeutige Diagnose der Allergie. Steht fest, worauf der Patient reagiert, verabreicht Gewitsch in regelmäßigen Abständen ein Allergen, um die Verträglichkeit zu verbessern.
Die Behandlung erfolgt entweder per Spritze oder in Form von Tropfen oder Tabletten. Beide Therapien werden in der Regel drei Jahre durchgeführt. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Patient über mehrere Jahre hinweg beschwerdefrei ist. „Die Behandlung ist allerdings sehr aufwändig und kommt nur dann zum Einsatz, wenn der Leidensdruck für einen Patienten sehr groß ist“, so Dr. Gewitsch.
Doch auch für weniger stark Geplagte hat Dr. Gewitsch, der schon seit mehreren Wochen beinahe täglich Patienten mit Heuschnupfen behandelt, hilfreiche Tipps, um den Pollenflug zumindest erträglicher zu machen. Demnach sollte man die Fenster möglichst geschlossen halten und abends die Haare waschen, um die Pollen vom Kopfkissen fernzuhalten. Auf sportliche Aktivitäten im Freien sollte während einer hohen Pollenbelastung verzichtet werden. In diesem Fall leistet der Pollenflugradar gute Dienste. Prof. Dr. Jörg Schelling verweist außerdem darauf, dass Allergien immer auch mit Stress zusammenhängen. Diesen gelte es zu reduzieren, um den Körper nicht noch zusätzlich zu belasten. „Sport und Meditation können auch bei Heuschnupfen einen guten Ausgleich schaffen.“

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Ursachen und Symptome: Bloß erkältet? Oder schon Grippe?
Ist es bloß ein harmloser Schnupfen oder schon eine echte Virusgrippe? Die AZ erklärt, wo die Unterschiede liegen und wann es gefährlich wird.
Die Grippe ist die böse Schwester der Erkältung. Anders als die häufige Erkältung bedroht sie in der aktuellen Grippewelle Leben. Wie Sie Grippe erkennen, wie Sie vorbeugen – und wann Sie zum Arzt müssen.
Toni Huber, Mitte 50, fragt sich, ob er mir seiner "Grippe" zur Arbeit gehen soll. Gestern im Büro begann dieses Frösteln und Nasenkribbeln. Dann schlecht geschlafen, Nachtschweiß, wirre Träume. Am Morgen schon Halsweh und das Gefühl, "total schlapp" zu sein. "Die Grippe hat München im Griff", liest er in der Zeitung. Dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen sind bis 10. Februar 2.068 Influenza-Fälle gemeldet, vor allem ältere Menschen und Schulkinder. Viele Notaufnahmen sind überfüllt, 18 Patienten gestorben – vor allem Ältere.
Hubers Frau misst die Temperatur: 38 Grad Celsius. Die Hausärztin gibt telefonisch Entwarnung, vorerst: Zuhause bleiben, schonen, Erkältungstee trinken. "Erst wenn das Fieber zwei, drei Tage nicht zurückgeht, oder über 39°C steigt, sollte sich ärztlich untersuchen lassen, wer ansonsten gesund ist", sagt Dr. Margit Kollmer vom Bayerischen Hausärzteverband. "Alte Menschen, Patienten mit Herz- oder Lungenleiden oder sonstigen chronischen Erkrankungen allerdings früher!"
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Eine echte Grippe unterscheidet die Fachärztin für Allgemeinmedizin in Grippezeiten allein anhand klinischer Symptome von einem banalen Infekt: "Charakteristisch für Grippe sind plötzlicher Beginn mit hohem Fieber, Schwäche, Schlappheit, oft Husten und Halsschmerz." Tückisch bleibt, dass nur etwa ein Drittel der Patienten diesen typischen Verlauf zeigt. Ein Drittel der Infizierten fiebert kaum, ein Drittel bleibt symptomlos. Auch überschneiden sich die Krankheitsbilder einer starken Erkältung und einer schwachen Grippe. "Insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Menschen ist auch bei nicht-fieberhafter oder unspezifischer Erkältungssymptomatik während der Grippewelle an Influenza zu denken", warnt Dr. Kollmer.
Unsichere Grippe-Schnelltests
Im Zweifelsfall schickt sie einen Rachenabstrich ins Labor und hat am nächsten Tag den schriftlichen Befund. Die Labortests weisen Nukleinsäure oder Antigene der Viren nach, hochspezifisch. Sie sind nicht zu verwechseln mit Grippe-Schnelltests, die in der Apotheke oder im Internet angeboten werden.
Kollmer warnt vor deren trügerischer Sicherheit: "Schnelltests erreichen nicht mehr als 80% Sensitivität, das heißt, bei zehn Tests werden zwei Patienten falsch klassifiziert." Dann wird zum Beispiel ein falsch negativ getesteter, symptomarmer Patient weiter zur Arbeit gehen, Kollegen anstecken, vielleicht selbst schlimmer erkranken.
Kurieren an Symptomen
Anders bei Toni Huber mit seiner banalen Erkältung. Bei einem falsch positiven Test, würde er "falsch" krank geschrieben, bekäme unnötigerweise Medikamente. "Die so genannten Neuraminidasehemmer wirken spezifisch gegen Influenzaviren, nicht gegen Erkältungsviren, aber sie können günstigstenfalls die Krankheitsdauer einen Tag abkürzen, frühzeitige Gabe vorausgesetzt", sagt Prof. Dr. Jörg Schelling vom Institut für Allgemeinmedizin der LMU. "Nicht zu vernachlässigen sind unerwünschte Wirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen – Symptome, die eigentlich bekämpft werden sollen." Auch die gelegentlich verlangten Antibiotika sind meist zwecklos – handelt es sich doch bei Erkältung wie Grippe um virale Erkrankungen.
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Ihr Einsatz bringt beim Patienten die Darmflora durcheinander und verschafft den Bakterien auf Dauer Vorteile durch Resistenzbildung. Selbst eine häufige Grippe-Komplikation wie die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist häufig viral bedingt, weiß Schelling. Eine Berechtigung haben die Bakterienkiller indes bei einer ausgeprägten Nebenhöhlenentzündung oder einer bakteriellen Lungenentzündung. Schelling favorisiert ansonsten bei Erkältung und unkomplizierter Grippe die symptomatische Behandlung: Bettruhe und Schonung, Schmerz- und Fiebermittel, pflanzliche Hustenmittel, gegebenenfalls Hustenblocker.
Impfen lohnt noch!
Kein Medikament ersetzt die Grippeschutzimpfung. Sie kann die Krankheit verhindern oder abmildern. Trotzdem sind viele Menschen impfskeptisch. Warum?
"Dahinter steckt eine Fehlwahrnehmung der Influenza als Form der Erkältung", meint Prof. Schelling, "aber auch die schlechte Wirksamkeit des Impfstoffs in manchen Jahren." So wie im letzten Winter, als die Vakzine nur rund 20 Prozent der Geimpften schützte. Je nach Übereinstimmung mit den kursierenden Erregern werden jedoch auch 60% Schutz erzielt. "In dieser Saison stehen die Chancen gut", sagt Schelling. "Wer nicht gerade über 38 Grad Fieber hat, sollte sich noch impfen lassen. Die Grippewelle wird in zwei Wochen nicht vorbei sein." Der Schutz baut sich ab dem zweiten Tag auf und ist nach 10 bis 14 Tagen vollständig.
Somit besteht ein gewisser Schutz schon in den kommenden tollen Tagen.
Die Ursachen – Was uns krank werden lässt
Die „Erkältung“ (grippaler Infekt) wird nicht durch Kälte ausgelöst, diese wirkt lediglich begünstigend durch Minderdurchblutung der Schleimhäute. Auslöser sind über 200 verschiedene, eher harmlose Viren (v.a. Rhinoviren). Nach sechs bis zehn Tagen hat ein gesundes Immunsystem sie besiegt. Beim typischen Verlauf kommt es zu Halsschmerzen, Schnupfen, Husten, selten mit erhöhter Temperatur. Hohes Fieber und Komplikationen sind selten – im Gegensatz zur Grippe.
Die banale Erkältung gewinnt Bedeutung durch ihre schiere Häufigkeit: Bei durchschnittlich drei Infekten pro Jahr, die sieben Tage dauern, hustet und schnieft der Mensch vier Jahre seines Lebens. Eine Impfung gibt es nicht, und es ist keine in Sicht.
Die echte Grippe (Influenza) wird durch Influenza-Viren (Typ A oder B) hervorgerufen und kann wie eine Erkältung verlaufen, aber auch schwerer, mitunter tödlich. Gefürchtet sind Komplikationen wie Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder Lungenentzündung (Pneumonie). Gefährdet sind daher vor allem alte Menschen, Herz- und Atemwegspatienten, aber auch Schwangere.
Weltweit treten im Winter regelmäßig Grippewellen auf, bei uns zwischen Dezember und April. Die saisonale Grippe infiziert fünf bis zwanzig Prozent der Bevölkerung. Millionen zusätzliche Arztbesuche, Zehntausende Krankenhauseinweisungen und bis zu 20 000 Tote gehen in Deutschland jährlich auf das Konto der Influenza. Die wichtigste Vorbeugemöglichkeit ist trotz ihrer begrenzten Wirksamkeit die Impfung.
So geht's los – Das sind die Symptome
Grippaler Infekt
Die Erkältung beginnt oft mit einem Brennen und Kratzen im Rachen, Halsschmerzen, Niesen und Nasenlaufen. Kopf- und Gliederschmerzen bestehen die meiste Zeit. Husten ist ein spätes Symptom, anfangs meist trocken, später verschleimt. Die Körpertemperatur ist allenfalls leicht erhöht („subfebril“ bis 38° Celsius). Ein Viertel der Infizierten bleibt symptomlos.
Grippe
Charakteristisch ist ein plötzlicher Erkrankungsbeginn mit hohem Fieber. Es können alle Symptome des grippalen Infektes auftreten. Die besten Erkennungsmerkmale sind heftiges Fieber und Husten, gefolgt von Halschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen. Weitere Zeichen können Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall sein. Symptome halten in der Regel fünf bis sieben Tage an, in schweren Fällen länger. Ein Drittel der Infizierten bleibt symptomlos.
Nie in die Hände husten!
Infekten vorbeugen: Sie haben es in der Hand! Die Eintrittspforte für Erkältungs- und Grippeviren sind Mund und Nase - der Hauptüberträger sind die Hände. Mund und Nase beim Husten und Niesen mit einem Papiertaschentuch bedecken und dieses gleich entsorgen, oder in die Armbeuge husten/niesen, aber nie in die Hände – Hände übertragen Viren!
Verzichten Sie auf Händereichen, enge Umarmung, Küssen erkälteter Personen. Hände häufig gründlich mit Seife waschen, gut abtrocknen. Nicht dauernd mit der Hand an Mund und Nase fassen (oft unbewusst). Unterwegs am besten flüssige Hand-Desinfektionsmittel nutzen.
Bei grippekranken Personen im Haushalt: Türgriffe, Handläufe, Lichtschalter, Wasserhähne und Armaturen gezielt mit einem Desinfektionsmittel oder -tuch abwischen.

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Neuer Lehrstuhl - Großartige Chance für München
Zwei Jahre Aufbauarbeit: Der neue Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin soll die Abteilung in die Zukunft führen. Im Interview mit der "Ärzte Zeitung" spricht Professor Jochen Gensichen über die anstehenden Herausforderungen.
Ärzte Zeitung: Professor Schelling, Sie haben zwei Jahre Vorarbeit für den Aufbau des neuen Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der Universität München (LMU) geleistet. Wie ist der Plan? Wird es in Bayern künftig ein Kompetenzzentrum geben wie in Baden-Württemberg und Hessen?
Professor Jörg Schelling: Das wird es hier auch geben. Derzeit sind die Lehrstühle in Erlangen, an TU und LMU besetzt. Würzburg, Regensburg und Augsburg stehen noch aus. Aber die bestehenden Standorte treffen sich schon regelmäßig. Die Lehrstühle, die Koordinierungsstelle für Allgemeinmedizin (KOSTA), die Kammer (BLÄK) und die KV Bayerns entwickeln ein gemeinsames Konzept für das Kompetenzzentrum.
Welche Schwerpunkte konnten Sie als kommissarischer Leiter beim Aufbau des Instituts für Allgemeinmedizin an der LMU setzen?
Schelling: Das Wichtigste war, grundsätzliche Strukturen zu schaffen. Mit der Institutionalisierung spielen sich auch ganz simple formale Dinge ab. Man sitzt in bestimmten Gremien, nimmt an Sitzungen teil, ist näher an universitären Abläufen beteiligt. Es ging außerdem darum, in Lehre und Forschung als Teil des Ganzen aufzutreten, erste Dissertationen zu betreuen und Drittmittel zu beantragen.
Professor Gensichen, wo setzen Sie als neuer Lehrstuhlinhaber Akzente?
Professor Jochen Gensichen: Mein Schwerpunkt ist die psychische Gesundheit in der hausärztlichen Versorgung, Jörg Schelling hat den Bereich Prävention. Nur durch Akzente können wir auf Augenhöhe mit der internationalen Forschung agieren. München hat derzeit eine großartige Chance. Bald forschen fünf Professoren in der Allgemeinmedizin, zwei an der TU, drei hier an der LMU. Wir arbeiten eng zusammen. Es entsteht ein Zentrum für Primary Care-Forschung in Deutschland.
Gibt es Aspekte, die gerade an der LMU besonders sind?
Gensichen: Die LMU wird ein Sonderprogramm Strukturierte Weiterbildung für Allgemeinmedizin anbieten. Es ist für junge Ärzte, die zusätzlich zur klinischen Weiterbildung Führungskompetenz aufbauen wollen. Sie sollen später als Führungskräfte in Landesärztekammer, Forschung und Lehre arbeiten. Die Teilnehmer rotieren durchs Klinikum. So können sie klinische Erfahrungen auf die hausärztliche Praxis anwenden, und umgekehrt. Das Programm startet in diesem Jahr mit fünf Stellen.
Intensivieren Sie das Zusammenwirken von Lehre und Praxis?
Gensichen: Derzeit kooperieren wir mit 260 Lehrpraxen, und das werden mehr. Wir können die Kollegen bei ihrer Arbeit, wenn sie die Studierenden ausbilden, stärker begleiten. Wir werden Curriculumsarbeit und Train-the-Trainer-Arbeit machen. Junge Ärzte sollen von LMU-Lehrärzten eine Top-Ausbildung bekommen.
Inwiefern bauen Sie den Austausch zwischen Forschung und Praxis aus?
Gensichen: Die Allgemeinmedizin muss ihre Arbeit wissenschaftlich belegen, wie jedes andere Fach. Also feststellen, ob etwas wirksam, sicher, und kosteneffektiv ist. Dazu müssen wir gute Forschung machen. Das ermöglicht uns aber auch, dass unser Fach sichtbarer und verständlicher wird. Dass es nicht mehr nur die diffuse Blackbox des netten Hausarztes gibt, sondern ein ganz spezifisches Know-how.
Ist eine Campus-Praxis vorstellbar?
Gensichen: Inwiefern es eine Campus-Praxis geben soll, ist derzeit in der Diskussion – oder ein MVZ, oder ob wir externe Akteure dazuholen. Das kommt auch darauf an, welche ärztlichen Kollegen noch dazukommen. Es kann nicht nur um hausärztliche Fragen gehen, das betrifft beispielsweise Geriater und Psychiater genauso.
Inwiefern setzen Sie Interdisziplinarität in Lehre und Forschung um?
Schelling: An jedem Praxistag ist die Physiotherapie mit im Raum, die Pflege, die MFAs, der mitbehandelnde Urologe oder Kardiologe. Allgemeinmedizin ist ohne Interdisziplinarität gar nicht denkbar. Das gilt für die Lehre genauso. Dort müssen wir die Schnittstellen noch weiter ausbauen und definieren.
Gensichen: Nach dem SteppedCare-Modell gibt es klare Bereiche, für die wir verantwortlich sind. Dann gibt es Grenzen, wo zeitnahe Überweisung wichtig ist. Das wird Thema sein in unserer neuen Professur für klinische Versorgungsforschung, die in etwa einem Jahr startet. Sie beschäftigt sich mit der allgemeinmedizinischen Geriatrie. Gerade bei Senioren sind multidisziplinäre Ansätze wichtig. Wir drei zusammen, also Geriatrie, psychische Gesundheit und Prävention, können dann, denke ich, an einem ganz stimmigen Bild der Allgemeinmedizin arbeiten.

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Wir wollen unsere hausärztliche Arbeit sichtbar machen
Aufbruchstimmung herrscht in der Pettenkoferstraße 8a: Das Institut für Allgemeinmedizin der LMU München zieht um. Zwar sind es räumlich nur 400 Meter bis zur neuen Adresse in der Ziemssenstraße, inhaltlich  gehen Leiter Prof. Jochen Gensichen und sein Vorgänger Prof. Jörg Schelling aber neue Wege. „Die LMU bietet sich nun mit dem Institut als ein ‚akademisches Zuhause‘ für Haus und Lehrärzte, aber auch für angehende Allgemeinmediziner und Medizinische Fachangestellte an“, erzählen sie im Gespräch mit „Der Hausarzt“. Die Allgemeinmedizin rücke nun - nicht nur räumlich- ins „Herz des Uni-Campus“. „Wir haben gute praktische Wurzeln, die jetzt weiter wachsen können“, sagt Gensichen. Seit 2014 hat Schelling das Institut als kommissarischer Leiter aufgebaut, das Ergebnis kann sich sehen lassen: rund 270 engagierte Lehrärzte und ein breites Netzwerk, etwa zu Bayerischem Hausärzteverband, KV Bayerns oder der Jungen Allgemeinmedizin (JADE und JA-Bay). „Daraus sind bereits viele Ideen für die Praxis entstanden“, berichtet Schelling. Bisher fehlte es dem Lehrstuhl aber an Ressourcen, um sich breiter aufstellen zu  können. Das soll sich nun ändern, die Devise dabei: „Wir  wollen Brücken bauen zwischen der allgemeinmedizinischen Forschung und der hausärztlichen Praxis“, sagt Gensichen. Die Forschung soll Modelle für den hausärztlichen Alltag erarbeiten, umgekehrt aber auch Fragen aus der Praxis aufgreifen.  „Vieles, was wir  Hausärzte täglich machen, müssen wir noch besser erforschen, um unsere Arbeit auch im  Sinne der Patienten belegen zu können, sie sichtbar zu machen“, erläutern die beiden Professoren. Dafür rüstet das Institut personell auf (s. Kasten). In der Forschung wird es künftig drei Schwerpunkte geben: Prävention und Gesundheitsförderung (Schelling), Psychische Gesundheit in der Allgemeinmedizin (Gensichen) und ein weiterer Professor für klinische Versorgungsforschung soll sich künftig mit der allgemeinmedizinischen Geriatrie beschäftigen. „Wer also jetzt etwas bewegen will, ist bei uns genau richtig.“ Für die Mitarbeit gibt es verschiedene Optionen – als Lehrpraxis, Teilnahme an Forschungsprojekten oder eine Tätigkeit direkt im Institut. Doch auch für Ärzte in Weiterbildung gibt es künftig ein neues Angebot. Im zweiten Quartal 2017 soll das Programm  „Forschende Allgemeinmedizin“ starten. Geplant sind fünf Weiterbildungsstellen. Vorbild ist die Strukturierte Weiterbildung „Heilen, Führen,  Gestalten“, die Gensichen bereits an der Uni Jena etabliert hat (http://hausarzt.link/scHzh). Mit Beginn ihrer Weiterbildung sind die Ärzte dann in beiden  Welten, der hausärztlichen Praxis und der dazugehörigen Forschung, zuhause. Sie nehmen an wöchentlichen Fallkonferenzen im Institut für Allgemeinmedizin teil und  betreuen während ihrer Rotation ins Institut ein eigenes Forschungsprojekt. Dabei lernen sie etwa auch, die Hausarztpraxis in ihrer Umgebung zu betrachten und zum Beispiel Initiativen  vor Ort zu organisieren. „Es wächst also eine sehr starke  Generation an Allgemeinmedizinern heran, das motiviert uns“, sagen Gensichen und Schelling mit Stolz.

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Impf-Prophylaxe in der Hausarztpraxis: Was ist neu? Was wird diskutiert?
Für unsere Patienten sind wir als Hausärzte in Bezug auf Impfungen oftmals der erste Ansprechpartner. Aus diesem Grund sollten wir unser Recht, aber auch unsere Pflicht zum Impfen ernst nehmen und eine umfassende Impfberatung anbieten. Was gilt aktuell als gesichert und empfehlenswert? Impfen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Entscheidend ist dabei nicht die sogenannte „Spitze des Eisberges“, sprich die Impfstoffwirksamkeit für den Einzelnen, sondern all das, was unter der Wasseroberfläche verborgen ist, nämlich der Nutzen für die Gesellschaft, insbesondere für Menschen, die sich aufgrund einer Vorerkrankung oder spezieller medizinischer Therapien nicht impfen lassen können. Die Verantwortung für das Impfen in Deutschland liegt in erster Linie bei den Primärversorgern, das heißt Hausund Kinderärzten. Auch wenn in der aktuellen Flüchtlingssituation der öffentliche Gesundheitsdienst sicherlich zunehmende Anstrengungen unternimmt, auch einen Grundimpfschutz sicherzustellen, so wird die Weiterbetreuung der in Deutschland dann ansässigen Menschen und die Vervollständigung des Impfstatus sicherlich primär hausärztliche Aufgabe werden. Es dürfte inzwischen bei uns Hausärzten allgemeine Praxis sein, dass wir bei der nächstfälligen Tetanus- und Diphtherie-Kombinationsimpfung zusätzlich eine Pertussis-Komponente hinzufügen. Falls der Polioimpfschutz ebenfalls noch aufgefrischt oder ergänzt werden soll, so kann diese Impfung natürlich auch als Tetanus-Diphtherie-Polio-Pertussis-Vierfachimpfung erfolgen.
Pneumokokken: Wer braucht welchen Impfstoff?
Kinder werden bereits seit vielen Jahren regelmäßig gegen Pneumokokken geimpft; dabei wurde im vergangenen Jahr das Impfschema von insgesamt vier auf drei Impfungen geändert. Beim gesunden Senioren ab dem 60. Lebensjahr wird die Pneumokokkenimpfung allerdings weiterhin leider zu wenig beachtet. Alle über 60-Jährigen sollten (gerne auch zusammen mit der Grippeimpfung) gegen Pneumokokken geimpft werden. Bei bestimmten Indikationen (Niereninsuffizienz oder Immunsuppression) sollte spätestens nach fünf Jahren eine Auffrischung erfolgen. Was die Wahl des richtigen Impfstoffes betrifft, so ist festzuhalten, dass inzwischen beide verfügbaren Impfstoffe für Erwachsene in allen Altersstufen zugelassen sind. Der seit 1983 auf dem Markt befindliche Polysaccharid-Impfstoff ist die von der STIKO empfohlene Standardimpfung und sollte bei Personen über 60 Jahren ohne relevante Begleiterkrankungen angewendet werden. Der seit einigen Jahren auf dem Markt verfügbare Konjugatimpfstoff sollte bei unter 60-Jährigen und Vorliegen von relevanten chronischen Begleiterkrankungen (z. B. COPD, KHK, Diabetes, Asthma) oder bei über 60-jährigen mit anhaltender und relevanter chronischer Krankheitslast verwendet werden. Dennoch gibt es bei der Pneumokokkenimpfung anhaltende Diskussionen, welcher Impfstoff verwendet werden sollte. Der niedrigere Preis, die langjährige Erfahrung und die breitere Abdeckung von Bakterienserotypen sprechen für den klassischen Polysaccharid-Impfstoff. Die modernere Entwicklung, die höhere Immunogenität und die gute Wirksamkeit auch gegen die Lungenentzündung (CAP) sprechen für den Konjugatimpfstoff. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Diskussion noch nicht abschließend geklärt. In der Praxis empfiehlt es sich, beide Impfstoffe vorrätig zu haben, um einerseits die Standardimpfung mit Polysaccharid-Impfstoff ab dem 60. Lebensjahr und die Indikationsimpfung bereits davor bzw. die Auffrischungsimpfung bei bestimmten Indikationen durchführen zu können.
Meningokokken: Subtyp B berücksichtigen
In Deutschland wird standardmäßig immer noch weiterhin nur gegen Meningokokken vom Typ C geimpft. Dies ist verwunderlich, da fast 70% aller Infektionen mit Meningokokken vom Typ B stattfinden. Für diesen Typ ist inzwischen auch ein Impfstoff verfügbar. Insbesondere Menschen mit Immunsuppression (z. B. vor einer rheumatologischen Therapie mit Antikörpern) oder Patienten mit funktioneller oder anatomischer Asplenie sollten unbedingt nicht nur gegen Meningokokken vom Typ C, sondern auch Meningokokken vom Typ B geimpft werden. Viele Krankenkassen erstatten diese Wahlleistung rückwirkend aufgrund der sicherlich gegebenen medizinischen Notwendigkeit. Es bleibt zu hoffen, dass die STIKO sich in den nächsten Jahren nochmals zur MeningokokkenStandardimpfung äußert und dann auch den Subtyp B mitberücksichtigt.
Masern, Röteln ...
In den letzten Jahren haben wir in der hausärztlichen Praxis natürlich bereits begonnen, die Masernimpfquoten zu steigern. An der Stelle sei noch einmal daran erinnert, dass alle unzureichend geimpften Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind, einmalig mit MMR geimpft werden sollten. Frauen im gebärfähigen Alter sollten selbstverständlich weiterhin eine zweimalige Rötelnimpfung erhalten. Da aktuell kein Rötelnmonoimpfstoff auf dem Markt verfügbar ist, muss die Impfung dann auch zweimal mit dem MMRKombinationsimpfstoff erfolgen.
HPV-Impfung: verlässliche Sicherheitsdaten
Die HPV-Impfung für Mädchen und junge Frauen erreicht weiterhin leider nur Impfquoten von 15–20 %. Dies ist bedauerlich, da die Impfung vor einer nicht unproblematischen Erkrankung schützt und deswegen jungen Frauen sicherlich angeboten werden sollte. Hier sind nicht nur die Gynäkologen gefragt, die die Impfungen teilweise auch durchführen, sondern insbesondere auch wir Hausund Familienärzte. Bei der HPV-Impfung gibt es bisher keine Impfdurchbrüche, die Seropositivität hält über viele Jahre an. Es ist deswegen von einem belastbaren Immungedächtnis für die HPV-Impfstoffe auszugehen. Nach anfänglichen Sorgen bezüglich der Sicherheit und mehreren unklaren Todesfällen, die inzwischen auch vollständig aufgeklärt sind, liegen inzwischen gute und verlässliche Sicherheitsdaten zu den HPV-Impfungen vor. In den Staaten, in denen es ein Schulimpfprogramm gibt (wie z.B. in Australien) ist ein Rückgang von HPV-Serotypen von 77% vier Jahre nach Beginn des staatlichen Impfprogramms festzuhalten. Auch die Reduzierung der Anzahl der hochgradigen Krebsvorstufen (CIN II +) ist bereits messbar.
Influenza-Impfung für Schwangere
Eine letzte Impfempfehlung wird ebenfalls gerne vergessen: Die Influenzaimpfung für Schwangere ab dem zweiten Trimenon. Schwangere sind durch eine Influenzainfektion in der Schwangerschaft ganz besonders gefährdet. Dies gilt auch für eine mögliche Frühgeburt und andere Komplikationen. Aus diesem Grund sollten die Hausärzte das schwierige Thema „Impfung in der Schwangerschaft“ hier nicht vermeiden, sondern unsere schwangeren Patientinnen auch auf die Influenzaimpfung aktiv ansprechen und diese durchführen.
Reisende, Senioren ...
Für die reisemedizinisch interessierten unter den Kollegen ist es sicher interessant, dass die STIKO inzwischen der WHO-Empfehlung gefolgt ist und eine routinemäßige Auffrischung mit dem Gelbfieberimpfstoff alle zehn Jahre nicht mehr für sinnvoll und notwendig erachtet. Da jedoch viele Länder in der Übergangsphase weiterhin Auffrischungsimpfungen bei der Einreise verlangen werden, lohnt es sich hier, die Patienten auf die aktuelle WHOListe der Länder mit gesetzlich vorgegebenen Impfanforderungen hinzuweisen. Bei älteren Menschen ist bei Impfungen immer zu beachten, dass ihre Serokonversionsrate (Schutzrate) teils deutlich niedriger ist. Aus diesem Grund sind Impfungen umso wichtiger, da sie beim nachlassenden Immunsystem (Immunoseneszenz) die Menschen zusätzlich vor den auftretenden Erkrankungen schützen. Es ist zu hoffen, dass in den nächsten Jahren ein Impfstoff für die Norovirus-Infektion auf den Markt kommt, was uns sicher auch in der hausärztlichen Praxis sehr freuen würde.
Herpes zoster: Lebendimpfstoff wirkt mindestens 7 Jahre
Eine Impfung, die bereits auf dem Markt ist, aber außer in Sachsen und von der IKK classic als Satzungsleistung in Deutschland nicht erstattet wird und damit auch eher eine Wahlleistung ist, ist jene gegen den Herpes zoster (Gürtelrose). Hier ist ein Lebendimpfstoff auf dem Markt, der eine deutlich höhere Konzentration an Varicella-zoster-Virus enthält als der gängige Windpockenimpfstoff. Insofern sind beide Impfstoffe auch nicht austauschbar. Die Therapie des Herpes zoster und vor allem der postzosterischen Neuralgie stellt sich oftmals sehr schwierig dar. Aus diesem Grund ist eine Vermeidung sicherlich im Einzelfall zu diskutieren, insbesondere, wenn die Patienten im näheren familiären Umfeld mit der Gürtelrose konfrontiert wurden und nun selber vorbeugende Maßnahmen treffen wollen. Die Impfung hat gezeigt, dass die Wirksamkeit gegen die Postzosterneuralgie (PZN) in etwa 67% beträgt. In der Diskussion ist jedoch zu erwähnen, dass bereits ein weiterer Totimpfstoff für Herpes zoster in der klinischen Überprüfung ist. Ob dieser Impfstoff dann die Impfkommission so überzeugt, dass sie eine allgemeine Empfehlung ausspricht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Wenn wir unsere Patienten bis dahin gegen ein Wiederaufflammen der Varizelleninfektion schützen wollen, so kommt aktuell nur der ab dem 50. Lebensjahr zugelassene Lebendimpfstoff infrage, dessen Wirksamkeit über mindestens sieben Jahre belegt ist.
Impfmanagement in der Praxis
In der täglichen Praxis ist es sicher sinnvoll, eine elektronische Impfsoftware zu verwenden, die automatisch an die STIKO-Standardimpfungen und die Indikationsimpfungen (Beruf, Reisemedizin, besondere Risiken) erinnert und eine revisionssichere Lagerhaltung bietet. Auch ein elektronisches Recall-System ist sicher empfehlenswert. Hier gibt es auf dem Markt eine sehr gut verfügbare Impfstoffsoftware (ImpfDoc®), die auch in den meisten Praxisverwaltungsprogrammen über eine gut funktionierende Schnittstelle integriert werden kann.
Patienten-O-Töne: Was erwidern Sie?
In der Praxis werden wir zu den Impfungen, die wir nicht routinemäßig verabreichen (wie Tetanus, Influenza oder auch FSME) oftmals angesprochen: „Von dieser Impfung habe ich ja nie etwas gehört“ oder „Das ist mir nicht so wichtig, machen wir erst mal die anderen Impfungen“. Dies führt dazu, dass wir oftmals gerade Impfungen gegen Pneumokokken oder aber auch andere sinnvolle Indikationsimpfungen hinten anstellen und dass die Impfquoten gerade für Indikationsimpfungen leider weiterhin niedrig sind. Oft hören wir von unseren Patienten auch: „Es werden in Deutschland viel zu viele Impfungen empfohlen!“. Hier lässt sich erwidern, dass die ständige Impfkommission in den letzten Jahren sicherlich sehr impfkritisch gewesen ist und keine Impfung ohne wohlweisliches Überlegen und sorgfältige Prüfung empfohlen hat. Insofern ist das aktuelle Impfprogramm sicherlich nicht durch ein Überangebot an Impfungen geprägt, sondern enthält Impfungen, für die wirklich eine gute Datengrundlage besteht. Manchmal hören wir von unseren Patienten auch: „Sie verdienen an den Impfungen und müssen sie deshalb empfehlen!“ Wir alle wissen, dass wir in der hausärztlichen Versorgung zwar mit Impfungen über eine extrabudgetäre zusätzliche Einnahmequelle verfügen, dass aber die Impfstoffvergütung mit teilweise nur 3 EUR für eine einzelne Impfung inklusive Untersuchung, Beratung, Aufklärung und Durchführung der Impfung eher schlecht vergütet ist. Das Argument vieler Patienten: „Ich bin ja so alt, muss ich mich überhaupt noch impfen lassen?“ kann man aufgrund der Immunoseneszenz und der sicherlich abnehmenden Leistung unseres Abwehrsystems im Alter so nicht gelten lassen. Gerade ältere Menschen sollten geimpft werden, um eine anhaltende gute Lebensqualität und Gesundheit zu gewährleisten. Die Sorge, dass Impfungen nicht zusammen gegeben werden können oder zu viele an einem Tag gegeben werden, ist ebenfalls unbegründet. Impfungen können (im Regelfall) durchaus an einem Tag gemeinsam appliziert werden, natürlich in verschiedene Einstichregionen (z. B. linker und rechter M. deltoideus, ggf. an verschiedenen Stellen).
Leitsätze in der Impfmedizin
Jede Impfung zählt.
Mindestabstände müssen eingehalten werden.
Totund Lebendimpfstoffe können zusammen gegeben werden.
Lebendimpfstoffe werden am selben Tag gegeben oder im Abstand von vier, besser sechs Wochen (MMRV, Gelbfieber – Ausnahme Typhoral).
Nicht dokumentierte Impfungen gelten als nicht geimpft.
Impfstoffe mit Spuren von Hühnereiweiß wie MMR sind keine Kontraindikation für Patienten mit Hühnereiweißallergie (sehr wohl aber Influenza und Gelbfieber).
Möglichst Kombinationsimpfstoffe verwenden – es gibt keine Hinweise auf eine Überlastung des Immunsystems.

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Mama, wo ist mein Impfpass?
Viele haben einen, einige wissen über seinen aktuellen Status Bescheid, nur ganz wenige sind aktuell mit den notwendigen Impfungen und der im Pass befindlichen Dokumentation - der Impfpass und das verantwortungsbewusste Impfen stand im Mittelpunkt eines Vortrags des Bundestagsabgeordneten des Landkreises Pfaffenhofen, Erich Irlstorfer. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden unterschiedliche Aspekte beleuchtet und Optimierungsmöglichkeiten eruiert. Er geht dorthin, wo es auch einmal weh tun kann; Erich Irlstorfer, in Berlin im Ausschuss für Gesundheit engagiert, hielt seine Veranstaltung "Impfmanagement im Pflegesektor" im Caritas-Alten-und Pflegeheim in Scheyern ab. Schon vor Beginn des Vortrags und der anschließenden Diskussion wurde er so mit den Sorgen und Nöten der Betreuer und Pflegekräfte direkt vor Ort konfrontiert. Für 23 rüstige Bewohner sei eine Betreuungs-/Pflegekraft vorgesehen, machte Leiterin Karin Dröscher die Situation deutlich, "und das bei einer 24-Stunden Unterstützung und unter Berücksichtigung von Fehl- und Weiterbildungszeiten". Stellenausschreibungen hätten kaum Aussicht auf Erfolg, es würden jetzt schon potentielle Pflegekräfte in Südostasien akquiriert. "Es ist in gewisser Weise schon ein erbärmlicher Zustand, wenn ich im Alter von jemandem betreut werde(n muss), der meine Sprache nicht spricht", so Dröscher.
Erich Irlstorfer: Auch im Alter geschützt - Impfmanagement im Pflegesektor
Auf das eigentliche Thema "Impfen" kommend vermittelte Erich Irlstorfer über einige Zahlen zunächst einmal einen Eindruck des aktuellen Status und der gesellschaftlichen Positionierung des Impfens. 340 Betroffene wurden demnach nach dem Masernausbruch in Berlin seit Anfang 2015 stationär behandelt, 86% dieser Patienten waren nachweislich nicht geimpft. Seit dem vergangenen Jahr hätten sich in sieben europäischen Ländern 22.000 (!) Menschen mit der Krankheit angesteckt. Schutzimpfungen würden inzwischen vermehrt in Anspruch genommen, Impfquoten von Kindern haben sich in den vergangenen 10 Jahren kontinuierlich erhöht. Defizite bestehen aber beim Impfschutz gegen Pertussis (Keuchhusten), Hepatitis B sowie den zweiten Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln. Eine gesetzliche Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht, Versicherte haben jedoch einen Anspruch auf kostenlose Impfungen in den Fällen, die von der STIKO (Ständige Impfkommission, ein unabhängiges Expertengremium) empfohlen werden. Eine Impfpflicht dürfe, so Bundesgesundheitsminister Gröhe, kein Tabu sein, machte aber sogleich deutlich, dass diese nur nach Ausschöpfung aller weiteren unterstützenden Maßnahmen eingeführt würde. Auch Flüchtlinge, so ergänzte Irlstorfer angesichts des momentan vorherrschenden Themas, haben laut Asylbewerberleistungsgesetz Anspruch auf die von der STIKO empfohlenen Impfungen.
Impfungen - Situation und Konsequenzen
Neben Gastgeberin und Heimleiterin Karin Dröscher nahmen Vertreter/innen unterschiedlicher Fakultäten an der nachfolgenden Diskussion teil, die jede(r) für sich die Impf-Situation aus der jeweiligen Sichtweise beleuchtete. Maria-Sabine Ludwig vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) machte deutlich, dass es zwar Untersuchungen zum Impfverhalten generell gäbe, speziell für Menschen in der zweiten Lebenshälfte aber keine aussagekräftigen Zahlen vorlägen. Dabei seien Senioren gerade in ihrer Rolle als Großeltern ihren Enkeln gegenüber moralisch verpflichtet, ein Ansteckungsrisiko beispielsweise von Keuchhusten zu minimieren. Jochen Lojewski, Kreis- und Bezirksvorsitzender der Senioren-Union, brachte seinen ersten Impfausweis von 1960 mit in die Runde. "Jeder muss wissen, wo sein Impfpass ist und wann er sich wogegen impfen lassen muss", so seine zentrale Forderung. Gerade in unserer Zeit weltweiter Reisen sei ausreichender Impfschutz ungemein wichtig, und zwar um sich selber, aber auch die jeweiligen Kontaktpersonen zu schützen, stellt Inge Bergmeister, Kreisvorsitzende der Frauen-Union und Mutter von 3 eigentlich erwachsenen Töchtern, die aber - wie sie glaubhaft versichert - immer die Mama nach dem Aufbewahrungsort des Impfpasses fragen. Die medizinische Kompetenz in dieser Expertenrunde wurde vertreten durch den leitenden Arzt Jörg Schelling, kommissarischer Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der LMU München und Vorstandsmitglied der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin. Er wundere sich doch arg darüber, dass offensichtlich weitestgehend vergessen werde, dass man durch Impfungen Krankheiten verhindern könne.
Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber
"Wer von Ihnen weiß sicher, dass sein Hausarzt gegen Grippe geimpft ist?", stellte Prof. Dr. Schelling die provokante Frage in den Raum. Erwartungsgemäß war es fast niemand, der darüber informiert war. Der Arzt appellierte in der Folge an die besondere Verpflichtung sämtlicher Berufe des medizinischen und Pflegebereichs ihren anvertrauten Patienten gegenüber. Es gäbe kein Impfung, die zu mehr Beschwerden führen würde als die Krankheit, gegen die sie gegeben wird.
Wo Hausarzt drauf steht, ist nicht immer gute Impfberatung drin
Die Gründe für unzureichende Impfberatung können vielfältig sein: persönliche kritische Positionierung des Arztes zu Impfungen; notwendige Beratungen, die gegenüber den Kassen nicht verrechenbar sind; unpassendes Behandlungsprofil für die Praxis in Zeiten durchorganisierter und strukturierter Arztpraxen. Grund genug für Erich Irlstorfer, die Forderung aufzustellen, dass Beratungsleistung in der Medizin honoriert werden muss. "Von meinem Tierarzt werde ich immer proaktiv angesprochen, sobald eine Impfung für meinen Hund ansteht", stellte eine Besucherin des Forums fest und wunderte sich, weshalb das in der Prävention bei uns Menschen nicht möglich sein solle.

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Impfen - muss das sein?
Welcher Piks wirklich notwendig ist, auf welchen Schutz wir verzichten können
Im 18. Jahrhundert töteten die Pocken in jedem Jahr in Europa mindestens 400 000 Menschen. Niemand war sicher: Kaiserin Maria Theresia von Österreich verlor zwei Töchter, eine dritte blieb für ihr Leben von Narben entstellt. Heute gilt diese Krankheit als ausgerottet – der letzte Pocken-Patient war 1977 ein junger Koch in Somalia. Der Siegeszug gegen die Pocken begann 1796 mit dem britischen Arzt Edward Jenner, der einen Buben mit den für Menschen harmlosen Kuhpocken infizierte und ihn so gegen die menschlichen Pockenerreger schützte – es war die erste erfolgreiche Impfung in der Medizingeschichte! Heute rät die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut, Kinder in den ersten 24 Monaten gegen zwölf verschiedene Krankheiten zu impfen. Auch Erwachsene sollen ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen. Außerdem müssen sie entscheiden, ob sie sich im Herbst gegen Grippe impfen lassen wollen oder einen Schutz gegen die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung FSME wünschen. Muss so viel Impfen wirklich sein? Die tz sprach mit Professor Dr. med. Jörg Schelling, Allgemeinarzt in Martinsried und Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Kann Impfen gefährlich sein?
Prof. Jörg Schelling: Es gibt keine Impfung, bei der das Risiko der Erkrankung, die verhindert werden kann, und das Risiko der Impfung in irgendeiner Weise annäherungsweise korrelieren. Jede Impfung ist unendlich viel besser als die Krankheit, die sie verhindert. Nichtsdestotrotz ist die Impfung ein Eingriff, eine Körperverletzung, und sie kann potenziell Reaktionen auslösen: Lokale Reaktionen an der Stichstelle, aber auch Reaktionen des ganzen Körpers, z. B. eine allergische Reaktion, die mehr Schaden als Nutzen bringen können. Es kommt jedoch nur sehr selten zu wirklich schweren Ereignissen.
Wie funktioniert eine Impfung?
Schelling: Es gibt das schöne Beispiel mit dem Tiger, vor dem wir uns schützen wollen. Heutzutage impfen wir nicht mehr den ganzen Tiger oder den Babytiger in abgeschwächter Form, sondern wir impfen einige Tigerstreifen. Sobald das Immunsystem den Tiger sieht, der uns angreift, erkennt es die Streifen, hat schon Antikörper gebildet und kann entsprechend reagieren. Letztendlich geben wir unserem Immunsystem etwas zum Lernen und zum Üben. Die meisten Impfungen sind reine Totimpfungen, es handelt sich meist um zerkleinerte Antigenkomponenten, also ganz kleine Bestandteile des Erregers, die nicht in der Lage sind, irgendeine Krankheit auszulösen. Und dadurch sind auch die klassischen „Impfkrankheiten“ wie hohes Fieber, Gliederschmerzen und Ausschlag zum Glück nur noch bei einem geringen Teil der Impfungen möglich.
Impfgegner kritisieren die Zusatzstoffe in den Seren!
Schelling: Man muss sich diesen Ängsten und Sorgen offen stellen. Es werden Wirkstoffverstärker zugesetzt. Dabei handelt es sich z. B. um Aluminiumbestandteile, wie wir sie mit der Nahrung in deutlich höherer Menge aufnehmen. Aber man muss auch mit aller Demut und Respekt anerkennen, dass wir nicht jedes Detail über jeden Wirkstoff kennen. Bei der Schweinegrippeimpfung war ein Wirkstoffverstärker dabei, der bei Menschen, die genetisch dafür veranlagt waren, die Tagesschlafkrankheit Narkolepsie ausgelöst hat. Viele Patienten sagen: „Herr Doktor, ich vertraue Ihnen. Impfen Sie mich das, was Sie sich und Ihren Kindern impfen.“ Es gibt Patienten, die sehr impfkritisch sind und völlig unwissenschaftliche Vorstellungen über Gesundheit und Medizin haben. Diese Menschen kann man nicht überzeugen. Bei der großen Menge dazwischen handelt es sich um Leute, die Sorgen haben und skeptisch sind. Sie haben zum Teil das Vertrauen in das System verloren, sie haben Angst vor den Einflüssen der Pharmaindustrie. Bei diesen Menschen muss man Vertrauen aufbauen, dann kann man sie überzeugen.
Sind Sie für eine Impfpflicht?
Schelling: Ich bin dagegen, weil ein derartiger staatlicher Eingriff letztendlich dazu führen würde, dass die Gegenbewegung noch stärker werden würde und das Misstrauen in staatliche Institutionen und Mediziner noch zunehmen würde. Wenn jemand zu mir sagt: „Sie haben mir alles genau erklärt, aber ich will mich trotzdem nicht impfen lassen!“, dann muss ich das als Arzt akzeptieren. Doch Impfen betrifft immer auch die Gemeinschaft. Jeder, der geimpft ist, schützt damit die Menschen, die sich nicht impfen lassen können, weil sie z. B. immungeschwächt oder chronisch krank sind.
Muss man ganz gesund sein?
Schelling: Ein leichter Infekt, sogar erhöhte Körpertemperaturen bis 38,5 Grad, sind kein Hinderungsgrund für eine Impfung. Wenn es sich jedoch um eine Impfung handelt, die nicht unbedingt heute erfolgen muss, weil jemand zum Beispiel anschließend in Urlaub oder auf Dienstreise fährt, dann wird man diese Impfung verschieben.
Gibt es den besten Zeitpunkt?
Schelling: Idealerweise sollte man sich am Vormittag impfen lassen. Wenn Impfreaktionen oder eine allergische Reaktion auftreten, ist es gut, wenn man nicht am Abend damit konfrontiert wird. Aus dem gleichen Grund ist es besser, Montag bis Donnerstag zu impfen als am Freitag vorm Wochenende.
Masern könnten verschwinden!
Die Masern sind wie die Pocken eine Krankheit, die es nicht mehr geben müsste. Der einzige Wirt, in dem sich die Masernviren vermehren können, sind die Menschen. Um die Weiterverbreitung des Erregers zu stoppen, müssten jedoch 95 Prozent der Menschen geimpft sein. Dann wäre auch die restliche Bevölkerung durch den sogenannten Herdenschutz vor den Viren sicher. Doch Deutschland verfehlt dieses Impfziel. Immer wieder kommt es zu Ausbrüchen. Allein in diesem Jahr wurden bis Mitte Februar schon 586 Masernfälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet.
Diesen Schutz sollten Sie haben! Professor Schelling legt seinen Patienten die Impfungen ans Herz, die die Ständige Impfkommission empfiehlt. Besonders wichtig sind ihm folgende Hinweise an:
Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern: Kinderlähmung, Diphtherie, Masern in vielen Krisenländern sind diese Krankheiten viel häufiger als bei uns. Jeder, der sich ehrenamtlich oder hauptberuflich um Flüchtlinge kümmert, sollte daher seinen Impfstatus überprüfen lassen und gegebenenfalls auffrischen. Schelling: „Die Polio-Impfung gegen Kinderlähmung ist sehr wichtig.“ Wer zwischen 1970 und 1990 geboren ist, hat eventuell einen unzureichenden Masernschutz, damals wurde nur einmal geimpft.
Junge Eltern: Frauen, die schwanger werden wollen, sollten auf jeden Fall gegen Röteln immunisiert sein. Infektionen sind selten geworden, aber nach wie vor ist eine Rötelerkrankung für das ungeborene Kind sehr gefährlich. Schwangere sollten sich ab dem zweiten Trimester gegen Grippe impfen lassen, jungen Müttern und Vätern sowie den Großeltern wird empfohlen, sich gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Diese Antikörper gehen nicht von der Mutter auf das Kind über, so dass es völlig ungeschützt ist, bis es geimpft werden kann.
Kinder: Die Hepatitis-B-Impfung bei einem zwei Monate alten Baby scheint absurd. Gegen diese hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragene Krankheit könnte man auch später impfen: „Andererseits wird das Baby im Rahmen einer Kombinationsimpfung gleich mitgeschützt, warum sollte ich dem Kind dann später einen erneuten Piks zumuten?“ Was kaum einer weiß: In jeder Grippesaison erkranken am allermeisten die Kinder. Daher wird auch empfohlen, chronisch kranke Kinder mit einer Impfung zu schützen. Seit Kurzem werden Babys auch gegen den Rota-Virus geimpft. Dr. Schelling ist damit noch etwas zurückhaltend: „Das ist eine neue Impfung, da muss man noch ein bisschen abwarten, was die Daten sagen.“
Erwachsene: Es gibt einige fakultative Impfungen, bei denen jeder selbst entscheiden muss, wie groß sein persönliches Risiko ist. Bei der Impfung gegen die von Zecken übertragenen FSME-Erreger z. B. hängt das Risiko davon ab, in welchen Gegenden man sich aufhält, ob man viel im Wald unterwegs ist und häufig auch abseits von Wegen durchs Gebüsch, Lichtungen oder Wiesen streift. Professor Schelling: „In der Stadt und im Land München ist das Risiko nicht so groß, dass jeder diese Impfung unbedingt braucht.“

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Software denkt an jede Impfung
Die Gemeinschaftspraxis Martinsried bei München verlässt sich beim Impfmanagement auf ein Computerprogramm — und hat damit großen Erfolg. Die Durchimpfungsraten stiegen deutlich an. Zudem wird die Arbeit der Ärzte „kolossal erleichtert“: Bei der Steigerung der Impfquoten spielen Hausärzte und Kinderärzte die wichtigste Rolle, meint Dr. Jörg Schelling, Allgemeinarzt aus Martinsried bei München. Zwar gebe es unzählige Aktionen, Kampagnen und Initiativen, um die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Wenn es jedoch darauf ankommt, liege die Hauptlast des Impfens nach wie vor beim Hausarzt oder beim Kinderarzt, betont Schelling. Vor acht Jahren hat die Gemeinschaftspraxis Martinsried der Brüder Jens und Jörg Schelling ein modernes Impfmanagement eingeführt, das nach zähem Start rasch zu einer messbaren Steigerung der Impfquoten geführt hat. Dabei setzt die Praxis, in der neben den beiden Schellings die angestellten Allgemeinärztinnen Dr. Christine Heßing und Dr. Julia Ernst sowie ein Assistent tätig sind, die vom Institut für medizinische Information in Berlin entwickelte Software Impf-doc® ein. Die Software integriert sich in die Praxis-EDV, sodass Patienten- und impfrelevante Daten ausgetauscht werden. „Mit einem Klick kann man sofort den momentanen Impfstatus eines Patienten aufrufen und sehen, welche Impfungen aktuell und in naher Zukunft fällig sind“, erklärt Jörg Schelling. Zusätzlich wird der Impfstatus durch eine Ampelsymbolik dargestellt.
Impfprogramm denkt mit: Berücksichtigt werden von dem Programm nicht nur Alter und Geschlecht des Patienten, sondern auch seine Vorerkrankungen und Dauerdiagnosen. „Bei einem Patienten beispielsweise mit Splenektomie würde die Software zusätzlich zu den STIKO-Empfehlungen weitere Impfungen in den Impfplan aufnehmen“, erläutert Schelling. Natürlich muss der Arzt die aktuellen STIKO-Empfehlungen selbst kennen — er bleibt verantwortlich. „Mit seinen Empfehlungen für Impfungen und Impfabstände erleichtert uns das Programm jedoch das Impfmanagement kolossal“, sagt er. Fehl- oder Überimpfungen seien so vermeidbar. Zudem gibt es eine Serienbrieffunktion, um die Patienten regelmäßig zu erinnern. Und ein verlorengegangener Impfpass kann jederzeit rekonstruiert werden. Die Steigerung der Durchimpfungsraten war übrigens auch an den Umsätzen extrabudgetärer Leistungen und in den KV-Abrechnungen ablesbar — neben dem Nutzen für die Patienten ein gutes Argument, einmal über ein computergestütztes Impfmanagement nachzudenken. Hausarzt Schelling ist übrigens 2013 beim jährlichen Wettbewerb „Die innovative Arztpraxis“, den die Fachverlagsgruppe Springer Medizin mit dem Biopharmaunternehmen UCB veranstaltet, unter die zehn besten Teilnehmer gewählt worden. Wissenschaftlich verbriefte Vorteile: Nach ersten guten Erfahrungen in der Praxis wollte es Schelling dann aber genauer wissen. Konnte man die Vorteile des neuen Systems beziffern? In seiner Eigenschaft als Leiter des Forschungsbereichs Allgemeinmedizin der Universität München nahm er Kontakt mit dem Institut für medizinische Information in Berlin auf, um eine Studie mit Hausarztpraxen auf den Weg zu bringen, die bis dahin noch nicht mit der Software gearbeitet hatten. In der Studie wurden von Oktober 2010 bis September 2011 mithilfe des Programms erstmals Impfdaten aus 110 Arztpraxen in ganz Deutschland in anonymisierter Form erhoben, um die Durchimpfungsraten am Beispiel von Masern, Pertussis und Influenza vor und nach Einführung der Impfsoftware zu vergleichen. Analysiert werden nun die Impfdaten von Frauen im gebärfähigen Alter, also von 18–45 Jahren, von Männern gleichen Alters, von Frauen und Männern zwischen 45 und 60 Jahren sowie zwischen 60 und 90 Jahren. Etwa 125.000 Patienten sind inzwischen ausgewertet. Drei Doktorarbeiten an der Universität München bearbeiten derzeit anhand der Daten spezielle Fragestellungen. Erste, vorläufige Ergebnisse zeigen deutliche Steigerungen, und zwar in allen Bereichen, berichtet Schelling. So betrug die Durchimpfungsrate bei Frauen zwischen 18 und 45 Jahren bei der einmaligen Masern-Impfung vor Beginn der Studie etwa 33% und stieg nach Einführung der Software-Unterstützung im ersten Jahr auf 37% an. Nach vier Jahren kletterte sie sogar bis auf knapp 48%. Die von der STIKO empfohlene zweimalige Masern-Impfung hatten anfangs 17% der Frauen, nach einem Jahr 21% und nach vier Jahren über 30%. Ähnlich sieht es laut Schelling bei der Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphterie und Pertussis aus, die die STIKO seit Juli 2009 bei allen Erwachsenen einmalig empfiehlt, oder auch bei der Influenza-Impfung.
Problemlose Impfstoffverwaltung: Um das Impfmanagement wirksam umsetzen zu können, stehen in seiner Praxis zwei abschließbare Spezialkühlschränke mit einer außen sichtbaren Temperaturanzeige, um die Impfstoffe sachgerecht zu lagern. Die Impfstoffverwaltung mit einem lückenlosen Nachweis einschließlich Chargen-Nummer und Verwendung läuft ebenfalls über die Praxissoftware. „So können wir auch gegenüber der KV jederzeit nachweisen, wer wann welche Impfung bekommen hat“, erläutert Schelling.

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Experten-Tipps gegen die Schnupfennase
Bayern schnieft und hustet. Die Wartezimmer der Hausärzte sind derzeit voll mit Erkältungsopfern. Und: Die Grippewelle könnte erst noch anrollen. Ein Experte gibt Tipps, was gegen die Viren hilft. Die Nase ist wund, die Kleidung schmerzt auf der Haut. Nachts schütteln einen Hustenanfälle. Derzeit sind die Wartezimmer wieder voll mit Patienten, die über solche Beschwerden klagen – auch das von Prof. Jörg Schelling in Martinsried. Denn Husten und Schnupfen gehören im Winter zum Alltag jedes Allgemeinarztes. Daran konnten auch die Fortschritte der Medizin nichts ändern.
Doch warum gibt es keine Spritze gegen den Schnupfen?
„Man bräuchte Dutzende Impfungen – und die jedes Jahr“, erklärt Schelling. Läuft die Nase, steckt dahinter nämlich nicht immer derselbe Übeltäter. Die häufigsten Angreifer heißen Rhinoviren. Insgesamt können aber mehr als 200 verschiedene Erreger Erkältungen auslösen. Viele davon sind zudem Verwandlungskünstler – wie bei der echten Grippe. Auch ein Medikament gegen die Viren ist nicht in Sicht. Es müsste eine sehr breite Wirkung haben. „Die Nebenwirkungen wären wohl schlimmer als die Erkältung selbst“, sagt Schelling. Dennoch hat der Allgemeinmediziner einige Tipps für Schnupfennasen.
Wie gut helfen Paracetamol & Co?
Wenn das Fieber steigt, greifen viele in die Hausapotheke. Doch Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen und der Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) lindern nur die Symptome der Erkältung. Paracetamol senkt vor allem das Fieber, Ibuprofen hilft gut gegen Gliederschmerzen. Insgesamt senken alle drei Wirkstoffe das Fieber, hemmen Entzündungen und Schmerzen. „Schneller gesund machen sie aber nicht“, sagt Schelling. Im Gegenteil: Wie Untersuchungen gezeigt haben, ist es nicht günstig, leichtes Fieber gleich zu unterdrücken und die Entzündungsreaktion des Körpers zu hemmen. Die Erkältung kann dann sogar länger dauern. Das beste Rezept ist daher: sich Ruhe gönnen und viel trinken. Denn eine Erkältung ist nicht immer harmlos. „Auch bei einem harmlosen Infekt, kann der Herzmuskel leicht beteiligt sein“, sagt Schelling. Oder die Viren breitet sich auf die Nebenhöhlen aus. Sport ist daher tabu. Hustet und fiebert man nach einer Woche immer noch, sollte man zum Arzt gehen.
Was taugen Komplexmittel?
Skeptisch sind viele Experten bei Komplexmitteln. Zwar addieren sich oft die Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe, wegen der geringen Dosis bleibt eine Wirkung aber oft aus. Viele schlucken bei einer Erkältung zudem noch andere Mittel wie Paracetamol. Dass das bereits im Komplexmittel enthalten ist, wissen sie oft nicht. Wenn Mittel frei verkäuflich sind, heißt das auch nicht, dass sie keine Nebenwirkungen haben. „ASS kann den Magen angreifen, Paracetamol zu Leberschäden führen“, sagt Schelling. ASS wirkt zudem blutverdünnend – und das noch Tage nach der Einnahme. Auch Ibuprofen kann Magen und Darm angreifen. Auf keinen Fall sollte man sich nach dem Motto kurieren: „Viel hilft viel!“ Das kann bei Paracetamol sogar tödlich sein. Wer auf pflanzliche Mittel wie Echinacea schwört oder lieber zu homöopathischen Globuli greift, dem rät Schelling nicht ab. Wissenschaftlich nachgewiesen sei die Wirkung aber oft nicht.
Wie gut schützen Vitamine?
Wenn es Winter wird, greifen viele zu Vitamin C. Schon als Kind haben sie gelernt: Das schützt vor Erkältungen. Schelling ist allerdings skeptisch. Studien zufolge, ist es vor allem der Glaube an die Macht des Vitamins, der hilft. „Vitamin C schützt wohl kaum“, sagt der Allgemeinarzt. Zwar ist eine heiße Zitrone wohltuend, schneller gesund macht Vitamin C aber auch nicht, wenn man es in großen Mengen schluckt. Der Körper scheidet es einfach wieder aus. Deutliche Effekte fanden die Forscher nur bei Menschen, die großer Kälte oder Anstrengung ausgesetzt waren wie Soldaten und Marathonläufern. „Anders ist das bei Vitamin D“, sagt Schelling. So gibt es Hinweise, dass es eine wichtige Rolle im Immunsystem spielt, also auch bei der Abwehr von Viren. Und: Vor allem am Ende des Winters haben hierzulande viele Menschen einen Mangel, vor allem wenn sie eine dunkle Haut haben. Denn das Vitamin wird mit Hilfe der UV-Strahlen der Sonne in der Haut gebildet. Läuft die Nase bereits, hilft aber auch Vitamin D nicht mehr. Zudem sollte man davon nicht beliebig viel schlucken. Das Vitamin wird im Körper gespeichert, eine Überdosierung ist daher möglich. Ob man tatsächlich an einem Vitamin D-Mangel leidet, erfährt man durch einen Bluttest beim Hausarzt.
Wie stärkt man seine Abwehr?
Insgesamt ist eine gute Versorgung mit Vitaminen zwar wichtig, um gesund zu bleiben. Doch ist ein Mangel hierzulande selten. Bei Mitteln, die versprechen, die Abwehr zu stärken, ist indes Skepsis angebracht. Denn die Schlagkraft unseres Immunsystems lässt sich nicht so einfach mit einem Pülverchen erhöhen. Besser wirkt gesunde Ernährung, vor allem Rohkost. Auch regelmäßige Bewegung, Wechselduschen, Kneipp-Kuren und Sauna-Gänge machen die Abwehr fit. Bei der Suche nach Mitteln, die die Krankheit verkürzen, gibt es laut Schelling immerhin aussichtsreiche Kandidaten unter den Spurenelementen: Zink und Selen. Einigen Studien zufolge kann die Einnahme helfen, einen Infekt schneller loszuwerden, allerdings nur geringfügig.
Hände waschen, nicht vergessen!
Viren sind winzig und gerade im Winter allgegenwärtig. Dennoch kann sich jeder schützen. Hochwirksam, aber oft unterschätzt ist die richtige Hygiene. Erkältungsviren verbreiten sich zwar auch über die Luft. Bei jedem kräftigen Niesen schleudern Erkrankte zahllose kleine Tröpfchen heraus, in denen Viren stecken. Die vielleicht größere Gefahr ist aber eine Schmierinfektion. „Die Türklinke ist unterschätzt“, sagt Schelling. So gilt es als höflich, sich beim Husten die Hand vor den Mund zu halten. Doch beim Gang aus dem Büro oder auf die Toilette landen die Viren auf der Klinke. Der nächste öffnet die Tür, greift sich mit der Hand an die kitzelnde Nase oder die juckenden Augen – und sie haben ihren neuen Wirt gefunden. Ein wichtiges Rezept gegen eine Ansteckung ist daher: Hände waschen! Und das regelmäßig, und mit Seife. In der U-Bahn sollte man darauf achten, nicht zuerst an die Haltestange und dann ins Gesicht zu greifen. Auch Handschuhe schützen. „Kein Hausarzt ist zudem böse, wenn man ihm zur Begrüßung die Hand lieber nicht gibt“, sagt Schelling.
Ziehen Sie sich warm an!
Viele Menschen glauben, dass eine Erkältung von Kälte kommt. Dabei infiziert man sich wohl meist in warmen Innenräumen. Die Ursache von Erkältungen sind dabei stets Viren. Der Name geht wohl eher darauf zurück, dass die Opfer frösteln. Dennoch hilft es, sich warm anzuziehen. Wer friert, ist offenbar anfälliger. Das haben Versuche bestätigt: So mussten Testpersonen ihre Füße entweder in Eiswasser baden, die anderer blieben warm. Unter denen, die kalte Füße hatten, erkrankten bald darauf mehr an einer Erkältung. Ein Grund: Bei Kälte gelangt weniger Blut in die Schleimhäute – und damit weniger Abwehrzellen. Auch verliert das Immunsystem allgemein bei Kälte an Schlagkraft.
Wann helfen Antibiotika?
Antibiotika sind zwar hochwirksame Medikamente, gegen eine Erkältung helfen sie aber nicht. Die Mittel töten nur Bakterien. Und hinter Erkältungen stecken Viren. Manchmal macht es die Erkältung aber auch Bakterien leicht, sich zu vermehren. Will etwa das Halsweh nicht mehr weggehen, ist es vielleicht zu einer bakteriellen Superinfektion gekommen. Dann sind Antibiotika sinnvoll. Leider werden diese oft zu schnell verschrieben. Das hat Folgen: Immer öfter treten resistente Bakterien auf, gegen die die Mittel machtlos sind. Ziel muss es daher sein, Antibiotika seltener einzusetzen. Schelling hat gute Erfahrungen damit gemacht, seine Patienten mit in die Verantwortung zu nehmen: Steht das Wochenende bevor und es gibt Anzeichen, dass sich Bakterien breitmachen, stellt er schon mal ein Rezept aus – und gibt den Rat, es nur einzulösen, wenn es schlimmer wird. Die meisten verzichten erst mal auf die Pillen, und der Körper hilft sich oft selbst. Auch bei Antibiotika, die ein breites Spektrum von Bakterien abtöten, ist Schelling eher zurückhaltend.
Wie gefährlich ist die echte Grippe?
„Ich hatte eine Grippe.“ Das hört derzeit oft. Doch meist war der Schuldige ein Erkältungsvirus – und nicht der Influenza-Erreger. So nennt man das Virus, das die echte Grippe auslöst. Während die Erkältungserreger derzeit umgehen, ist die Grippewelle noch nicht richtig angerollt. Doch gibt es noch keine Entwarnung: „Sie kann auch erst im März zuschlagen“, sagt Schelling. Dabei werde die Erkrankung noch immer unterschätzt. Experten zufolge soll die Grippe in Deutschland jedes Jahr zu mehr als 8000 Todesfällen führen. Sie überfällt ihre Opfer dabei meist recht plötzlich. Typisch sind hohes Fieber über 39 Grad, geschwollene Lymphknoten und ein schweres Krankheitsgefühl, aber nicht unbedingt ein Schnupfen. „Man fühlt sich wie gerädert“, sagt Schelling. Oft klagen Grippeopfer darüber, dass sie sich noch wochenlang erschöpft fühlen. Zudem ist die Grippe keineswegs harmlos. Die Viren können eine Lungenentzündung auslösen und den Herzmuskel angreifen. Nicht selten kommt es auch im Anschluss zu einer Infektion mit Bakterien. Mediziner vermuten, dass auch Herzinfarkte nach einer Grippe vermehrt auftreten. Gerade älteren und chronisch kranken Patienten macht schon allein das lange Liegen zu schaffen. Für sie bedeutet ein solcher Infekt nicht selten den Anfang vom Ende. Schelling rät daher vor allem Senioren zur Impfung. Auch wenn der Schutz bei Älteren nicht mehr ganz so gut wirkt und manche trotzdem erkranken. Das könnte vor allem in diesem Jahr grassieren: Denn der Impfstoff schützt nur teils vor den grassierenden Viren. Experten schätzen die Wirksamkeit auf etwa 23 Prozent. Dennoch: „In normalen Jahren sind die meisten durch die Impfung geschützt“, sagt Schelling. Und: Einen anderen zuverlässigen Schutz gibt es nicht. Auch Schelling selbst lässt sich daher jedes Jahr impfen – auch, um seine Patienten zu schützen.

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Der Hausarzt wird nie wegrationalisiert
Vor allem auf dem Land drohen Lücken: Immer mehr Hausärzte finden keinen Nachfolger. Prof. Jörg Schelling leitet seit vier Monaten das neu gegründete Institut für Allgemeinmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er will den Beruf des Hausarztes wieder attraktiver machen.
Sie sind Allgemeinarzt. Warum nicht Orthopäde oder Radiologe? Die verdienen besser.
(lacht) Mal ehrlich: Auch ein guter Allgemeinmediziner muss nicht gerade verhungern. Außerdem ist es ein wunderschöner, abwechslungsreicher Beruf. Man hat es mit dem ganzen Spektrum der Medizin zu tun. Der Allgemeinmediziner ist noch ein echter Vollarzt, dabei näher am Menschen. Und: Der Beruf ist absolut zukunftssicher. Der Hausarzt wird nie wegrationalisiert.
Näher am Patienten? Hat es nicht jeder Mediziner mit Menschen zu tun?
Natürlich. Der Hausarzt bleibt aber immer an der Seite seiner Patienten, nicht selten sein halbes Leben lang. Er behandelt sie, wenn sie einen Husten haben. Und er begleitet sie, wenn sie schwer krank sind – und zusätzlich beim Facharzt behandelt werden. Viele Patienten erzählen über ihr Leben, ihre Familie – und ich ihnen auch über meines. Da kommt man menschlich eine Schicht tiefer.
An der Uni unterrichten Experten aller Fachrichtungen. Warum braucht es ein eigenes Institut für Allgemeinmedizin?
Die Allgemeinmedizin ist nicht nur ein Destillat aus den Einzelfächern. Der Hausarzt ist eine besondere Disziplin, die besondere Fähigkeiten verlangt. Das Studium hat das bislang zu wenig vermittelt. 
Wie wollen Sie das ändern?
Die angehenden Ärzte werden so früh wie möglich in Lehrpraxen ausgebildet, durch erfahrene Hausärzte, die als ehrenamtliche Lehrbeauftragte arbeiten. Die Studenten begleiten sie in ihrem beruflichen Alltag. An der Uni haben die späteren Mediziner bislang außerdem fast nur Kontakt mit Hochspezialisten. Jetzt lernen sie auch den Hausarzt als Vorbild kennen – und sehen, wie erfüllend der Beruf sein kann.

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Neues Institut für Allgemeinmedizin an der LMU München
Interview mit dem kommissarischen Leiter Prof. Dr. Jörg Schelling. Seit Jahren gibt es die politische Forderung, an allen medizinischen Fakultäten in Bayern Lehrstühle für Allgemeinmedizin einzurichten, um das Fach innerhalb der Universitäten aufzuwerten und so dem Hausärztemangel entgegenzuwirken. An der TU München wurde 2009 ein von Kassenärztlicher Vereinigung und AOK finanzierter Stiftungslehrstuhl für Allgemeinmedizin gegründet, den ersten regulären Lehrstuhl des Fachs in Bayern hat seit 2013 die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in Erlangen-Nürnberg. Auch an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München soll es bald einen solchen Lehrstuhl geben. Die Ausschreibung läuft seit Sommer 2014. Zum 1. Oktober 2014 wurde ein Institut für Allgemeinmedizin installiert, das der Münchner Hausarzt Prof. Dr. Jörg Schelling kommissarisch leitet. Die MÄA sprachen mit ihm über die Ziele und Aufgaben des Instituts, über die Wahrnehmung der Allgemeinmedizin an der Universität und über zukünftige Forschungsschwerpunkte des Faches.
Herr Prof. Dr. Schelling, welche Rolle spielt derzeit die Allgemeinmedizin an der medizinischen Fakultät der LMU München?
Die Allgemeinmedizin gehört an der LMU schon immer zur studentischen Ausbildung. Vor ein paar Jahren ist sie im Rahmen der Neuorganisation des Curriculums „MeCum“ innerhalb der Lehre bereits deutlich aufgewertet worden. Vor der Institutsgründung gab es einen sogenannten Lehrbereich Allgemeinmedizin mit über 250 Lehrpraxen und einer Gruppe sehr engagierter Lehrbeauftragter. Die Leitung hatten Professor Harald Barwitz und dann Professor Albert Standl – beides niedergelassene Hausärzte und Honorarprofessoren. Dieser „virtuelle“ Lehrbereich war zunächst an die Medizinische Poliklinik angedockt, später Medizinische Klinik Innenstadt, jetzt Medizinische Klinik und Poliklinik IV. Mit der Ausschreibung des Lehrstuhls und der Institutsgründung im vergangenen Jahr findet noch einmal eine Aufwertung statt. Der Impuls dazu kam einerseits von außen – durch einen für die Universitäten spürbaren politischen Willen – und andererseits durch unsere interne Arbeit, dass wir gesagt haben: Wir brauchen aufgrund der zunehmenden Komplexität eine Struktur.
Was sind Ziele und Aufgaben des neuen Instituts?
Da die Lehrlast sehr sehr hoch ist, ist die Hauptaufgabe, weiterhin eine gute Lehre in der Allgemeinmedizin anzubieten. Das betrifft die Seminare, Tutorials und Wahlpflichtfächer hier an der LMU, aber vor allem auch den Unterricht in der Praxis. Den müssen wir koordinieren, überprüfen und homogenisieren. Das heißt, wir müssen die Praxen schulen, Evaluationen erstellen und auswerten und so dafür sorgen, dass die Medizinstudenten eine gute und sinnvolle Ausbildung in der Allgemeinmedizin bekommen. Die primäre Aufgabe des Instituts ist es, das auf einem noch höheren Niveau als vorher zu gewährleisten. Von der Institutsgründung soll auch ein Qualitätsimpuls ausgehen.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Verschiedene Lehranteile finden in den Praxen statt. Es gibt schon relativ früh im medizinischen Studium Hospitationstage, da müssen die Studenten zum Beispiel für ein Seminar einen Praxisfall aufarbeiten. Dann gibt es das Blockpraktikum, in dem die Studenten ein festes Logbuch mit bestimmten Aufgaben haben, die sie erfüllen müssen. Das sind die Behandlung akuter Patienten, chronische Patientenbetreuung, technische Untersuchungen und Hausbesuche, also verschiedene spezifische allgemeinmedizinische Aufgaben. Unabhängig davon haben wir auch Studenten im Praktischen Jahr. Das muss natürlich standardisiert werden und da müssen die Praxisinhaber immer wieder geschult werden. Parallel dazu gibt es eine Vorlesung, die interessant gestaltet sein will, damit die Studierenden motiviert werden, dort hinzugehen.
Wie begeistert man Studenten für die Allgemeinmedizin?
Im ersten Semester kommen die meisten Medizinstudenten mit dem Wunsch an die Uni, Ärztin bzw. Arzt zu werden. Sie wollen breit ausgebildet werden, das heißt, sie wollen sowohl über den Schnupfen des Bruders, als auch über die Chemotherapie der Tante, als auch über die Bauchoperation des Nachbarn etwas erfahren. Nach sechs Jahren Studium interessieren sich alle dann plötzlich nur noch für eine Sache. Das ist legitim, wir brauchen Hochspezialisten. Als Hausarzt will ich ja auch mit Spezialisten zusammenarbeiten. Aber wir brauchen junge Ärzte, die sich den Wunsch „Vollärztin“ oder „Vollarzt“ zu sein, erhalten und auch mutig genug sind, das anzugehen. Die Studierenden müssen in der Praxis die tägliche Arbeit von Hausärzten sehen und erleben. Wenn wir sicherstellen, dass sie in eine Praxis kommen, in der sie ein positives Berufs- und Lebensbild vermittelt bekommen, dann ist schon viel geschehen.
Die These der Politik lautet: Durch die Einrichtung von Lehrstühlen wird das Image des Fachs erhöht und es wird auch sichtbarer für die Studenten. Können Sie das bestätigen?
Durch die Institutsgründung existiert die Allgemeinmedizin jetzt auch formal, das heißt, die Vertreter der Allgemeinmedizin nehmen an weitaus mehr universitären Planungssitzungen und hochschulinternen Veranstaltungen teil. Wir können jetzt in den Entscheidungsgremien mitarbeiten, sitzen mehr an den Schlüsselstellen und können dort unsere Vorstellungen einbringen. Das ist der entscheidende Punkt: Dass man die Möglichkeit hat, zu gestalten. Vorher waren wir primär extern, jetzt sind wir intern und gehören dazu. Wer am Institut die Lehre koordiniert, kann natürlich mit einer anderen Kompetenzstruktur auftreten und kann den Studenten auch mehr präsentiert werden. Hier an der LMU haben wir zum Beispiel die sogenannten „Facharzt-Duelle“ von „MeCum Mentor“. Dort stellen sich verschiedenen Fachdisziplinen den Studenten im Hörsaal vor: Sie stellen die Vor- und Nachteile das Fachs dar, erzählen wie die Realität draußen ist, wie die Lebensbedingungen und die Verdienstmöglichkeiten sind. An solchen Veranstaltungen nimmt die Allgemeinmedizin jetzt auch teil. Die Studenten erleben den Allgemeinarzt also nicht mehr nur im Praktikum, das sie ableisten müssen, sondern sie erleben ihn im Dialog mit anderen Fächern. Ein weiterer entscheidender Punkt: Durch die Institutsgründung ist die Chance, dass die Studenten bei uns Doktorarbeiten machen, deutlich gestiegen. Die wissenschaftliche Arbeit nimmt zu und das spricht sich bei den Studenten herum. Was auch kein Geheimnis ist: Wenn jemand eine Professur hat, also die akademische Anerkennung, dann haben die Studenten in der Regel mehr Respekt vor dieser Person als vor dem „netten Niedergelassen“, der von außerhalb kommt. Das hat einen anderen Charakter für die Studenten, den man nicht unterschätzen darf. Da hat eine Höherstufung stattgefunden.
Im Gegensatz zu anderen Fächern hat die Allgemeinmedizin keine klinische Anbindung. Ist das nicht ein Nachteil?
Es gibt bereits Konzepte in Deutschland, wie die Allgemeinmedizin an den Universitäten klinisch eingebunden werden kann. Manche allgemeinmedizinischen Institute haben zum Beispiel eine Campus-Praxis, andere arbeiten in der Notaufnahme mit und machen da eine Art Triage. Es gibt auch Abteilungen, die Betten haben, um Patienten mal ein paar Stunden zu überwachen und zu betreuen. Das betrifft gerade ältere Patienten und geht dann über in den Bereich der Geriatrie. Aber grundsätzlich ist klar: Die Allgemeinmedizin ist ein ambulantes Fach und kann auch nur in einer echten Praxis gelehrt werden. Inwieweit es möglich ist, auch an der LMU eine Struktur zu entwickeln, die den Vorstellungen der Menschen an eine echte Hausarztpraxis und den Vorstellungen einer Universität an eine Hochleistungslehrpraxis entspricht, ist eine spannende Herausforderung. Es wäre schön, wenn wir eine Praxis hätten, in der Forschung und Lehre gemacht wird, in der aber auch gute hausärztliche Versorgung stattfindet. Das ist jetzt aber noch nicht das wichtigste Ziel des Instituts, das gehört eher in den Fünf- oder Zehn-Jahres-Plan.
Was werden die Forschungsschwerpunkte des Instituts sein? Wird nun eine echte Versorgungsforschung etabliert?
Ja, das ist die Hoffnung. Wir wollen Forschung betreiben, die Probleme und Inhalte aus der Praxis aufgreift und deren Ergebnisse dann direkt in der Praxis umsetzbar sind. Ein Stichwort ist das Präventionsgesetz. Bei Gesundheitsförderung und Prävention kann die Allgemeinmedizin in der Forschung viel leisten. Was mich persönlich sehr bewegt, ist die Schnittstellen-Forschung. Wir haben in Deutschland zahlreiche Schnittstellen: zwischen Klinik und Praxis, zwischen Hausarzt und Spezialisten und zwischen Medizinern und paramedizinischen Berufen wie Physiotherapie oder Pflege. Diese Schnittstellen mögen im Einzelbereich gut entwickelt sein und an einigen Stellen auch gut funktionieren, aber grundsätzlich ist da noch sehr viel Handlungs- und Verbesserungsbedarf, um die Zufriedenheit auf beiden Seiten zu erhöhen. Wir müssen herausfinden: was läuft gut, was läuft nicht gut? Die Systemforschung ist sehr wichtig, um die Versorgungsstrukturen zu erfassen.
In der Vergangenheit hatte man den Eindruck, dass es zwischen Spezialisten an den Universitätskliniken und niedergelassenen Allgemeinmedizinern Vorbehalte gab, die sich in Bezeichnungen wie „Fachidioten“ einerseits und „Dilettanten“ andererseits widerspiegeln. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?
Ich persönlich habe hier an der LMU nie erlebt, dass jemand auf mich herabgeblickt hätte. Aber es stimmt schon, dass jahrelang unberechtigte Klischees im Raum standen. Mir ist eine gute Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen extrem wichtig, weil ich fest davon überzeugt bin, dass beide Seiten viel voneinander lernen können. Die Allgemeinmedizin draußen in der Praxis kann nur in einem engen vertrauensvollen Netzwerk mit den umgebenden Fachkollegen funktionieren. Die Aufgabe des Instituts sehe ich dazu analog: Es muss ein Netzwerk aufgebaut werden, das auf klinisch-medizinischer Zusammenarbeit, auf gemeinsamen wissenschaftlichen Interessen, und auf dem Wunsch voneinander zu lernen basiert. Unser gemeinsames Ziel ist es doch, das Beste für die Patientenversorgung zu erreichen.
Sind Sie optimistisch, dass die Einrichtung von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin dazu führen wird, dass in Zukunft wieder genug Ärzte den Hausarztberuf ergreifen?
Ob genug Studierende Hausärztin oder Hausarzt werden, ist schwierig zu beantworten. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Auf die Bedingungen in der Weiterbildung, die nach der Universitätsausbildung kommt, und auf die spätere Arbeitsrealität haben wir hier ja nur begrenzt Einfluss. Umso wichtiger ist es, dass ein Institut für Allgemeinmedizin immer im engen Kontakt steht mit der Landesärztekammer, die die Weiterbildung ordnet und regelt, mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die die Niederlassung regelt, und mit dem Hausärzteverband. Wir brauchen ein Gesamtkonzept. Das muss anfangen mit der Begeisterung im Studium, weitergehen mit einer lückenlosen Weiterbildung im Verbund, die die Ärztekammer organisiert, und dann zu einer Praxisgründung führt – unterstützt durch die KV und den Berufsverband. Wir haben hier nicht auf alles Einfluss, aber ich merke schon, dass sich – nachdem viele Jahre ein sehr negatives Berufsbild gezeichnet wurde – eine positivere Stimmung an den Universitäten entwickelt und sich mehr Studenten für das Fach interessieren. Wir müssen allerdings bedenken, dass wir eine Latenzzeit haben. Wenn ich jetzt im 5. Semester eine Studentin begeistern kann, dauert das noch viele Jahre, bis sie in der Praxis ankommt. Aber unter den Studierenden spricht sich langsam herum: Auch der Hausarzt-Beruf ist mit Familienleben und normaler Familienplanung vereinbar. Ein Hausarzt mag nicht der bestverdienende aller Mediziner sein, aber man kann davon mehr als gut und sicher leben. Außerdem ist die Hausarztmedizin sehr nah am Menschen und ungeheuer vielfältig; sie ist die einzige Disziplin, die noch die ganze Medizin zumindest in der Theorie umfasst.

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Besseres Image für den Hausarzt
Mediziner sollen wieder Lust auf diesen Beruf bekommen. Darum bemüht sich an der LMU das neue Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München wurde das Institut für Allgemeinmedizin gegründet. Seine Aufgabe ist es, Lehre und Forschung in diesem Fach der medizinischen Ausbildung (Medizinisches Curriculum, MeCuM) zu koordinieren und weiterzuentwickeln. An weit über 250 Lehrpraxen in und um München werden Studierende der Medizin in zahlreichen Pflichtveranstaltungen am Patienten ausgebildet und direkt mit dem Beruf in Berührung gebracht. Zuständig sind ehrenamtlich tätige Lehrbeauftragte, das sind aktive und erfahrene Hausärzte mit besonderem Engagement und didaktischem Geschick. Kommissarischer Leiter des Instituts ist der niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin, Professor Dr. Jörg Schelling. Er sagt: „In den Lehrpraxen wird der Unterricht unter den Alltagsbedingungen hausärztlicher Praxen durchgeführt. Studierende lernen so die faszinierende Vielfalt der allgemeinmedizinischen Tätigkeit kennen. Wir müssen den Beruf des Hausarztes für den Nachwuchs wieder attraktiv machen.“ Das Institut entwickelte sich aus dem Bereich Allgemeinmedizin, der an der Leitung der Medizinischen Poliklinik Innenstadt angebunden war. Es wurde jetzt als eigenständige Einrichtung innerhalb des Klinikums etabliert. Dies signalisiert eine deutliche Weiterentwicklung der universitären Allgemeinmedizin an der LMU. Professor Schelling: „Das sind wichtige Schritte, um den Beruf des hausärztlich tätigen Allgemeinarztes nachhaltig zu fördern.“
Die dringend notwendige Trendwende soll helfen, drohende Versorgungslücken, speziell in ländlichen Gebieten, zu schließen. Fachleute gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 jährlich 2.000 Hausärztinnen und Hausärzte ihre Praxen zumachen, Nachwuchs ist Mangelware – immer weniger junge Mediziner haben Lust auf Hausarzt.
Keine Nachfolger für Landärzte
Professor Dr. Schelling: „Schlagzeilen vom Landarzt, der keinen Nachfolger findet, beunruhigen die Menschen. Generell werden alle Studierenden der Medizin so früh wie möglich und durchgängig in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen (mit)ausgebildet. Idealerweise kommen sie während ihres gesamten Studiums kontinuierlich mit der Hausarztmedizin in Kontakt. An der LMU geschieht dies bereits in der Vorklinik und wird dann während der klinischen Semester intensiviert. Neben Fertigkeiten und Erfahrungen in typischen Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen wird die Freude an diesem abwechslungsreichen Beruf vermittelt.“ Der Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin beinhaltet die Grundversorgung aller Patienten mit körperlichen und psychischen Gesundheitsstörungen in der Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung. Wesentliche Bereiche der Prävention und Rehabilitation gehören ebenso dazu.
Wichtige erste Anlaufstelle für Patienten
Klinisch tätige Hausärztinnen und Hausärzte fungieren als erste Anlaufstelle für die Patienten und können auf ihrer Versorgungsebene die Mehrzahl der an sie herangetragenen Gesundheitsprobleme lösen. Die Allgemeinmedizin in der universitären Lehre versteht sich als Bindeglied zwischen der ambulanten hausärztlichen Tätigkeit und der klinischen wissenschaftlichen Hochschulmedizin.
Spezialisiert auf den ganzen Menschen
Professor Schelling leitet das Institut als kommissarischer Direktor und ist ein äußerst erfahrener Mann der Praxis. Er sagt: „Die Tätigkeit als hausärztlich aktiver Facharzt für Allgemeinmedizin ist, wie ich aus meiner täglichen Praxis in Martinsried bestätigen kann, ungemein interessant und befriedigend. Der Patient wird in seiner Gesamtheit und in seinem familiären und sozialen Umfeld wahrgenommen und behandelt – Allgemeinmedizin ist spezialisiert auf den ganzen Menschen.“

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Immer kalte Füße?
Ein typisches Frauenproblem – wie der Hausarzt helfen kann und was man selber unternehmen kann. Gerade zur Winterzeit gehen viele Frauen mit dicken Socken und einer Wärmflasche ins Bett. Das Wetter ist eine Erklärung für das Problem. Doch es gibt auch eine Reihe anderer Gründe für Eisbeine (und oftmals auch kalte Hände). KLINIKUM aktuell sprach darüber mit Prof. Dr. Jörg Schelling, kommissarischer Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der LMU.
Zu kalten Füßen kommt es primär durch Durchblutungsstörungen. Die können nervlich bedingt sein oder durch Gefäßprobleme, durch eine Fehlregulation, durch Stress und Belastung. Das sind die Hauptursachen, denen wir in der Praxis begegnen. Doch es treten immer wieder auch Verläufe mit anderen Ursachen auf. Wenn beispielsweise zu heftigen Bauchschmerzen die Füße sehr schnell sehr kalt werden, dann haben wir es mit einer akuten körperlichen Problematik zu tun. Da muss der Arzt nicht versuchen, biopsychosoziale Zusammenhänge zu klären, sondern notfallmäßig handeln. Kalte Füße können auch, wenngleich selten, im Zusammenhang mit einer Embolie auftreten.
Der Allgemeinmediziner sieht ja nicht nur isoliert ein Symptom, sondern immer den ganzen Menschen. Deshalb wird sein Beratungsansatz stark davon beeinflusst, was der Mensch mitbringt. Ein älterer Patient mit Vorerkrankungen der Gefäße oder mit Diabetes wird anders beurteilt als eine junge Frau, die sonst keine Begleiterkrankung hat. Normalerweise weiß der Hausarzt in etwa, was dieser Patient noch mitbringt, ob er beispielsweise Raucher ist.
Generell raten wir, andere Ursachen auszuschließen. Wir machen eine Anamnese, erheben also die medizinische Vorgeschichte. Dazu kommt oftmals Diagnostik mit Messung des Blutdrucks und der Durchblutung, Blutabnahme für Laboruntersuchungen, um Diabetes oder Anämie, also Blutarmut, abzuklären. All dies geschieht in der Regel beim ersten Besuch. Es muss geklärt werden, ob eine andere Erkrankung dahintersteckt, ob es eine familiäre Vorgeschichte gibt. Wobei die Untersuchung der Schilddrüse immer zur Basisdiagnostik gehören sollte.
Je nach Ergebnis muss nach schulmedizinischem Ansatz individuell vorgegangen werden, auch mit Medikamenten. Der Arzt kann bei organischen und funktionellen peripheren Durchblutungsstörungen Kalziumantagonisten verordnen. Das muss aber abgewogen werden. Wenn der Patient dies nicht möchte oder wenn die Nebenwirkungen größer wären als die Wirkung, wenn nichts Gefährliches dahintersteckt, helfen praktische Verhaltenstipps. Es gibt auch homöopathische Ansätze, der Arzt sollte sie nicht ablehnen, wenn der Patient sich davon Hilfe verspricht. Dann funktionieren Globuli – wer hilft, hat recht.
Ein Thema ist auch die Ernährung. Wer rein vegan lebt oder strikt auf Diät ist, magersüchtig oder sonst wie mangelernährt, leidet oftmals unter kalten Füßen. Und unter starkem Stress, weil er bestimmte gesellschaftliche Vorgaben erfüllen möchte. Auch das muss beim hausärztlichen Gesamtblick betrachtet werden.
Von meinem Vater, der auch Hausarzt war, habe ich gelernt: Der erste Patient Montag früh und der letzte am Freitagabend können genau die sein, die am schwersten krank sind. Man kann kalte Füße also nicht einfach als Banalität abtun, denn es kann immer eine hochkomplexe Problematik die Ursache sein.
Frauen haben häufiger kalte Füße als Männer, und das nicht nur im Winter. Vermutlich liegt es daran, dass der weibliche Organismus insgesamt weniger Wärme produziert, weil Frauen mit einer geringeren Muskelmasse und weniger Körpermasse ausgestattet sind als Männer. So bekommen sie Probleme, wenn die Temperaturen fallen. Ein überaktives vegetatives Nervensystem, die Neigung zu niedrigem Blutdruck und eine Reihe anderer Faktoren können ebenfalls mitverantwortlich sein. Sinkt die Außentemperatur, ist unser Körper darauf programmiert, vor allem die Körpermitte und mit ihr die lebenswichtigen Organe sowie das Gehirn zu schützen. Dafür entzieht er den äußersten Gliedmaßen, also Fingern, Zehen, Händen und Füßen Wärme. Das geschieht, indem er das Wärmetransportmittel Blut reduziert. Wir frieren.
Nasse Füße: Durch die kühle Feuchtigkeit auf der Haut bildet sich Verdunstungskälte – der Körper stellt die Blutgefäße enger. Das passiert auch bei Schweißfüßen. Chronisch gestörtes Kälteempfinden: Mit dem Blut wird die innere Körperwärme in die weiter vom Herzen entfernten Teile und an die Körperoberfläche transportiert. Funktioniert das an den Füßen nur schlecht, frieren wir – die Füße fangen an, zu schmerzen, die Haut kann sich verfärben, Gewebe sich verändern. Störungen im gesamten Blutkreislauf sowie in den Gefäßen vor Ort sind dafür verantwortlich.
Nerven und Hormone: Unsere Füße sind hochsensibel. Feinste Sensoren der Haut und Muskeln melden jeden Druck, jeden äußeren Reiz. Tausende Nervenbahnen enden in den Zehenspitzen und leiten Informationen weiter. Bestimmte Nervenverbindungen sind maßgeblich daran beteiligt, dass je nach Bedarf mehr oder weniger Blut in die einzelnen Körperteile fließt.
Nervenstörungen: vor allem im peripheren Nervensystem, wirken sich auf die Kälte- und Wärmeregulation der Füße aus. Diabetes zum Beispiel kann über die Jahre zu solchen Schäden führen (diabetische Neuropathie).

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Jörg Schelling: Werbung für den Hausarzt
Am 1. Oktober 2014 wurde an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) das Institut für Allgemeinmedizin eröffnet. Kommissarischer Leiter ist der niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin, Prof. Dr. med. Jörg Schelling. „Die Tätigkeit als hausärztlich aktiver Facharzt für Allgemeinmedizin ist ungemein interessant und befriedigend. Der Patient wird in seiner Gesamtheit und in seinem familiären und sozialen Umfeld wahrgenommen und behandelt. Diese Freude am ärztlichen Beruf möchte ich den Studierenden in der Praxis und den Lehrveranstaltungen weitergeben und vermitteln“, betont Schelling. Das Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lehre und Forschung in der allgemeinmedizinischen Ausbildung zu koordinieren und weiterzuentwickeln. Die Ausbildung der Studenten erfolgt an über 250 Lehrpraxen unter Alltagsbedingungen. Die Lehrbeauftragten – aktive und erfahrene Hausärzte – sind allesamt ehrenamtlich tätig. Das Institut ist eine Weiterentwicklung der universitären Ausbildung im Fach Allgemeinmedizin an der LMU und soll dazu beitragen, drohende Versorgungslücken, speziell in ländlichen Gebieten, zu schließen. „Generell werden alle Studierenden der Medizin so früh wie möglich und durchgängig in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen (mit)ausgebildet. An der LMU geschieht dies bereits in der Vorklinik und wird dann während der klinischen Semester intensiviert“, erklärt Schelling. Die Vermittlung der Lehrinhalte geschieht im Rahmen der Novelle der Approbationsordnung.

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Neu an der LMU: das Institut für Allgemeinmedizin
Professor Dr. Jörg Schelling leitet die wichtige Einrichtung. Der Beruf des Hausarztes soll wieder attraktiver werden. An der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München wurde zum 1. Oktober 2014 das Institut für Allgemeinmedizin gegründet. Seine Aufgabe ist es, Lehre und Forschung in diesem Fach der medizinischen Ausbildung (Medizinisches Curriculum, MeCuM) zu koordinieren und weiterzuentwickeln. An weit über 250 Lehrpraxen in und um München werden Studierende der Medizin in zahlreichen Pflichtveranstaltungen am Patienten ausgebildet, werden sie direkt mit dem Beruf in Berührung gebracht. Zuständig sind ehrenamtlich tätige Lehrbeauftragte, das sind aktive und erfahrene Hausärzte mit besonderem Engagement und didaktischem Geschick. Leiter des Instituts ist der niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin, Professor Dr. Jörg Schelling. Er sagt: „In den Lehrpraxen wird der Unterricht unter den Alltagsbedingungen hausärztlicher Praxen durchgeführt. Studierende lernen so die faszinierende Vielfalt der allgemeinmedizinischen Tätigkeit kennen. Wir müssen den Beruf des Hausarztes für den Nachwuchs wieder attraktiv machen.“ Das Institut entwickelte sich aus dem Bereich Allgemeinmedizin, der an der Leitung der Medizinischen Klinik IV angebunden war und von einer Kerngruppe von hausärztlichen Lehrbeauftragten organisiert wurde. Es wurde jetzt als eigenständige Einrichtung innerhalb des Klinikums etabliert. Dies signalisiert eine deutliche Weiterentwicklung der universitären Allgemeinmedizin an der LMU. Professor Schelling: „Das sind wichtige Schritte, um den Beruf des hausärztlich tätigen Allgemeinarztes nachhaltig zu fördern.“ Die dringend notwendige Trendwende soll helfen, um drohende Versorgungslücken, speziell in ländlichen Gebieten, zu schließen. Fachleute gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 jährlich 2.000 Hausärztinnen und Hausärzte ihre Praxen zumachen, Nachwuchs ist Mangelware – immer weniger junge Mediziner haben Lust auf Hausarzt. 2009 wurde ein bundesweites Förderprogramm aufgelegt, zahlreiche Initiativen einzelner Bundesländer, der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Ärztekammern kamen hinzu. Der gewünschte Erfolg blieb aus. Professor Dr. Schelling: „Schlagzeilen vom Landarzt, der keinen Nachfolger findet, beunruhigen die Menschen. Bei diesem zentralen Thema herrscht innerhalb der wissenschaftlichen Gesellschaft und bei den Lehrenden an den medizinischen Fakultäten Aufbruchsstimmung. Generell werden alle Studierenden der Medizin so früh wie möglich und durchgängig in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen (mit)ausgebildet. Idealerweise kommen sie während ihres gesamten Studiums kontinuierlich mit der Hausarztmedizin in Kontakt. An der LMU geschieht dies bereits in der Vorklinik und wird dann während der klinischen Semester intensiviert. Neben Fertigkeiten und Erfahrungen in typischen Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen wird die Freude an diesem abwechslungsreichen Beruf vermittelt. Allgemeinmedizin als Fach ist weit mehr als die Summe der wichtigsten Grundlagen anderer Disziplinen.“ Die Vermittlung der Lehrinhalte geschieht im Rahmen der Novelle der Approbationsordnung. Dazu gehören klassische Lehrformen wie Vorlesungen, Seminare und Unterricht in den Lehrpraxen ebenso wie Online-Kurse, das Pflichtprogramm im praktischen Jahr (PJ) und verschiedene Pflichtwahlseminare. Der Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin beinhaltet die Grundversorgung aller Patienten mit körperlichen und psychischen Gesundheitsstörungen in der Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung. Wesentliche Bereiche der Prävention und Rehabilitation gehören ebenso dazu. Essentielle Lehrinhalte im Studium sind beispielsweise praktische Fertigkeiten wie die körperliche Untersuchung sowie die Vermittlung von guter Gesprächsführung und ärztlicher Haltung. Es gibt eigene Denk- und Herangehensweisen, die speziell von Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzten gelehrt werden können. Klinisch tätige Hausärztinnen und Hausärzte fungieren als erste Anlaufstelle für die Patienten und können auf ihrer Versorgungsebene die Mehrzahl der an sie herangetragenen Gesundheitsprobleme lösen. Professor Schelling: „Darüber hinaus bearbeiten sie im Regelfall mehrere Fragen parallel während eines Arztkontaktes. Hausärztliche Versorgung erhöht zudem die Patientensicherheit durch individuelle, gemeinsame Abwägung von potenziellem Nutzen und Schaden von Diagnostik bzw. Therapie und dient damit teilweise der Vermeidung unnötiger medizinischer Maßnahmen.“ Die Allgemeinmedizin in der universitären Lehre versteht sich als Bindeglied zwischen der ambulanten hausärztlichen Tätigkeit und der klinischen wissenschaftlichen Hochschulmedizin. Professor Schelling: „Das Fach Allgemeinmedizin an der LMU München wird in Lehre und Forschung weiterhin nach Exzellenz streben und auch als Institut mit mehr Strukturen und Möglichkeiten ein wertvoller Teil der fakultären Vielfalt bleiben. Wir freuen uns auf die jetzt noch intensivere Zusammenarbeit mit den anderen Hauptfächern im Medizinstudium.“ Im Bereich der Forschung werden allgemeinmedizinische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bevorzugt Fragen bearbeiten, die sich aus der Praxis ergeben. Nicht zuletzt durch öffentliche Förderung wird in Deutschland die Versorgungsforschung großzügig unterstützt; in der Allgemeinmedizin gehört sie neben der klinischen Forschung zum Kern des Forschungsfeldes. Professor Schelling leitet das Institut als kommissarischer Direktor und ist ein äußerst erfahrener Mann der Praxis. Er sagt: „Die Tätigkeit als hausärztlich aktiver Facharzt für Allgemeinmedizin ist, wie ich aus meiner täglichen Praxis in Martinsried bestätigen kann, ungemein interessant und befriedigend. Der Patient wird in seiner Gesamtheit und in seinem familiären und sozialen Umfeld wahrgenommen und behandelt Allgemeinmedizin ist spezialisiert auf den ganzen Menschen. Diese Freude am ärztlichen Beruf möchte ich den Studierenden in der Praxis und den Lehrveranstaltungen weitergeben und vermitteln.“

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Uni wertet Allgemeinmedizin auf
Professor Jörg Schelling ist Leiter des neuen Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität München. Er sieht in dessen Etablierung ein Signal für die Stärkung des Hausarztberufs. Die Universität München hat jetzt ein eigenständiges Institut für Allgemeinmedizin innerhalb des Klinikums etabliert. Leiter des Instituts ist der Facharzt für Allgemeinmedizin Professor Jörg Schelling, der in einer Gemeinschaftspraxis in Martinsried niedergelassen ist. Aufgabe des Instituts ist es, Lehre und Forschung im Fach Allgemeinmedizin zu koordinieren und weiterzuentwickeln. Daran beteiligt sind auch mehr als 250 allgemeinmedizinische Lehrpraxen in München und Umgebung, in denen Studenten der Medizin einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. "In den Lehrpraxen wird der Unterricht unter den Alltagsbedingungen hausärztlicher Praxen durchgeführt", erläutert Schelling. Studenten hätten so die Möglichkeit die Vielfalt der allgemeinmedizinischen Tätigkeit kennenzulernen. "Wir müssen den Beruf des Hausarztes für den Nachwuchs wieder attraktiv machen", sagte Schelling in diesem Zusammenhang. Das Institut für Allgemeinmedizin hat sich aus dem Bereich Allgemeinmedizin entwickelt, der an der Leitung der Medizinischen Klinik IV der Uni München angebunden war und der von einer Kerngruppe von hausärztlichen Lehrbeauftragten organisiert wurde. Dass das Institut zum 1. Oktober als eigenständige Einrichtung etabliert wurde, stelle eine deutliche Weiterentwicklung der universitären Allgemeinmedizin dar, betonte Schelling. "Das sind wichtige Schritte, um den Beruf des hausärztlich tätigen Allgemeinarztes nachhaltig zu fördern", sagte er. Generell würden alle Studenten der Medizin so früh wie möglich und durchgängig in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen (mit-)ausgebildet, wobei sie idealer weise während des gesamten Studiums kontinuierlich mit der Hausarztmedizin in Kontakt kommen sollten, erklärte Schelling. An der Universität München geschehe dies bereits in der Vorklinik und werde dann während der klinischen Semester intensiviert. "Neben Fertigkeiten und Erfahrungen in typischen Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen wird die Freude an diesem abwechslungsreichen Beruf vermittelt. Allgemeinmedizin als Fach ist weit mehr als die Summe der wichtigsten Grundlagen anderer Disziplinen", sagte Schelling.

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Reisemedizin: Von boomenden Tropenkrankheiten
Dr. Jörg Schelling ist seit Kurzem Vorstandsmitglied der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin. Wenn es um die beliebtesten Reiseziele geht, stehen bei den Würmtaler Bürgern vor allem exotische Länder ganz oben auf der Liste. Der Martinsrieder Arzt Dr. med. Jörg Schelling hat es sich zum Ziel gesetzt, seine Patienten optimal auf ihren Urlaub vorzubereiten. Seit Kurzem ist der Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin Vorstandsmitglied der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin (DFR). „Wir wollen das Thema Reisemedizin wissenschaftlich voranbringen“, sagt Schelling. Rund 900 Mitglieder aus ganz Deutschland haben sich der DFR bereits angeschlossen. Dabei sind nahezu alle ärztlichen Berufsgruppen vertreten. Die Fachgesellschaft war an Jörg Schelling herangetreten, nachdem ein Kollege aus Frankfurt sein Amt als Beisitzer abgegeben hatte. In seiner Funktion als Forschungsleiter für Allgemeinmedizin ist Schelling gut mit der Münchner Ludwig-Maximilians- Universität vernetzt. Im Bereich der Reisemedizin hat er außerdem eine entsprechende Ausbildung absolviert. Dazu gehört unter anderem das Basiszertifikat, das insgesamt 32 Stunden umfasst und sich über zwei Wochenenden erstreckt. Teil des Seminars sind die Malariaprophylaxe sowie Impfungen gegen Hepatitis und Tollwut. „Der Kurs bietet eine solide Grundlage“, so Schelling. Das war dem Martinsrieder nicht genug. Er erwarb zusätzlich das Fachzertifikat. Der entsprechende Kurs, der beispielsweise vom Centrum für Reisemedizin (CRM) angeboten wird, umfasst insgesamt 120 Stunden. Um einen Überblick über das breite Spektrum der reisemedizinischen Beratung in Deutschland zu gewinnen, führte Jörg Schelling erstmals eine Erhebung durch. Rund 280 Personen nahmen an seiner elektronischen Befragung teil. Die Auswertung brachte ihm jetzt den zweiten Platz des Erich-Kröger- und Klaus- Jörg-Volkmer-Förderpreises ein, den die DFR zum ersten Mal ausgeschrieben hatte. Jörg Schelling ist einer von zwei Fachärzten für Reisemedizin im Würmtal. „Man muss immer auf dem Laufen- den bleiben, so wie das aktuell bei Ebola der Fall ist.“ Der gefährliche Erreger hat im westafrikanischen Guinea bislang rund 100 Menschen das Leben gekostet. Medikamente oder andere Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht. Auch gegen das Dengue-Fieber, das unter anderem in Thailand und Vietnam auftritt, gibt es keinen Impfstoff. Weil der Virus überwiegend von Stechmücken übertragen wird, kann man sich aber durch entsprechende Vorbereitung schützen. So gibt es spezielle Produkte, die der Reisende auf die Haut oder Kleidung aufträgt. Die Wirkstoffe DEET und Permethrin halten selbst Flöhe oder Wanzen fern. Das Risiko einer Malaria-Infektion kann ebenfalls durch den richtigen Insektenschutz vermindert werden. „Viele Reisende haben Angst vor Malaria, dabei zählt das Dengue-Fieber zu den boomenden Tropenkrankheiten“, berichtet Jörg Schelling. Südostasien gehört nicht nur zum Hauptverbreitungsgebiet, sondern auch zu den beliebtesten Reisezielen der Würmtaler Bevölkerung. Und während es die beruflich Reisenden zunehmend nach China verschlägt, stehen für die Langzeitaufenthalte vor allem Australien und Neuseeland hoch im Kurs. Gegen das Gelbfieber, das in Afrika und Südamerika auftritt, gibt es zwar einen Impfstoff. Die Praxen brauchen zur Impfung allerdings erst eine Zulassung. So muss unter anderem eine gesicherte Kühlkette gewährleistet sein. Das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit hat sowohl Jörg Schelling als auch seinem Bruder Jens Schelling, mit dem er die Praxis führt, die Genehmigung erteilt. Von den Engpässen, die derzeit bei den Impfstoffen gegen Gelbfieber und Tollwut herrschen, ist die Martinsrieder Gemeinschaftspraxis nicht betroffen. „Wenn unsere Vorräte zur Neige gehen, sorgen wir sofort für Nachschub“, erzählt Schelling. Für ihn ist die reisemedizinische Beratung eine schöne Abwechslung zu seinen üblichen Pflichten als Allgemeinmediziner. Er freue sich sehr, wenn ihm seine Patienten nach der Rückkehr von ihrem Urlaub erzählen. „Das ist fast so, als ob ich selbst dabei gewesen wäre."

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Impfmanagement Software entlastet die Hausarztpraxis
Vor acht Jahren hat die Gemeinschaftspraxis Martinsried ein computerbasiertes Impfmanagement eingeführt. Mit Erfolg. Die Durchimpfungsraten stiegen deutlich an. Zudem erleichtert das Programm die Arbeit "kolossal", so der Praxischef. Hausarzt Dr. Jörg Schelling aus Martinsried betreibt ein modernes Impfmanagement samt Spezialkühlschränken in seiner Praxis. Bei der Steigerung der Impfquoten spielen Hausärzte und Kinderärzte die wichtigste Rolle, meint der Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. Jörg Schelling aus Martinsried bei München. Zwar gebe es unzählige Aktionen, Kampagnen und Initiativen, um die Bereitschaft zum Impfen in der Bevölkerung zu erhöhen. Wenn es jedoch drauf ankommt, liege die Hauptlast des Impfens nach wie vor beim Hausarzt oder beim Kinderarzt, betont Schelling. Vor bald acht Jahren hat die Gemeinschaftspraxis Martinsried der Brüder Jens und Jörg Schelling ein modernes Impfmanagement eingeführt, das nach anfänglich zähem Start rasch zu einer deutlichen und messbaren Steigerung der Impfquoten geführt hat. Dabei setzt die Praxis, in der neben den beiden Schellings auch die angestellten Allgemeinärztinnen Dr. Christine Heßing und Dr. Julia Ernst sowie ein Weiterbildungsassistent tätig sind, die Software Impf-doc® ein, das vom Institut für medizinische Information in Berlin entwickelt wurde. Mit seiner softwaregestützten Umsetzung des Impfmanagements hat sich Schelling 2013 am Wettbewerb "Die innovative Arztpraxis" beteiligt, der jährlich von der Fachverlagsgruppe Springer Medizin und vom Biopharmaunternehmen UCB initiiert wird. Schelling war dabei in der Top Ten unter den Bewerbern. Die Software integriert sich in die Praxis-EDV, sodass über eine Schnittstelle Patienten- und impfrelevante Daten ausgetauscht werden. "Mit einem Klick kann man sofort den momentanen Impfstatus eines Patienten aufrufen und sehen, welche Impfungen aktuell und in naher Zukunft fällig sind", erklärt Jörg Schelling. Zusätzlich wird der Impfstatus durch eine Ampelsymbolik dargestellt. Berücksichtigt werden von dem Programm nicht nur Alter und Geschlecht des Patienten, sondern auch seine Vorerkrankungen und Dauerdiagnosen. "Bei einem Patienten beispielsweise mit Splenektomie würde die Software zusätzlich zu den STIKO-Empfehlungen weitere Impfungen in den Impfplan aufnehmen", erläutert Schelling. Natürlich müsse der Arzt die aktuellen STIKO-Empfehlungen kennen, um die notwendigen Vorschläge der Software überprüfen zu können, räumt Schelling ein. "Mit seinen Empfehlungen für Impfungen und Impfabständen erleichtert uns das Programm jedoch das Impfmanagement kolossal", sagt er. Fehl- oder Überimpfungen seien so vermeidbar. Zudem beinhaltet die Software eine Serienbrieffunktion, sodass die Patienten regelmäßig per Post an ihre Impfungen erinnert werden können. Ein weiterer Vorteil: Ein verloren gegangener Impfpass kann jederzeit lückenlos rekonstruiert werden. Dass es mit der Einführung des Impfmanagements zu einer deutlichen Steigerung der Durchimpfungsraten kam, war nicht zuletzt auch an den Umsätzen extrabudgetärer Leistungen und in den Quartalsabrechnungen der KV ablesbar. Schelling wollte es jedoch genauer wissen. In seiner Eigenschaft als Leiter des Forschungsbereichs Allgemeinmedizin der Universität München nahm er Kontakt mit dem Institut für medizinische Information in Berlin auf, um eine Studie mit Hausarztpraxen auf den Weg zu bringen, die bis dahin noch nicht mit der Software gearbeitet hatten. In der Studie wurden von Oktober 2010 bis September 2011 mithilfe des Programms erstmals Impfdaten aus 110 Arztpraxen in ganz Deutschland in anonymisierter Form erhoben, um die Durchimpfungsraten am Beispiel von Masern, Pertussis und Influenza vor und nach Einführung von Impf-doc® zu vergleichen. Analysiert werden nun die Impfdaten von Frauen im gebärfähigen Alter, also von 18 bis 45 Jahren, von Männern gleichen Alters, von Frauen und Männern zwischen 45 und 60 Jahren sowie zwischen 60 bis 90 Jahren. Etwa 125.000 Patienten sind inzwischen ausgewertet. Drei Doktorarbeiten an der Universität München bearbeiten derzeit anhand der Daten spezielle Fragestellungen. Erste, vorläufige Ergebnisse zeigen deutliche Steigerungen, und zwar in allen Bereichen, berichtet Schelling. Die Steigerungen seien höher, als man mit anderen Interventionen, wie Schulungen, Aktionen der Gesundheitsämter oder Fortbildungsveranstaltungen erreichen kann. So betrug die Durchimpfungsrate bei Frauen zwischen 18 und 45 Jahren bei der einmaligen Masern-Impfung vor Beginn der Studie etwa 33 Prozent und stieg nach Einführung von Impf-doc® im ersten Jahr auf 37 Prozent an. Nach vier Jahren erreichte sie fast 48 Prozent. Die von der STIKO empfohlene zweimalige Masern-Impfung hatten vorher 17 Prozent der Frauen, nach einem Jahr 21 Prozent und nach vier Jahren über 30 Prozent. Ähnliche Einwicklungen gebe es bei den Masernimpfungen, bei der TdaP-Impfung, die die STIKO seit Juli 2009 bei allen Erwachsenen einmalig empfiehlt oder bei der Influenza-Impfung, berichtet Schelling. Um das Impfmanagement wirksam umsetzen zu können, stehen in der Praxis für die Impfstoffe zwei abschließbare Spezialkühlschränke mit einer außen sichtbaren Temperaturanzeige. Die Impfstoffverwaltung mit einem lückenlosen Nachweis der Impfstoffe einschließlich der Chargen-Nummern sowie der Verwendung läuft ebenfalls über die Praxissoftware. "So können wir auch gegenüber der KV jederzeit nachweisen, wer, wann welche Impfung bekommen hat", erläutert Schelling.

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Die nächste Grippewelle kommt bestimmt
Sie kommt jedes Jahr, auch wenn man nicht genau weiß, wie stark und wann sie in Deutschland ankommt. Die Grippe breitet sich hierzulande meistens in den späten Wintermonaten aus. Dann sollten Menschen ab 60 geimpft sein und ihre körpereigenen Abwehrkräfte in Schwung gebracht haben. Die echte Virusgrippe ist kein banaler Infekt, sondern kann für ältere Menschen und alle, die durch chronische Krankheiten vorbelastet sind, eine echte Gesundheitsgefahr werden. Die echte Grippe belastet Herz und Kreislauf und für Menschen mit Problemen an den Atmungsorganen kann eine weitere Belastung schwerwiegende Folgen haben. Aber kann man sich vor Ansteckung schützen? 100 prozentige Sicherheit bietet eine Grippeschutzimpfung nicht, aber neben allgemeinen Maßnahmen zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte ist die Impfung eine gute Möglichkeit, einer Infektion mit möglicherweise fatalen Folgen vorzubeugen.
Dr. Schelling, viele Menschen fühlen sich mit 60 rundum fit und gesund. Warum empfehlen Experten ihnen trotzdem, sich gegen Grippe impfen zu lassen?
Schelling: Im höheren Lebensalter lässt die die Abwehrleistung des Immunsystems nach. Dieses als „Immunseneszenz“ bezeichnete Phänomen betrifft alle Ebenen des Immunsystems. Dadurch kann auch die Fähigkeit beeinträchtigt werden, Infektionen abzuwehren. Außerdem kann eine Krankheit nach Infektion schwerer verlaufen.
Warum muss eine Grippeschutzimpfung eigentlich jedes Jahr wiederholt werden?
Schelling: Grippeviren verändern sich. Deshalb muss die Zusammensetzung der Impfstoffe jedes Jahr an die wahrscheinliche Aktivität der einzelnen Grippeerreger angepasst werden. So können wir uns jedes Jahr gegen die aktuellen Formen des Virus schützen. In der Saison 2014/15 schützen die Grippeimpfstoffe vor 3 oder 4 unterschiedlichen Erregern.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Grippeimpfung?
Schelling: Da die Impfung in der Regel nach 7-10 Tagen eine ausreichende Immunantwort hervorruft sollte man im Oktober oder November impfen. Gegen einen früheren oder späteren Zeitpunkt ist aber nichts einzuwenden!
Kann man eigentlich trotz Impfung an einer Grippe erkranken?
Schelling: Leider schützt die Influenzaimpfung (wie jeder Impfstoff) nicht zu 100 Prozent. Bei jungen und gesunden Menschen ist eine sehr hohe Schutzrate anzunehmen. Diese nimmt bei Älteren und Hochbetagten leider ab. Dennoch ist eine Impfung der bestmögliche Schutz vor einer Infektion nach Kontakt mit den Grippeviren.
Schützt eine Grippeimpfung auch vor einem grippalen Infekt?
Schelling: Sicherlich nicht! Da zwischen den Erregern der echten und nicht ungefährlichen Influenza und den zahlreichen Viren die eine normale Erkältung auslösen keine nahe Verwandtschaft besteht, kann die Impfung hier nicht wirksam werden. Dies bedeutet aber auch dass eine Erkältung nach der Impfung keine „Nebenwirkung“ der Impfung ist.
Gibt es auch Menschen, für die eine Grippeimpfung nicht empfohlen wird?
Schelling: Menschen mit Hühnereiweißallergie sollten genau nachfragen ob der angebotene Impfstoff auch eiweißfrei ist. Zum Glück gibt es Ausweichmöglichkeiten.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Impfung?
Schelling: Die Krankenkassen übernehmen ab dem 60. Lebensjahr, bei chronischen Erkrankungen und in vielen Bundesländern auch in jedem Lebensalter und ohne Einschränkung.

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Dr. Schelling übergibt an seine Söhne
Martinsrieds erste Arztpraxis: Eröffnung 1980 in ehemaligem Bauernhof – Kindheitstraum Landarzt vor 32 Jahren verwirklicht. Mit seiner Entscheidung Ende der 70er Jahre betrat Dr. Ulf Schelling Neuland. Seine Frau hatte gehört, dass für Martinsried ein Arzt gesucht werde. Da lotete der Tübinger Mediziner die Möglichkeiten aus und fasste den Entschluss: „Hier lasse ich mich nieder.“ Inzwischen besteht die erste Martinsrieder Arztpraxis seit 32 Jahren und wurde nun an Schellings Söhne übergeben. „Lange Zeit waren wir allein auf weiter Flur“, erinnert sich der 65-jährige Gräfelfinger an die bescheidenen Anfänge zurück. Zusammen mit einem Zahnarzt und einem Apotheker bezog er 1980 in dem damals noch nicht so dicht bebauten Planegger Ortsteil einen ehemaligen Bauernhof. Beim Umbau des Pferdestalls durfte der Allgemeinmediziner und Gynäkologe eigene Anregungen einbringen. Am 4. Februar öffnete sich erstmals die Empfangstüre. Das Terminbuch war leer, die Praxis völlig unbekannt. „Mit einer Helferin habe ich darauf gewartet, dass ein Patient kommt“, erzählt Dr. Schelling, der zuvor als Oberarzt in der Gynäkologie eines Krankenhauses nahe Stuttgart tätig gewesen war. „Eine Flasche Piccolo war schon kaltgestellt.“ Noch vor Mittag spazierte eine erkältete Frau zufällig vorbei – und ließ sich behandeln. „Obwohl diese Frau längst im Osten von München wohnt, hält sie uns seit 32 Jahren die Treue.“ Das Praxisteam deutet dies als gutes Omen. Hinter Dr. Schelling liegen arbeitsreiche Jahre mit langen Wochen und kurzen Nächten. „Sprechstunden, Hausbesuche, Wochenenddienste – da darf man als Arzt nicht auf die Uhr schauen.“ Die Begeisterung für seinen Beruf ist seit der Kindheit geblieben. „Mein Vater war Landarzt, und das wollte ich auch werden.“ Schelling sammelte unter anderem im Pasinger Krankenhaus Erfahrung und gab sich die Devise vor: „Man muss nicht alles selber können, man muss sich um alle kümmern.“ Darum pflegte er stets mit Fachärzten und leitenden Ärzten der umliegenden Krankenhäuser Kontakte, um Patienten in gute Hände zu geben, und versuchte, seinen Mitarbeiterstamm bei Laune zu halten. Eine Angestellte ist schon seit 28 Jahren im Team. „Wenn am Empfangstresen gute Stimmung herrscht, fühlen sich die Patienten wohl.“ Jetzt ist Dr. Schelling froh, dass die Praxis in Familienhand bleibt. Mit seinem Sohn Jörg (39), der an der Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) als Koordinator für den Schwerpunkt Allgemeinmedizin zuständig ist, arbeitet er zusammen, seit die Allgemeinärztin Dr. Elke Menge seine Praxis 2008 verließ. Seine Kassenlizenz übergab Dr. Schelling zu Jahresbeginn seinem Sohn Jens (37), der am Krankenhaus Pasing und in einer Praxis in der Stadt tätig war. Am 32. Jahrestag der Eröffnung verabschiedete sich Dr. Schelling mit Buffet und Freibier im Gasthaus Schienhammer von rund 130 treuen Patienten. Bürgermeisterin Annemarie Detsch würdigte seine Arbeit mit anerkennenden Worten. Auch wenn Dr. Schelling nun mehr Zeit fürs Radeln, Wandern, Lesen und Reisen hat, übernimmt der 65-Jährige weiterhin organisatorische Tätigkeiten in der Praxis, hält an der LMU Vorlesungen und leitet Seminare. 

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